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Trotz Aktivität beim «Spitze Stei»: Lage in Kandersteg ist sicher

Der Spitze Stein oberhalb vom Oeschinensee ist seit einigen Jahren aktiv.
Der Spitze Stein oberhalb vom Oeschinensee ist seit einigen Jahren aktiv.Bild: IMAGO / Wirestock

Trotz Aktivität beim «Spitze Stei»: Lage in Kandersteg ist sicher

Dem Bündner Dorf Brienz droht aktuell ein Bergsturz. Auch beim Spitze Stei oberhalb von Kandersteg sind Millionen von Kubikmeter Gestein in Bewegung – für das Dorf im Tal besteht aber keine Gefahr.
16.05.2023, 08:1216.05.2023, 08:22
Salome Studer / ch media
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In Kandersteg lebe es sich aktuell sehr sicher – trotz dem Felssturz, der sich letzten Sommer beim «Spitze Stei» ereignet hat. Das sagt Nils Hählen. Er ist Leiter der Abteilung Naturgefahren beim Kanton Bern.

Anders sieht es im Bündner Dorf Brienz/Brienzauls aus. Die Behörden rechnen damit, dass sich oberhalb des Dorfes zwei Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen lösen und herunterstürzen könnten – in den nächsten vier bis vierzehn Tagen.

In Kandersteg hält sich der Berg vergleichsweise still. Dennoch: «Ganz still ist der Berg nie», sagt Nils Hählen. Auch im Winter würden sich die Gesteinsmassen täglich um einige Millimeter bewegen. In unmittelbarer Zukunft sei allerdings nicht mit grösseren Abbrüchen zu rechnen.

Schneeschmelze mit Folgen

Die sehr schnellen Bewegungen würden jeweils immer in den Sommermonaten gemessen werden. «Obwohl der Frühling in den tieferen Lagen bereits schon recht fortgeschritten ist, herrschen beim Spitze Stei oberhalb von Kandersteg noch immer winterliche Verhältnisse», erklärt Nils Hählen.

Die Schneeschmelze habe noch nicht eingesetzt, das Gebiet sei noch mit Schnee bedeckt. Es gebe deshalb noch kein Wasser im Untergrund, welches den Berg in Bewegung versetze. Und auch der starke Niederschlag, der für diese Tage prognostiziert ist, dürfte keinen Einfluss haben auf die Bewegungen am «Spitze Stei».

Aber: Wie stark sich die Gesteinsmassen oberhalb von Kandersteg verschieben, hängt davon ab, wie stark der Schnee schmilzt und wie fest es regnet. Besonders viel Wasser im Untergrund gebe es deshalb jeweils von Frühling bis Spätherbst, erklärt Nils Hählen. Er geht davon aus, dass sich der Berg wieder markant stärker bewegt, wenn der Schnee zu schmelzen beginnt.

Hitze als Gefahr

Gemäss Nils Hählen besteht ein grosser Teil der Bergflanke beim Spitze Stei aus Permafrost. Dieser habe sich im letzten Sommer stark erwärmt und ist stellenweise geschmolzen. Schmilzt das Eis im Untergrund, werden neue Wege frei oder bestehende grösser. Schwindet der Permafrost, kann das Wasser also leichter in den Berg eindringen – was sich wiederum darauf auswirkt, wie stark sich die Gesteinsmassen am Berg bewegen.

Im vergangenen Jahr wurden keine entsprechenden Folgen der heissen Temperaturen vom letzten Sommer beobachtet. «Wir sind gespannt, ob in diesem Sommer allenfalls eine verspätete Reaktion auf die Erwärmung vom letzten Jahr festzustellen ist», sagt Nils Hählen. Momentan sei es noch schwierig zu beurteilen, wie sich die Wärme auf diesen Sommer oder allenfalls auf den nächsten Sommer auswirken wird.

Weitere Felsstürze möglich

Der «Spitze Stei» werde aktuell intensiv überwacht. So würde frühzeitig erkennt werden, wenn sich eine kritische Situation anbahnen würde und nötige Massnahmen getroffen werden müssten – wie beispielsweise aktuell in Brienz.

Auch oberhalb von Kandersteg sind Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen in Bewegung. Der Felssturz vom letzten Jahr war vergleichsweise klein – zwischen 5000 und 10'000 Kubikmeter haben sich damals gelöst. Tatsächlich seien viel grössere Abbrüche möglich, sagt Nils Hählen. «Wann genau und ob die kommen, ist sehr schwer zu prognostizieren.»

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