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Deshalb verschenkt die Gemeinde Münsingen jetzt ihre alten Schulpulte

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Deshalb verschenkt die Gemeinde Münsingen jetzt ihre alten Schulpulte

In Münsingen ist Ausmisten angesagt. Insgesamt 85 Stühle und 28 Pulte werden ersetzt, damit die Schulkinder künftig besser lernen können. Derweil erhalten ehemalige Schulkinder die Chance, ein ausgemustertes Schultpult für sich abzustauben.
27.07.2023, 10:4927.07.2023, 10:49
Riccardo Schmidlin / ch media
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«Äs het solangs het.» Unter diesem Motto verschenkt die Gemeinde Münsingen ihre alten Zweier-Kastenpulte via Aufruf auf Facebook.

«Der Beitrag wurde für unsere Verhältnisse oft geteilt. Das Interesse war am Anfang gross, nun ist es ruhiger geworden», sagt die zuständige Gemeinderätin Stefanie Feller gegenüber BärnToday. Bereits über ein Drittel der Pulte haben bislang einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin gefunden. Die Stühle hatte zuvor bereits eine Organisation für die Unterbringung von Flüchtlingen übernommen.

Feller freut sich: «Das Interesse unserer Bevölkerung zeigt uns, dass es vielen Menschen wichtig ist, dass noch funktionsfähiges Material weitergegeben und wiederverwendet wird.» Zudem vermutet sie: «Möglicherweise weckt der Anblick des alten Schulmobiliars bei einigen auch Kindheitserinnerungen.»

Alte Pulte sind zu schwer und zu sperrig

Dass die Pulte überhaupt ausgemustert werden, liegt einem Entscheid des Münsinger Gemeindeparlaments von Mitte Juni zu Grunde. Die Lokalpolitik sprach einen Investitionskredit von über 1,5 Millionen Franken für eine Neubeschaffung von Stühlen und Tischen an der Volksschule.

«Das heute bestehende Schulmobiliar entspricht weitgehend nicht mehr den neuen Anforderungen der Schule der Zukunft», sagt Gemeinderätin Feller. «Die bekannten Schulzimmermöbel sind zwar sehr dauerhaft und stabil, aber auch schwer und sperrig.» Sie lassen sich aufklappen, auch haben manche ein Ordnerfach. Weil die Pulte aber schwer sind, verkompliziere dies, sie flexibel zu verschieben. «Zudem haben die meisten Stühle noch starre Sitzflächen.»

Feller verweist auf wissenschaftliche Untersuchungen, dass Bewegung und eine gute Ergonomie wichtig für besseres Lernen sind. «Das gesamte Schulmobiliar soll deshalb so gestaltet sein, dass es kleine Bewegungen und Haltungswechsel der Schülerinnen und Schüler ermöglicht.»

Zudem können die Pulte je nach Unterrichtssituation für Frontal-, Gruppen- und Einzelarbeitsplätze eingesetzt werden. Das neue Mobiliar mache ein «schnelles Umschalten» möglich, sagt sie.

Möbel sollen nicht entsorgt werden

Mit den 28 ausgemusterten Pulten ist die Austauschaktion noch nicht abgeschlossen. «Das Schulmobiliar soll koordiniert und in fünf Jahrestranchen ersetzt werden.» Wichtig bleibe dabei, dass die alten Möbel nicht entsorgt, sondern weitergegeben werden.

Schultpult-Nostalgiker sollten die Facebook-Beiträge der Gemeinde Münsingen also im Auge behalten. Schon bald dürfte es dort wieder heissen: «Äs het solangs het».

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