Die deutsche Rechtschreibung ist nicht nur für Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung. Zum Glück kann man auf Berndeutsch so schreiben, wie man will – denken sich zumindest viele.
Doch falsch gedacht: Zwar gibt es keine allgemein verbindlichen Regeln, wegen der berndeutschen Literatur haben sich aber zwei Schreibweisen eingebürgert: eine ältere Schreibweise, die sich am Standarddeutschen orientiert und eine neue phonetische Variante. Der wohl häufigste Fehler in beiden Schreibweisen ist der inflationäre Gebrauch von «ä». So heisst es nicht «Gipfäli», «Schönä Tag» oder «läsä», sondern «Gipfeli», «Schöne Tag» und «läse».
«Gömer ga schutte?» hört man seit Jahrzehnten auf den Berner Schulhöfen. Doch dabei handelt es sich keineswegs um ein altes, urchiges Wort, sondern um einen Anglizismus. Dieser leitet sich vom Englischen «to shoot» (schiessen) ab.
Das liegt daran, dass der Ballsport ursprünglich aus England stammt. Auch «gumpe», das berndeutsche Wort für springen, lässt sich auf das englische «jump» zurückführen.
Im Berner Matte-Quartier entwickelte sich eine ganz eigene Form des Berner Dialekts. Das Quartier am Aareufer war lange Zeit von der Innenstadt isoliert. In der Matte lebten insbesondere Fremdarbeiter, die ihre eigenen Sprachen mitbrachten.
Das Wort «chemp» für Stein leitet sich etwa vom Lateinischen «campus» (Feld) ab. Das mattenberndeutsche Wort «Gieu» für «Junge» leitet sich vom Rotwelschen «Giel» ab, das wiederum seinen Ursprung im französischen «geule» (Mund) hat.
Zu viele eigenartige Wörter, enorm viele Vokale: Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger aus anderen Kantonen oder dem Grossen Kanton müssen sich tagtäglich den Kopf über den Berner Dialekt zerbrechen. Um Abhilfe zu schaffen, gibt es eigens Berndeutsch-Sprachkurse. Das Institut für Sprachwissenschaft der Universität Bern bietet einen Semesterkurs mit insgesamt 24 Lektionen an. Kostenpunkt: 550 Franken.
Schimpfwörter sind Glückssache – das wusste schon Mani Matter. Doch statt «blöde Siech», «Glünggi» oder «Sürmel» werfen sich Berner Teenager heutzutage «dyni Mueter» an den Kopf.
Die Anlehnung ans hochdeutsche «deine Mutter» scheint auf den ersten Blick zwar korrekt, ist streng genommen aber alles andere als Berndeutsch. Ursprünglich wird «dyni» nämlich nur für Pluralformen (z.B. dyni Eutere) verwendet und nicht für den weiblichen Singular. Wer also beim Beleidigen grammatikalisch korrekt bleiben möchte, sollte besser auf «dy Mueter» ausweichen.