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Walpurgisnacht: Wieso die Teilnahme einst unter Todesstrafe stand

„Heia Walpurgis“: So lautet der Ruf in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Vielerorts wird als Hexe verkleidet um ein Feuer getanzt.
„Heia Walpurgis“: So lautet der Ruf in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Vielerorts wird als Hexe verkleidet um ein Feuer getanzt.Bild: (KEYSTONE/AP Photo/Fabian Bimmer)

Walpurgisnacht: Wieso die Teilnahme einst unter Todesstrafe stand

Die heilige Walburga, eine Äbtissin aus dem 8. Jahrhundert, hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass man ein Fest nach ihr benennt. Und dass man dieses bis heute feiert – wenn auch unter anderen Vorzeichen.
30.04.2023, 11:0030.04.2023, 11:00
Cornelia Egli / ch media
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Die Walpurgisnacht, das ist traditionell die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Bekannt ist sie von Nord- bis Mitteleuropa. Die Namensgeberin ist eher zufällig: An einem 1. Mai im 9. Jahrhundert wurde die angelsächsische Benediktinerin Walburga, später Äbtissin des Frauen- und Männerklosters im deutschen Heidenheim, von Papst Hadrian II. heiliggesprochen.

Dass um dieses Datum herum Frühlingsfeste gefeiert wurden, mit denen man den entbehrungsreichen Winter hinter sich lassen konnte, reicht viel weiter zurück. So hatten schon die Kelten zwei grosse Feste im Jahr, jeweils zum Anfang der kalten und zur warmen Jahreszeit: Samhain und Beltane, ersteres ist heute als Halloween populär. Mit letzterem, der heutigen Walpurgisnacht, hat sich Marie-Christine Egger, freischaffende Stadtführerin, intensiv auseinandergesetzt. In Solothurn bietet sie heuer einen Rundgang zu dem Thema an.

Beten statt tanzen

«Die Leute sprangen übers Feuer und trieben es in den Feldern», erklärt Egger die typischen Vorgänge in jener Nacht. Man habe damit den keltischen Gott der Fruchtbarkeit wecken wollen. «Dieser stieg so an die Erdoberfläche.» Später waren den christlichen Synoden solche Frivolitäten ein Dorn im Auge. Also versuchten sie, heidnische Riten wie diese abzuschaffen.

«Die Kirche wollte ein christliches Fest daraus machen, es verwandeln», sagt die Trägerin des Solothurner Heimatschutzpreises. Also wurde es kurzerhand nach einer Heiligen benannt. «Fortan war tanzen und singen nicht mehr erlaubt. Man sollte brav in die Kirche gehen.»

Wer in Verdacht geriet, an solchen Ritualen teilzunehmen, galt als vom Teufel eingeholt, sprich, als Hexe oder Hexer und wurde verfolgt, gefoltert, verurteilt und letztlich verbrannt oder ertränkt. Werke wie Goethes Faust taten nach dem Ende der Hexenverfolgung in Europa das Ihrige, um die Fantasievorstellungen rund um den sogenannten «Hexensabbat», wie die Walpurgisnacht auch genannt wird, zu befeuern.

Hexen als Sündenböcke

Mit dem Bild der «bösen Hexe» will Egger aufräumen. «Hexen waren passiv, sie haben alles über sich ergehen lassen», erklärt sie. «Bei Missernten mussten sie als Sündenböcke herhalten.» Das Buch «Hexenhammer» des Inquisitors Heinrich Kramer von 1486 legitimierte das brutale Vorgehen gegen die Frauen. «Meist waren es Witwen, die betteln mussten, die alt und hässlich waren, stanken und anderen zur Last fielen.» So konnte man sie loswerden.

Aber auch Männer landeten auf den Scheiterhaufen. Vermeintliche Hexer und Hexen wurden so lange gefoltert, bis sie alles Mögliche zugaben – selbst, dass sie auf einem Besen fliegen können.

In jüngster Zeit hat eine Umdeutung stattgefunden: Hexen werden als selbstbestimmte, starke Personen dargestellt. Ob Harry Potter, Buffy, Sabrina oder Bibi Blocksberg: Sie alle sind in Film und Fernsehen Heldenfiguren. «Ich habe Mühe damit», so Egger. Denn mit der Hexenverfolgung, wie sie in anderen Ländern bis heute vorkommt, habe das nichts zu tun. «Es ist einfach etwas anderes.»

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