Auf die Berner Schlösser kommt ein kalter Winter zu – denn die meisten sind schlecht isoliert oder haben gar keine Heizung. Einige, die auch im Winter offen sind, müssen wegen der alten Heizungen horrende Rechnungen fürchten.
Darum ist für Mario Bucher, Direktor Schloss Hünigen, klar: «Im kommenden Jahr werden wir in Lüftung, Heizung und Solar investieren, um den Widrigkeiten zu trotzen.» Die steigenden Energiekosten würde das Schloss vor Herausforderungen stellen. Wenn die Heizung ausfällt, würde es «unangenehm» kalt, aber «zum Glück haben wir alte, schöne Feuerstellen, vor denen man sich mit einem schönen Cognac aufwärmen könnte», so Bucher.
Auch das alte Schloss Burgdorf nur wenig isoliert, wodurch mehr Heizenergie benötigt wird. Die vorhandenen finanziellen Mittel dafür seien knapp, sagt Daniel Furter, Museumsleiter im Schloss Burgdorf. Dazu komme: «Tatsächlich sehen wir uns trotz Sparanstrengungen vermutlich mit einer Verdoppelung der Energiekosten konfrontiert.» Das Museum hat eine Lösung bereit: So wurden die Temperaturen abgesenkt und die Besuchenden «zum Jackentragen eingeladen».
Sich warm anziehen, müssten Besuchende auch im Schloss Hünegg, wenn es denn offen wäre. Dort misst Betriebsleiter Toby Adam die Temperatur selbst. Da Museumsräume nicht geheizt werden, ist es nur zwei Grad warm. Weil die steigenden Strom- und Heizkosten das Museum vor Herausforderungen stellen, hat Adam schon reagiert. Seit Saisonende Mitte Oktober wird auf die dekorative Aussenbeleuchtung und sogar auf die Hauptbeleuchtung des Gebäudes verzichtet. Ein weiterer Knackpunkt für den Betriebsleiter: «Die Kälte erschwert die vielen Arbeiten im Innenbereich.» Im Winter sei das Museum zwar geschlossen, aber es passiere viel hinter den Kulissen, so Adam. Für Mitarbeitende wird es wohl kalt.
Roger Lehmann, Geschäftsführer im Schloss Schadau, muss diesen Winter grosse Hürden überwinden. Das Schloss wurde zwar 2019 renoviert und zum Hotel umgenutzt und Licht und Küche seien auf dem modernsten Stand, so Lehmann. Aber die Fenster und Türen in den oberen Etagen würden nicht einem modernen Standard entsprechen. Teuer kommt das vor allem, weil diese Hotelzimmer mit einer Gasheizung ausgestattet sind. Es habe keine Alternative gegeben und ohne eine gewisse Grundwärme, würden Schäden durch die Feuchtigkeit entstehen. Weil man den Gästen trotzdem einen zeitgemässen Komfort bieten wolle, bereiten die Gaskosten dem Geschäftsführer grosse wirtschaftliche Sorgen. Dasselbe gilt für die Energieversorgung in der Küche. «Hier ist es nicht in erster Linie der Preis, sondern die Planungsunsicherheit», führt Lehmann aus. «Zudem schulen wir aktuell die Teammitglieder auf Energiereduktion und arbeiten Notfallszenarien mit diversen Optionen aus.»
Wenn das Schloss Jegenstorf im Winter offen wäre, müssten die Besuchenden bibbern. Denn der über 1000 Jahre alte Bau war als Sommerresidenz genutzt worden – und ist nicht für den Winter ausgestattet. «Darum gibt es ausser ein paar Kaminen kein Heizsystem», erklärt Michael Keller, Leiter des Schlosses und des Museums. Nur die Wohnung des Schlosswartes sei beheizt. Aus diesem Grund bereitet ihm die aktuelle Lage keine grossen Sorgen. Keller räumt aber ein: «Wir haben weitere Gebäude auf dem Schlossareal, die wir bewirtschaften und auch beheizen und da schauen wir aktuell genau hin und verfolgen die Entwicklung.»
«Das Schloss Thun, der 800 Jahre alte Donjon, verfügt ohnehin über keine Heizung», sagt Yvonne Wirth, Museumsleiterin. Es werde bis zu 12 Grad kalt, im Dach sogar noch kälter. Wer im Winter ins Schloss geht, muss sich also warm einpacken. Gutes Schuhwerk ist auch gefragt. Wenn es im Winter nämlich schneit, könne es sein, dass es im Dachgeschoss rutschig ist, warnt Wirth.