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Briefe von der Heimatfront
13.06.2014, 18:5316.06.2014, 11:36
Während sich überall auf der Welt ein Teil der Menschen für die Fussball-WM herausputzt
und sich der andere, sensiblere Teil in Programmkinos, Jazzkneipen und plombierten
Wohnungen verbarrikadiert, um die Zeit nach der Apokalypse vorzubereiten, haben es andere
Sportarten traditionell schwer, die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln.
Dabei findet
zeitgleich zur WM ein sportliches Grossereignis statt, das mindestens so viel Geld, Ideen und
Munition verbraucht wie der Fussball: Der Kampf um den Titel des Terror-Weltmeisters, der
vor wenigen Wochen begonnen hat, leidet unter dem faktischen Ausschluss der Öffentlichkeit.
Deswegen legt sich der Weltterrorverband FITA (Vorsitz: Sepp Blatter, 19. Amtszeit) dieses
Jahr besonders in Zeug, um für aufstrebende Vereine wie ISIS (Islamischer Staat Irak und
Syrien) die Werbetrommel zu rühren. Das sind die Favoriten der Terror-WM:
- Al-Qaida: Seit dem Ausscheiden von Trainerlegende Osama bin Laden steht die Mannschaft geschwächt
da; der Kampfgeist, der noch Anfang der Nullerjahre zu beispiellosen historischen Siegen
führte, ist dahin. Ausserdem bleibt seit einiger Zeit das Sponsoring durch westliche
Geheimdienste aus, sodass Geld für innovatives Coaching fehlt. Die Spieler trainieren
hauptsächlich in der Wüste, wo sie sich mit Drohnen und Drohvideos fitzuhalten versuchen.
Die meisten wechseln aber schon nach wenigen Monaten (ins Jenseits).
- ISIS: Der Jungstar der internationalen Terrorszene! Seitdem der konkurrierende Verein «US-Army» in die zweite Liga abgestürzt ist und sich aus dem Irak zurückziehen musste, erobern
die «jungen Wilden» unter dem Motto «Afghanistan ist überall» schon ganze Städte. Mit ihrer
Motivation, ihrem Engagement, ihrer Lebens- und Sterbensfreude haben sie schon Tausenden
Irakern Feuer unter dem Hintern gemacht, Flüchtlings-Corsos ziehen fröhlich lärmend durchs
ganze Land.
- V.S.S. – Vereinigte Slawische Separatisten: Gleich ob in Russland, auf der Krim oder bei einer Russenmass im Biergarten: Wo immer
Slawen sind, wollen sie sich separieren, streben Teilrepubliken, autonome Regionen
und eigene Eurovision-Songcontests an. Die V.S.S. bündelt diese Anstrengungen, bringt
autonome Westukrainer, Krim-Separatisten und Beef-Tartaren zusammen – damit sie
hinterher umso entschiedener wieder auseinandergehen. Die Fanbase ist besonders
farbenfroh: orangene, gelbe und Oktober-Revolutionen machen Rabatz, auf zentralen Plätzen
und in Gewerkschaftshäusern kommt stimmungsvolle Pyrotechnik zum Einsatz.
- FIFA: Kein Snickers, kein Hamburger, kein Chirurgenbesteck lässt sich mehr kaufen, ohne dass der selbsternannte Weltfussballverband seine Terrorbotschaften draufklebt («Snacken und
mitfiebern», «offizieller Klostein-Lieferant der FIFA-Fussball-WM 2014»). Die bestens
finanzierte Terrorgruppe wird von dem Dribbel-Scheich Blatter abu-Sepp angeführt, der sich
Gerüchten zufolge in der Schweiz versteckt halten soll. Gegenwärtig konzentrieren sich die
Attentate der Gruppe auf Südamerika, wo sie die leidgeprüfte Bevölkerung zum Bau riesiger
Arenen und dem Verkauf überteuerter Fanartikel zwingt.
- SPD: Die irre Psychosekte mit Hauptsitz in Berlin kontrolliert über eine Handvoll Scheinfirmen
die deutsche Eckkneipen-Innung, das Hassblatt «Frankfurter Rundschau» und die gesamte
lehrerverarbeitende Industrie. Mit einer Serie über Jahre geplanter Gräueltaten hat die SPD
mehrere mitteleuropäische Sozialsysteme hochgehen lassen, die Bevölkerung fristet seither
ein jämmerliches Dasein in Angst und Armut. Nun möchte SPD-Oberklops Sigmar Gabriel
die wenigen bewohnbaren Gebiete auch noch fracken lassen, um dem Land den Rest zu
geben. Schon jetzt der Terror-Weltmeister der Herzen!
Leo Fischer
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen.
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