Neben einem Aareschwumm gehören mittlerweile auch Hitzewellen zum Berner Sommer. Doch dieses Jahr fehlen die Tropennächte noch. Eine neue Handy-App der Universität Bern soll der Stadtbevölkerung nun den Umgang mit Hitzewellen erleichtern. Der Bernometer liefert individuelle Temperaturprognosen und Hitzewarnungen.
«Grundsätzlich ist es eine Wetter-App», sagt Stefan Brönnimann, Professor für Klimatologie an der Universität Bern, der das Forschungsprojekt «Urban Climate Bern» begleitet. Grundlage der App sind Erkenntnisse aus den rund 80 Messstationen des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität. Die Idee für den Bernometer stamme aber von zwei Master-Studenten, die das Projekt selbständig vorantrieben.
Über einen digitalen Stadtplan lassen sich die Hitze-Informationen für alle Standorte der Stadt abrufen. «Bei Werten von über 30 Grad am Tag und 20 Grad in der Nacht schlägt der Bernometer Alarm und liefert Verhaltenstipps», so Brönnimann weiter. Ebenso kann man vergangene Temperaturen oder die zu erwartenden Höchst- und Tiefstwerten für die nächsten fünf Tage anschauen.
«Die App ist noch sehr jung. Bis jetzt nutzen sie rund 2400 Menschen», sagt der Klima-Professor. Das Ziel sei es, so populär zu werden wie die App «Aareguru», auf der man sich über Badeverhältnisse informieren kann. «Wir wollen eine entsprechende Quelle für Hitzewellen bieten.»
Grundsätzlich gehe es aber darum, die Bevölkerung für das Thema Hitze zu sensibilisieren, erklärt Stefan Brönnimann. Der Bevölkerung sei es viel zu wenig bewusst, was der Klimawandel mit längeren und stärkeren Hitzewellen bereits für Auswirkungen habe. Heute erleben Bernerinnen und Berner jährlich 10 bis 15 Tropennächte, bis Ende dieses Jahrhunderts könne diese Zahl auf 20 bis 50 steigen.
Die Hitze in Bern ist sehr unterschiedlich verteilt: In den am stärksten belasteten Quartieren im Stadtzentrum liegen die nächtlichen Temperaturen um durchschnittlich drei bis vier Grad höher als ausserhalb der Stadt. Der sogenannte Wärmeinseleffekt entsteht aufgrund der dichten Besiedlung mit versiegelten Flächen sowie den fehlenden Grün- und Wasserflächen.
«Als Hitzehotspots gelten die Altstadt sowie die Quartiere Breitenrain und Mattenhof», sagt Stefan Brönnimann. Etwas kühler sei es im Kirchenfeld oder Liebefeld. «Im Bremgartenfriedhof oder Monbijou-Park sind die Temperaturen tiefer. Bei einem Spaziergang an der Aare kann man sich auch abkühlen.»
Für tiefere Temperaturen in Quartieren sollen auch Schutzmassnahmen sorgen. Laut Professor Brönnimann könne hier der Bernometer Hand bieten. Beispielsweise wurde im Wankdorf der Rosalia-Wenger-Platz zu einem Teil entsiegelt und ein «Microforest» angepflanzt. «Unsere Messungen der Lufttemperatur haben gezeigt, dass solche Massnahmen helfen», summiert der Klimatologe.
Neben Entsiegelungen und neuen Grünflächen in der Stadt spiele aber auch der Schatten eine wichtige Rolle. Für Stefan Brönnimann ist schlussendlich Folgendes wichtig: «Stück für Stück muss man solche Massnahmen umsetzen, damit wir am Ende dieses Jahrhunderts mit dem Klimawandel klarkommen.»