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Liebe Kafi. Manchmal, wenn mir alles zu viel wird, brauche ich ein Buch. 

Gut hat's, wer sich selber Gutes tun kann. 
Gut hat's, wer sich selber Gutes tun kann. Bild: Kafi Freitag
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Liebe Kafi. Manchmal, wenn mir alles zu viel wird, brauche ich ein Buch. 

26.01.2015, 13:5928.01.2015, 10:53

Ich verstehe Lesen als eine Art Selbsttherapie. Diese Methode hat mir an manchen Tagen geholfen, nicht unterzugehen und Halt zu finden. Doch dann frage ich mich, weshalb ich diesen Halt nicht in dem Masse von meinem Umfeld erhalte. Was denkst du darüber? Herzliche Grüsse. Anne-Kathrin, 25

Kafi Freitag
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Liebe Anne-Kathrin 

Wenn Sie diesen Halt von Ihrem Umfeld bekommen möchten, würde das bedeuten, dass Sie sich von anderen abhängig machen. Von Ihrer eventuell gerade menstruierenden Freundin, die sich während dieser Tage immer mindestens 15 Kilo zu dick findet und zudem noch einen Pickel auf der Nase hat, Ihren eventuell gerade mies gelaunten Freunden, die ihr Geld in Euro angelegt hatten und über Nacht 20% Vermögen verloren haben, Ihrer eventuell gerade eifersüchtigen kleinen Schwester, die sich wünschen würde, sie könnte ihre eigenen Probleme auch mit einem Buch in den Griff bekommen, dem eventuell gerade zickigen besten schwulen Freund, der nach der letzten Botox-Behandlung nur noch stehend schlafen darf, weil sich sonst eine hässliche Kissenfalte ins sonst so makellose Gesicht gräbt und der eventuell gerade frustrierten Mutter, die mit der Impotenz Ihres eventuell gerade midlifecrisigen Vaters zu kämpfen hat.

In dem Sie Ihren Halt in einem Buch finden, sind Sie autark und unabhängig von anderen. Das bedeutet nicht, dass Sie niemanden brauchen und nicht vernetzt sind. Aber es bedeutet, dass Sie sich vollkommen selbstständig aus einem Tief hieven können. Das ist für mich persönlich eine grossartige und wertvolle Kompetenz, weil man seine eigene Laune und Stimmung nicht vom Umfeld abhängig macht, sondern sie selber steuern kann. Damit behalten SIE die Fäden in der Hand. Ist doch super, nicht?

Diese Eigenschaft ist eher selten, weil es für viele Menschen einfacher scheint, den eigenen Halt bei anderen einzufordern. Dass das keine so gute Idee ist, können Sie eventuell den vielen «eventuell» weiter oben ablesen. Wer sich zu stark von anderen abhängig macht, anstatt für sich selber Verantwortung zu übernehmen, verlässt sich auf die Befindlichkeit anderer Menschen.

Sich selber zu stützen, sei es mit einem Buch, Musik oder was auch immer, scheint mir da viel erwachsener und verantwortungsvoller. Und ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen diese Fähigkeit besässen.

 Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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