Studenten, die im Sommer 2017 an der Universität Oxford Mathematik- oder Informatikprüfungen ablegten, erhielten 15 Minuten mehr Prüfungszeit als ihre Kommilitonen im Jahr zuvor. Das nicht weil die Prüfungen schwieriger waren oder mehr Aufgaben beinhalteten, sondern um den Studentinnen zu helfen.
Die Uni begründete den Zeitbonus damit, dass weibliche Kandidaten eher durch Zeitdruck beeinträchtigt würden als männliche. In den vergangenen Jahren war die Zahl männlicher Studenten, die in den naturwissenschaftlichen Studiengängen Top-Noten schrieben, doppelt so hoch als bei den Studentinnen. Die 15 Minuten mehr Prüfungszeit sollten also dazu führen, dass auch mehr Frauen Top-Noten schreiben.
Doch der Versuch scheiterte. Die Noten der Studentinnen stiegen zwar, aber nur minim. Erstklassige Abschlüsse waren immer noch überwiegend männlich. Studien zufolge nehmen die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den mathematischen Fähigkeiten bereits im vierten Lebensjahr zu. Und verschlechtern sich dann von Jahr zu Jahr. Die Universität Oxford setzte folglich nicht beim Ursprung des Problems an.
Dennoch wurde die Verlängerung der Prüfung von vielen Studenten begrüsst, erntete aber auch kritische Stimmen. «Ich halte nicht sehr viel von Methoden, die ein Geschlecht bevorzugen. Aber ich freu mich, wenn der Gendergap auch anderen Leuten auffällt», sagte Antonia Siu, Sprecherin für Computerwissenschaft an der Universität Oxoford, gegenüber dem Telegraph. (ohe)