Kaum ist das Urteil gegen Uli Hoeness gesprochen, teufelt Sigmar Gabriel schon wieder auf die Schweiz ein (wg. Unterzuckerung). Genau der falsche Weg – tatsächlich könnte der Fall Hoeness für das angespannte deutsch-schweizer Verhältnis die Rettung sein! Fünf Thesen für ein neues Steuer-Miteinander.
Hoeness Vergehen war nicht, dass er sein Geld in die Schweiz gebracht hat, sondern, dass er es ohne Kontrolle getan hat. Konsequent wäre eine Deckelung für Managerüberweisungen: Deutsche Top-Entscheider dürfen nur so viel Geld in die Schweiz schaffen, wie ein einfacher Schweizer Arbeiter in einem Jahr verdient (12:1-Regelung). Zum Ausgleich bleibt diese Summe dann aber steuerfrei. Davon profitieren alle: Die Manager haben ein reines Gewissen, der Schweizer Finanzstandort blüht auf, und Alice Schwarzer ist viel seltener im Fernsehen zu sehen.
Hoeness wurde erst nervös, als deutsche Finanzbehörden massenhaft Schweizer Steuer-CDs ankauften. Jeder Schweizer ist deshalb aufgerufen, Steuer-CDs für Deutschland anzufertigen. Und so einfach geht’s: eine deutsche Illustrierte kaufen («Gala», «Bunte», «Die Zeit») und mit einer Schere die Namen aller Prominenten darin ausschneiden. Die Namen kleben Sie auf eine CD und schicken diese dann per Nachnahme (150000 Euro) an das Bundesfinanzministerium in Berlin («Lieber Herr Schäuble, meine eidgenössischen Instinkte sagen mir, dass bei diesen Leuten doch etwas zu holen sein müsste»). Wenn Sie sich von einem deutschen Bekannten bei der Auswahl der Namen helfen lassen, haben Sie auch wieder zur Völkerverständigung beigetragen.
Führende deutsche Politiker zeigten angesichts des weinenden, völlig aufgelösten Hoeness erschreckend wenig Mitgefühl, wirkten kalt und herzlos. Sie schienen unfähig zu ermessen, welche seelische Qual es für Hoeness bedeutete, ein Konto in der Schweiz zu besitzen; wie viel moralische Überwindung ihn jede einzelne Überweisung kostete. Um das Bewusstsein für diese Problemlage zu schärfen, erhalten sämtliche Mitglieder des deutschen Bundestags sowie die Vorstandschefs der DAX-Konzerne per Gesetz ein Konto bei der Graubündner Kantonalbank. Wer selbst mit der ständigen Versuchung leben muss, äussert sich in Zukunft hoffentlich bedächtiger!
Die ungebremste Zuwanderung ausländischer Geldmengen belastet das Schweizer Finanzsystem bis an die Grenze des Zumutbaren. Ständig müssen neue Geldspeicher angelegt werden, die die Schweizer Landschaft nachhaltig verschandeln; viele herkömmliche Konten halten dem ungeheuren Dichtestress des Geldes nicht mehr stand und stehen kurz vor dem Platzen. Das Trinkwasser ist bereits kontaminiert, in öffentlichen Springbrunnen finden Experten jährlich grössere Mengen an Frankenstücken. Damit das Geld nicht irgendwann aus den Wasserhähnen kommt, soll eine Volksinitiative die jährliche Geldeinwanderung auf ein Wachstum von 0,2 Prozent begrenzen.
Es ist schon ein bizarrer Widerspruch, dass Uli Hoeness ins Gefängnis muss, während Sepp Blatter frei herumlaufen kann. Offenbar herrscht in der Schweiz eine andere Willkommenskultur für Fussballfunktionäre. Nach diesem Vorbild sollte in Deutschland eine Art diplomatische Immunität für Fussballer, Manager und Spielerfrauen eingeführt werden, sodass Fehlverhalten in ihrer Amtszeit grundsätzlich nicht geahndet wird. Fussball ist für unser Gemeinwesen zu wichtig, als dass man ihn mit Verfahren und Prozessen in seiner Entwicklung behindern dürfte.