Der Euro hat seine Talfahrt noch beschleunigt. Am Donnerstag fiel der Kurs der Gemeinschaftswährung nach überraschend schwachen Konjunkturdaten aus Deutschland unter 1,18 US-Dollar und erreichte bei 1,1763 Dollar den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren.
Der Euro rutschte damit sogar unter das Niveau seiner Einführung Anfang 1999. Damals hatte die EZB den ersten Referenzkurs der neuen Währung am 4. Januar auf 1,1789 Dollar festgesetzt. Der Tiefstand lag bis anhin aber bei 0,825 Dollar im Oktober 2000. Seit vergangenen Mai hat die Gemeinschaftswährung mittlerweile rund 16 Prozent an Wert verloren. Damals kratzte der Euro an der 1,40- Dollar-Marke.
Den jüngsten Kursrutsch erklärten Händler unter anderem mit enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Eurozone. Im November war der Auftragseingang in der deutschen Industrie im Vergleich zum Vormonat stärker als erwartet gesunken. Ausserdem war laut einer Umfrage der EU-Kommission die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone im Dezember überraschend schwach ausgefallen.
Für Verkaufsdruck sorgte aber auch die Aussicht auf ein weiteres Öffnen der Geldschleusen in der Eurozone. Die US-Notenbank steuert dagegen auf die erste Zinserhöhung seit 2009 zu, was dem Dollar Auftrieb gibt. Ausserdem sorgt die starke Konjunktur in den USA für positive Impulse beim Dollar. «Es besteht inzwischen kein Zweifel mehr, dass sich der US-Arbeitsmarkt bombig entwickelt», beschrieb Expertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank die Lage.
Wenn der Euro an Wert verliert, können Exportfirmen ihre Waren ausserhalb der Eurozone günstiger anbieten. Sie verfügen damit über einen wesentlichen Vorteil im harten internationalen Konkurrenzkampf.
Zum Franken schwankt der Euro eng um den Wert von 1,20 Franken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält seit 2011 an der Kursuntergrenze von 1,20 Fr. fest. (whr/sda/dpa)