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Liebe Frau Freitag, bin gerade in den Ferien in Athen und hier gibt es etwas, was wir in der Schweiz nicht so kennen: Bettler. 

Die Schweiz, das Land, in dem Milch und Honig fliessen. 
Die Schweiz, das Land, in dem Milch und Honig fliessen. Bild:internet
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Liebe Frau Freitag, bin gerade in den Ferien in Athen und hier gibt es etwas, was wir in der Schweiz nicht so kennen: Bettler. 

14.09.2015, 15:3714.09.2015, 15:43

Jedesmal wenn ich an einem vorbeigehe oder jemand auf mich zukommt, frage ich mich, wie ich reagieren soll. Wie reagierst Du auf Bettler? Liebe Grüsse. Valentin, 26

Kafi Freitag
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Lieber Valentin

Fast immer, wenn wir Schweizer in den Urlaub fahren, sind wir mit Menschen konfrontiert, die weniger haben als wir. Einen richtigen Umgang damit zu finden, ist sehr anspruchsvoll und für mich mitunter ein Grund, warum ich noch nie nach Indien gereist bin. Ich vermute, dass ich mit der sichtbaren Armut nicht umgehen könnte. In Thailand war ich aber schon ein paar Mal, was meine eigene Ambivalenz sehr deutlich macht. Auch in Thailand gibt es Armut, aber sie ist, wenn man sie nicht so sucht, weniger sichtbar. Das mag heuchlerisch anmuten, aber mir fällt es wirklich sehr schwer, inmitten von schreiender Armut schöne Ferien zu machen. Ich kann mich da viel zu wenig abgrenzen und lasse es darum eher sein.

Beim Umgang mit Bettlern in der Schweiz habe ich mir Folgendes angewöhnt: Wann immer ich um ein paar Stutz fürs Essen angebettelt werde und ich mir es zeitlich leisten kann, biete ich dem Menschen an, ihm was zu Essen zu kaufen. Die Hälfte winkt dann gleich wieder ab, weil es nicht wirklich ums Essen geht. Die andere Hälfte nimmt dankend an und trottet mit mir dann in den nächsten Laden, um dort ein Sandwiches oder sonst was zu kaufen. Und ja, meistens ist dann auch eine Dose Bier dabei. Weil ich – nur weil ich jemandem ein Eingeklemmtes schenke – mir nicht anmasse, über einen mir unbekannten Lebensstil zu urteilen.

Wenn ich keine Zeit habe, dann hängt meine Reaktion davon ab, wie mich jemand fragt. Es gibt die einen, die in einem Ton fragen, dass man grad weiss, dass es heissen wird «geiziger Futz, blöde Schlampe» sobald man nichts gibt. Und die anderen, die anständig fragen. Zweiteren gebe ich meistens was. Weil mir bewusst ist, dass ich mehr Glück im Leben hatte, als andere. Und weil es mir nicht wehtut.

Vor einer Weile habe ich darüber schon mal in etwas längerer Form geschrieben. Ich mache es nochmals, weil ich wirklich daran glaube: Geld gehört in Umlauf gebracht, nicht gehortet.

Herzlich, Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit Ihrem 11 jährigen Sohn in Zürich.



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7 Kommentare
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Alnothur
14.09.2015 16:11registriert April 2014
Ich finde es kontraproduktiv, einem Bettler in der Schweiz etwas zu geben. Die bekommen alle Sozialhilfe. Und wenn sie wissen: sobald mein Geld diesen Monat aufgebraucht ist, geben mir irgendwelche Fremde am Bahnhof eh wieder welches, dann ist noch weniger Motivation da, von den Drogen wegzukommen und sich das Geld einzuteilen.
Und weshalb man den Bettlern der osteuropäischen Bettlermafia kein Geld geben sollte, erklärt sich wohl auch von selbst.
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