Ich muss zugeben: Ich hatte so gar keine Lust auf dieses Experiment. Ich koche ungern, kaufe nicht besonders gerne ein, habe eine kleine Küche, lebe alleine und mag es nicht, weit im Voraus zu planen. Alles suboptimale Voraussetzungen, wie ich finde, um vegan zu leben – auch wenn es nur zwei Wochen sind.
Darum schicke ich vorweg: Dies wird kein Gourmet-Blogbeitrag. Eher werde ich zeigen, wie ihr vegan und dennoch faul und relativ gesund leben könnt – wenn ihr das denn wollt. Ein paar Rezeptideen gibt's natürlich auch mit auf den Weg. Meine Hauptmotivation ist das Tierwohl. Halte ich mir das vor Augen, fällt mir alles gleich viel leichter. Ausserdem liebe ich neue Erfahrungen und im Idealfall ernähre ich mich – vielleicht auch künftig – klimafreundlicher. Wer auf eine vegane Ernährung umstellt, reduziert nämlich seinen ökologischen Fussabdruck der Ernährung um 35 bis 40 Prozent.
Ich hoffe, ihr verzeiht mir aber, dass ich während diesen zwei Wochen nicht immer auf die Saisonalität und Lokalität geachtet habe ... die Ernährungsumstellung war Herausforderung genug. Mit ein wenig mehr Disziplin, Recherche und praktischen Services, wie z. B. einem Gemüse-Abo, könnte die Nachhaltigkeit verbessert werden.
Bevor ich mit dem Experiment loslege, drücke ich mich schon. Wann fange ich bloss damit an? Morgen habe ich zum Mittagessen abgemacht und dort gibt's kaum leckere vegane Optionen. Übermorgen also. Aber da gehe ich abends zu Freunden essen und ich will nicht schwierig tun. Am Wochenende verreise ich und da will ich schon gar nicht aufs Essen achten müssen ... na gut, irgendwann muss ich in den sauren Apfel beissen. Eine Freundin empfiehlt mir, mich langsam daran heranzutasten. Dann könnten sich Magen und Kopf darauf einstellen – und ein super Tipp! Vier, fünf Tage lang esse ich fast nur vegan – bis auf kleinere Ausnahmen wie einmal Milch im Kaffee oder ein Gebäck. Dinge, auf die ich auch gut hätte verzichten können.
Frühstück: Mein Lieblingsessen. Schnell, füllend und auch noch gesund. Haferflocken mit Lein- und oder Chiasamen, Mandel- oder ein anderes Nussmus, frische oder getrocknete Früchte, Birnel zum Süssen, ein Pflanzendrink oder ein Soja- oder Kokosjoghurt. Die Möglichkeiten sind endlos und Hafer hat viel Eiweiss und Eisen, wie ich im letzten Beitrag gelernt habe.
Weitere Ideen: Tofu mit Kala Namak (Schwefel-Salz) als Rühreiersatz oder eine fertige Rührei-Alternative, Brot mit veganer Butter und veganem Honig.
Mittagessen: Rohe Kohlrabi und Randen mit veganen Fischstäbchen und veganer Mayo. Bei den Ersatzprodukten merke ich null Unterschied und diverse TestesserInnen, die ich zu Besuch hatte, konnte ich ebenfalls austricksen.
Weitere Ideen fürs Mittag- und Abendessen: Vegane Tortellini, Wraps mit Falafel oder Fleischalternative, Beyond Burger, Nudelsuppe, Süsskartoffeleintopf, Ofenpizza, Linsen-Bolognese, Kichererbsen-Curry.
Snacks: Cashew- und Kürbiskerne, einen Apfel, Brot und Cashew-Käse. Leider habe ich während den zwei Wochen den ein oder anderen Food Waste verursacht, da ich neue vegane Käsesorten ausprobierte, die ich dann doch nicht so mochte.
Abendessen: Eine meiner Lieblings-Fertigsuppen von Alnatura.
Ich merke schon, mehr Gemüse und weniger Fertiggerichte wären gut. Ausserdem gibt es da noch ein anderes Problem:
Mein Magen meldet sich zunehmend auf recht eindeutige Weise. Leicht verstimmt war er schon Tage zuvor ... «Ruggepfnüsel» (aka Durchfall) und Flatulenzen, uff. Dabei habe ich mich doch gar nicht so anders ernährt, denke ich mir. Vielleicht wars dann doch zu viel Gemüse, das ich sonst nicht in den Mengen esse?
Das ultimative Debakel erfolgt, als ein Freund netterweise für uns ein Kohlgericht kocht. Es schmeckte uns so gut, dass wir aus mir heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen beschlossen, zum Abendessen gleich die Reste zu verputzen. Was danach folgte, lässt sich nur als «Kohlera» beschreiben. Im Halbstundentakt verdrückte sich einer von uns aufs Klo oder «bewunderte auf dem Balkon die Sterne». Wir lagen von Bauchschmerzen geplagt bis zwei Uhr morgens wach. Kohl wird mir lange nicht mehr auf den Teller kommen, zum Lachen wird mich der Abend aber noch lange bringen.
Die Mens steht bevor, das PMS fördert wie so oft komische Gelüste zutage. Zum Abendessen gibt's eine Packung Chips und eine Packung Oreos. Alles vegan. Bei den Chips achte ich darauf, dass sie kein Milch- oder Käsepulver enthalten. Dieses «Abendessen» zeigt eindrücklich, dass vegan nicht automatisch gesund heisst ... als eine Freundin am nächsten Tag mit zuckersüssen Keksen vorbeikommt, die sicher nicht vegan waren, breche ich ein. Und ich stelle fest: Schon nur eine Ausnahme schwächt mein Durchhaltevermögen beträchtlich. Das erinnert mich ans Rauchen und an andere Süchteleien. Am einfachsten ist es für mich, gar nicht erst Ausnahmen zu machen.
Schon eine Woche ernähre ich mich nun vegan und muss sagen: Es ist einfacher als erwartet und Käse vermisse ich wider Erwarten auch gar nicht! Schwierig finde ich es vor allem dann, wenn ich unterwegs bin und ich aus Gewohnheit zum Käse-Sandwich greifen würde. Nur Nüsse, Humus und trockene Tofu-Sandwiches, das wird schnell langweilig. Zum Glück gibt es auch pflanzlichen Fast Food, wie den veganen Hot Dog beim Brezelkönig oder die vegane Currywurst von Wurst und Moritz beim Escher-Wyss-Platz in Zürich. Und bei der Suche nach veganen Restaurants hilft die App «Happy Cow».
Das WWW ist eine nie versiegende Quelle der Inspiration. Für vegane Rezepte stöbere ich gerne auf SwissVeg, dem Insta-Kanal von Björn Moschinski, Betty Bossi, bei vegan.ch und werktagsveganer. Auch auf Fooby, Migusto, Zuckerjagdwurst und TikTok werde ich fündig.
Ich lebe für Snacks und bin so gar nicht die Intervall-Fasterin. Hier ein paar Ideen für den Zvieri und Znüni, wenn auch eher Junkfood-lastig.
Die zweite Woche als Veganerin fällt mir leicht. Es ist wie bei so vielem vor allem eine Sache der Gewohnheit und auch mein Bauch beruhigt sich ein wenig.
Würde ich künftig ausschliesslich vegan essen, würde ich noch einiges an Recherche betreiben. Damit es auch wirklich gesund ist, müsste ich mehr kochen und weniger Fertigprodukte essen. Das gilt aber auch dafür, wie ich mich normalerweise ernähre.
Die zwei Wochen haben mich tatsächlich dazu motiviert, mich bewusster mit meiner Ernährung auseinanderzusetzen – auch wenn ich als erste Amtshandlung als Flexitarierin wieder genüsslich zum Tilsiter, dem Rührei und dem Rauchforellen-Sandwich greife.
Das Experiment hat mich zudem gelehrt:
Beim Schnippeln kann man übriges gleichzeitig wunderbar meditieren. 😁
Man man auch appetitlich vegan essen,.So manches auf den Fotos sieht zum Abgewöhnen aus. 😝