Bei einem Doppelanschlag der afghanischen Taliban in der Hauptstadt Kabul sind am Dienstag mehr als 20 Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten.
Die Taliban erklärten, Ziel des Anschlags sei ein mit Mitarbeitern des Geheimdienstes NDS besetzter Minibus gewesen. Die Tat ereignete sich in der Nähe des afghanischen Parlaments während des nachmittäglichen Berufsverkehrs.
Unklar blieb zunächst die genaue Zahl der Opfer. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sprach von 24 Toten und 70 Verletzten, die in Spitäler eingeliefert wurden. Andere Behörden sprachen von 21 Toten und mehr als 45 Verletzten.
Koordinierte Aktion
Offiziellen Angaben zufolge sprengte sich zunächst ein Selbstmordattentäter nahe des Parlamentsgebäudes in die Luft. Unmittelbar danach habe ein weiterer Attentäter eine Autobombe gezündet. Offensichtlich habe es sich um eine koordinierte Aktion gehandelt.
Der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, sagte, die erste Explosion sei vor einem Kleinbus, der vor dem Gebäude auf Mitarbeiter wartete, von einem Selbstmordattentäter ausgelöst worden. Er sei zu Fuss unterwegs gewesen. Die Opfer sollten nun identifiziert werden. Ob sich unter ihnen auch Abgeordnete befanden, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.
Nach Angaben eines Fotografen der Nachrichtenagentur AFP handelte es sich bei dem nachher explodierten Fahrzeug um einen Geländewagen. Der Parlamentsanbau liegt gegenüber der Amerikanischen Universität von Kabul, die im September Ziel eines schweren Attentats mit 16 Toten war.
Schlechtere Sicherheitslage
Der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte, die Angriffe hätten auf ein Fahrzeug des afghanischen Geheimdienstes gezielt. Die Taliban-Rebellen hatten zuletzt im ganzen Land trotz des Winters ihre Angriffe verstärkt. Am Dienstag sprengte sich auch in Laschkar Gah in der südlichen Provinz Helmand ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete nach Polizeiangaben sieben Menschen.
Die wiederholten Angriffe verstärken die Sorge um die Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan. Die NATO hatte ihre Kampftruppen Ende 2014 vom Hindukusch abgezogen. Die US-Armee hat aber noch rund 10'000 Soldaten im Land stationiert, um die afghanischen Truppen in ihrem Kampf gegen die Aufständischen zu unterstützen.
Im Land tobt seit Jahren der Konflikt zwischen den Regierungstruppen und den radikalislamischen Taliban, die schätzungsweise etwa ein Drittel des Landes beherrschen. Zehntausende Afghanen haben deshalb Zuflucht in Europa gesucht. (sda/afp/reu)