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Frau Freitag, wie viel Konfrontation ist gut? 

Sich ab und an in Kampfmontur stürzen ist okay. Man muss sich nur bewusst sein, gegen wen oder was man kämpft. 
Sich ab und an in Kampfmontur stürzen ist okay. Man muss sich nur bewusst sein, gegen wen oder was man kämpft. Bild: Kafi Freitag
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Frau Freitag, wie viel Konfrontation ist gut? 

Eine gute Freundin unterstellt mir immer, ich gehe jeder Konfrontation aus dem Weg. Ich sehe das etwas anders, ich suche sie nur nicht. Muss man sich in jede Konfrontation stürzen? Und falls ja, was ist daran gut? Das gibt doch immer nur Ärger ... Alain, 33
11.07.2014, 11:1811.07.2014, 14:28
Kafi Freitag
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Lieber Alain 

Ihre Frage ist super. Und zwar so super, dass ich sie ein paar Tage habe wirken lassen müssen.

Sie ist nämlich wirklich komplex und einnehmend. Ich habe mich gefragt, ob es ein gesundes ­Mass an Konfrontation gibt. Und falls ja, wie sich dieses messen und berechnen liesse. Darum habe ich ein paar Tage Buchhaltung geführt über meine eigenen, was natürlich alles andere als einfach war, weil ja zuerst geklärt werden muss, was man jetzt wirklich mitzählen will, und was nicht (Und das ist, wenn man einen beinahe Pubertären 10-Jährigen im selben Haushalt hat, gar nicht mal so einfach ...). 

Aber ich habe mich jetzt mal auf die Konfrontationen mit Erwachsenen konzentriert. Zu Hause sowie ausser Haus. Und ich habe im Fall nicht jeden Tag ein Strichli machen können. Und dabei bin ich nun wirklich ein Mensch, der den Ruf hat, keiner Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Aber Tatsache ist, dass sich mir keine in den Weg geworfen hat.

Und ich glaube, dass hier der springende Punkt ist. Ich beobachte manchmal Menschen, die den Anschein machen, sich sprichwörtlich auf die Lauer zu legen und nach der Konfrontation zu graben. Dass diese fündig werden, ist wohl augenscheinlich. Der Inhalt scheint da meistens sehr zweitrangig zu sein, es geht viel mehr um die Reibung an sich. Oder den eigenen Frust, den man gerne loswerden will. Wo die Befriedigung oder der Nutzen an dieser doch sehr anstrengend anmutenden Angewohnheit ist, hat sich mir leider nicht erschlossen. Aber es scheint doch einer da zu sein. Anders lässt sich die hohe Motivation dafür ja nicht erklären. Gut möglich, dass es von eigentlichen Themen ablenken, oder ein Aufmerksamkeitsdefizit stillen soll. Aber gesund ist das wahrlich nicht.

Sich wie eine Blindschleiche um jedes Hindernis, dass eine Gegenüberstellung sein könnte, zu schlängeln, ist allerdings auch keine Lösung. ­Schliesslich muss man sich ab und an jemandem oder etwas stellen. Die Frage ist nur, wem oder was.

Ich persönlich würde Menschen oder Situationen bevorzugen, bei denen es mir um etwas geht. Natürlich kann man sich aus Prinzip mit jedem Kellner streiten oder das Gefühl entwickeln, die ganze Welt sei gegen einen und man müsse sich schon mal präventiv verteidigen und auf Konfrontationskurs gehen. Aber mir wäre das zu kräfte- und nervenzehrend.

Schwer zu sagen, ob das Ihnen schon Antwort genug ist. Zusammengefasst könnte man sagen, wenn sie ein-, zweimal die Woche einer Konfrontation begegnen und sich auf diese einlassen, ist alles in Butter. Wenn Sie jeden Tag einer oder mehreren begegnen, dann würde ich ernsthaft über die Bücher gehen, weil dann stimmt etwas mit Ihrer Energie nicht. Wenn Sie hingegen wochenlang durch diese Welt wandeln können, ohne dass Sie in irgendeiner Form konfrontiert werden, dann könnte ihre Freundin recht haben und sie gehen Schwierigkeiten jeglicher Form bewusst aus dem Weg.

Zum Leben gehören Auseinandersetzungen dazu. Das beweist schon das Wort an sich, schliesslich besagt es, dass man sich mit etwas auseinandersetzt. Und darum geht es doch eigentlich bei unserem Dasein, nicht?

Für etwas, an dem einem etwas liegt, kämpfen, macht stark. Gegen Pseudowindmühlen rennen ist allerdings eher doof.

 Ganz herzliche Grüsse. Ihre Kafi. 

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Bild: Kafi Freitag
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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.

Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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