Arjen Robben ist seinem Ruf als Schwalbenkönig gestern einmal mehr gerecht geworden. «Das geht mir auf die Eier. Er lag 90 Minuten nur am Boden», sagte etwa Bochum-Keeper Manuel Riemann. Doch der «fliegende Holländer» ist nicht der einzige seiner Zunft – der Schwalben-Nachwuchs ist unterwegs, wie eine peinliche Aktion von gestern Abend zeigt.
Im Nachwuchs-Playoffspiel zwischen Celtic Glasgow und Valencia läuft die 95. Minute (Spielstand: 1:1), die «Celts» lancieren in typisch schottischer Manier einen Angriff. Valencias David Pascual läuft den Ball ab, offenbart dann allerdings seine technischen Defizite – und kurz darauf seine schauspielerische Begabung.
Mit Erfolg: Der Schiedsrichter pfeift, der Celtic-Angriff ist futsch. Am Ende kann sich Valencia über die Zeit retten und die Partie im Elfmeterschiessen (4:3) gewinnen.
Der Kommentator von «BT Sport» nennt die Aktion «absolutely shocking» («absolut schockierend»). Das ist sie – allerdings nicht in erster Linie die Schwalbe per se, sondern die Tatsache, dass sie von einem blutjungen Neuling ausgeführt wird. Vielleicht bin ich ja nur ein hoffnungsloser Idealist, aber: So viel Dreistigkeit traue ich einem 18-jährigen Fussballer normalerweise nicht zu.
Es ist nicht wegzureden: Pascual hat Eier in der Hose. In dieser Situation (bei diesem Spielstand!) den Ball aufzugeben und sich auf die erfolgreiche Täuschung des Schiedsrichtergespanns zu verlassen, zeugt von stahlharten Cojones. Und von Erfahrung. Erfahrung im überzeugenden theatralischen Fallen. Einer Erfahrung, die er eigentlich nicht haben sollte.
Wenn sich ein gestandener Profi in einem Champions-League-Final, wo mit Millionenbeträgen jongliert wird, etwas übereifrig hinlegt, ist das im Grundsatz falsch, aber aus dem heutigen, monetär-dominierten Fussball leider nicht mehr wegzudenken. Dem wird das sowieso in jedem Training eingetrichtert.
Der einzige Lichtblick: Sowohl Schwalben, als auch Schwalbenkönige sind derzeit noch eine Rarität. Noch.
Wenn allerdings bereits Naseweise, die sich eigentlich noch um gefüllte Getränkeflaschen und geputzte Schuhe kümmern müssten, über die Fussballplätze dieser Welt segeln, ist diese Rarität vielleicht schon bald Geschichte. Und wer weiss, wie schnell sich die moralische Hürde zum theatralischen Sprung dann plötzlich komplett auflöst.
Eine Schwalbe ist eine Unsportlichkeit, egal wo auf den Feld, und sollte somit mit Gelb oder auch nachträglich mit Videobeweis bestraft werden können.