Die Tempokontrollen haben am Donnerstag um 6 Uhr morgens gestartet. Dann wird bis Freitag, 6 Uhr morgens, durchkontrolliert. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wird die Aktion bereits sechs Stunden früher beendet. Grund dafür ist die Trauerfeier am 17. April in Köln für die Opfer des Germanwings-Absturzes.
Schleswig-Holstein beteiligt sich in diesem Jahr nicht am Blitz-Marathon, weil die Polizei dort mit der Sicherung des G7-Treffens beschäftigt ist.
Alle teilnehmenden deutschen Bundesländer verraten bereits jetzt die Standorte der Blitzer. Sie sind hier aufgelistet. Für Schweizer Autofahrer dürften die Radarkontrollen in Baden-Württemberg am relevantesten sein.
Neben Deutschland machen 21 weitere europäische Länder beim Blitz-Marathon mit, ausserdem auch Norwegen und Serbien. Die Schweiz, Österreich und Frankreich werden sich allerdings nicht beteiligen. Die Stiftung Roadcross erklärte gegenüber 20 Minuten, das System mit fixen und mobilen Radars reiche für die Schweiz aus.
In Deutschland kosten Tempoüberschreitungen innerorts von bis zu 20 km/h maximal 35 Euro. Ab 21 km/h bis 25 km/h Überschreitung werden 80 Euro Bussgeld und ein Punkt fällig. Fährt man ausserorts bis 20 km/h zu schnell, kostet das 30 Euro, ab 21 km/h steigt das Bussgeld auf mindestens 70 Euro, und es wird mindestens ein Punkt eingetragen.
Eine genaue Übersicht über die Höhe der deutschen Bussgelder sowie die Regelungen des Punktesystems finden Sie bei unserem Bussgeldrechner.
Im europäischen Ausland werden Verkehrssünder dagegen teils viel härter bestraft. Ein Knöllchen in Finnland richtet sich beispielsweise nach dem Einkommen – und das kann teuer werden. Ein offenbar vermögender Autofahrer aus Deutschland musste dort vor zwei Jahren 95'000 Euro zahlen, weil er innerorts mit 27 km/h zu schnell geblitzt wurde.
Laut Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) sollen Autofahrer für die Einhaltung von Tempolimits sensibilisiert werden. Überhöhte Geschwindigkeit ist die häufigste Unfallursache, alleine in Deutschland starben im vergangenen Jahr 3350 Menschen bei Verkehrsunfällen. 2014 sind EU-weit im Schnitt 70 Menschen am Tag im Strassenverkehr ums Leben gekommen. Die EU-Kommission musste dabei einräumen: Das selbst gesetzte Ziel, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 zu halbieren, droht verfehlt zu werden.
Im September 2014 haben die Beamten rund drei Millionen Autofahrer kontrolliert und dabei etwa 93'000 Raser ertappt. Bei der Premiere der Aktion ein Jahr zuvor waren 83'000 Verkehrssünder erwischt worden.
Da gehen die Meinungen auseinander. «Kontrollen, die jedes halbe Jahr stattfinden, bringen wenig. Um die Sicherheit im Verkehr langfristig zu erhöhen, muss mehr getan werden», sagte eine Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Der Auto Club Europa (ACE) hält die die europäische Blitz-Kampagne dagegen für «sinnvoll und gut begründet». Denn laut ACE steigt mit jedem zusätzlichen km/h Durchschnittsgeschwindigkeit die Unfallwahrscheinlichkeit um drei Prozent.
Die Mehrheit der Bundesbürger zweifelt laut einer Umfrage an der dauerhaften Wirkung des Blitz-Marathons. «Am nächsten Tag wird wieder gerast», antworteten fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Sie meinen, angekündigte Kontrollen wirkten sich nur am Aktionstag selbst aus. Lediglich 19 Prozent der 1065 Befragten glauben demnach, dass der Blitz-Marathon auf das Thema aufmerksam macht und bewirkt, dass auf insgesamt weniger gerast wird.
Der nächste Blitz-Marathon kommt also bestimmt.
Mit Material von dpa