Schweiz
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Post plant Preiserhöhungen und rund 100 Kündigungen

Die Post entlässt bis zu 100 Mitarbeitende – das ist ihre Begründung

21.08.2025, 09:1821.08.2025, 16:18

Wegen finanziellen Drucks will sich die Post gemäss eigenen Angaben per 2026 digitaler ausrichten. Die Reorganisation hat 100 Kündigungen zur Folge. Im ersten Halbjahr 2025 ging der Gewinn des Unternehmens zudem im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent zurück.

Ziel sei es, weiterhin eigenfinanziert und ohne Steuergelder den Grundversorgungsauftrag leisten zu können, schrieb die Post am Donnerstagmorgen. Aus diesem Grund bedürfe es einer Neuausrichtung des Post-Netzes per 2026. Bei dieser Reorganisation seien maximal 100 Kündigungen und 20 Änderungskündigungen möglich. «Wir streben eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung an», versprach das Unternehmen.

Die Ankündigung dieser Massnahmen erfolgte bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Das Betriebsergebnis der Post ging demnach um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück und liegt nun bei 118 Millionen Franken. Der Gewinn sackte um 44 Prozent auf 74 Millionen Franken ab.

Die Post stehe aber nach wie vor auf «finanziell gesunden Beinen», liess sich Björn Walker, Finanzchef ad interim, in der Mitteilung zitieren. «Die strukturellen Herausforderungen im Kerngeschäft und damit verbundene Kosten werden im Ergebnis aber offensichtlich.» Die Hauptgründe für die Ergebnisse seien der anhaltende Rückgang der Briefmenge, der Zeitungen und des Schaltergeschäfts sowie steigende Kosten.

Gestrichene Post-Stellen sollen teils extern besetzt werden

Die angekündigten 100 Entlassungen bei der Post infolge des finanziellen Drucks haben für Kritik der Gewerkschaften gesorgt. Als «fragwürdig» bezeichnete der Personalverband Transfair den Entscheid. Die Gewerkschaft Syndicom sprach von «fehlender Weitsicht».

Die Post lasse ihre Mitarbeitenden im Stich, schrieb Transfair am Donnerstag als Reaktion auf den Stellenabbau. Brisant daran sei, dass mehr als die Hälfte der Stellen neu besetzt werden soll, jedoch extern. Die Post betrachte deshalb die eigenen Leute als ungeeignet und ersetze sie lieber.

Alex Glanzmann, Leiter Finanzen, spricht an der Jahresmedienkonferenz der Schweizerischen Post, am Donnerstag, 13. Marz 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Alex Glanzmann.Bild: keystone

Dem widerspricht der Interimschef Alex Glanzmann zumindest teilweise. Seine Leute seien sehr kompetent, sagte er am Donnerstag vor den Medien in Bern. Man wolle für die neuen Stellen im Sinne der Kunden die Besten finden. Die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter könnten sich demnach ebenso darauf bewerben wie externe Fachpersonen.

Die Gewerkschaft Syndicom unterstellte dem Unternehmen eine mangelhafte Personalpolitik und sprach von einem Schock. Seit Monaten würden die Postangestellten in Workshops und Meetings engagiert an der Gestaltung ihrer zukünftigen Arbeit mitarbeiten, hiess es im Communiqué am Donnerstag.

Die neuen Stellen jetzt vor allem extern besetzen zu wollen, sei «ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten». Dies sei skandalös und zeuge von fehlender Weitsicht. Syndicom verlangte, dass die Post ihre soziale Verantwortung vollumfänglich wahrnehme. Dies versprach Glanzmann auch zu tun. (rbu/sda)

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109 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TRN
21.08.2025 09:52registriert Dezember 2021
Das passt nicht zusammen. Die Post erwirtschaftet offenbar nach wie vor einen Reingewinn (74 Mio. Franken im Halbjahr). Es ist nachvollziehbar, dass die Post in einem gewissen Umfang einen Gewinn erzielen muss, um in der Lage zu sein, Investitionen zu tätigen. Aber grundsätzlich sollte das Unternehmen, das einen Service Public erbringt, nicht gewinnorientiert geführt werden. Da offenbar Gewinne erwirtschaftet werden ist die angekündigte Reorganisation und Leistungsreduktion nicht nachvollziehbar. Vor allem für ältere Menschen ist es schwierig, noch weiter weg gelegene Poststellen aufzusuchen.
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Petersilly
21.08.2025 09:34registriert August 2020
Es tut mir leid für die, die den Job verlieren.
Für uns Kunden bedeutet "Preiserhöhungen und rund 100 Kündigungen" eigentlich nur für mehr Geld weniger Service.

Nein, die Schweizerische Post hat im ersten Halbjahr 2025 keinen Verlust gemacht, sondern ein solides Ergebnis erzielt. Zwar lag das Betriebsergebnis (EBIT) mit 57 Millionen Franken unter dem Vorjahreswert, aber der Konzern konnte einen Gewinn von 36 Millionen Franken verbuchen, wie die Post selbst mitteilt.

Die Post begegnet den Herausforderungen mit einer klaren Strategie und modernisiert ihre Dienstleistungen.

Ja genau ... :-(
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Kilian Fischer (1)
21.08.2025 10:03registriert Juni 2024
"...Rückgang des Schaltergeschäfts..."

Bin kein Sherlock, aber es könnte sein, dass dies damit zusammenhängt, weil es ja immer weniger Schalter gibt.
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