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Loro Piana: Zwangsverwaltung nach Ausbeutungsvorwürfen

A store in Hong Kong, HONG KONG - CIRCA SEPTEMBER, 2016: Loro Piana store in Hong Kong. Shopping is a widely popular social activity in Hong Kong.
Wegen mutmasslicher Arbeitsausbeutung in ihrer Lieferkette steht die Luxusmodemarke Loro Piana unter gerichtlicher Aufsicht.Bild: www.imago-images.de

Schwere Vorwürfe gegen italienische Luxusmarke

15.07.2025, 07:5115.07.2025, 07:59
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Die italienische Luxusmodemarke Loro Piana steht wegen mutmasslicher Arbeitsausbeutung in ihrer Lieferkette unter gerichtlicher Aufsicht. Strafrechtlich wird das Unternehmen nicht verfolgt; die Ermittlungen richten sich gegen die Betreiber der betroffenen Subfirmen.

Ein Gericht in Mailand ordnete die Massnahme für zunächst ein Jahr an, wie Staatsanwalt Paolo Storari auf Anfrage der deutschen Nachrichtenagentur DPA bestätigte.

Dem Unternehmen wird vorgeworfen, seine Produktionskette fahrlässig unzureichend kontrolliert zu haben – und so Strukturen begünstigt zu haben, unter denen Arbeitsrechte missachtet wurden. Das in Vercelli ansässige Unternehmen, bekannt für edle Kaschmir- und Wollprodukte, gehört seit 2013 mehrheitlich zum Luxuskonzern LVMH.

Wie die italienischen Carabinieri mitteilten, vollstreckten sie auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Beschluss der Abteilung für Präventionsmassnahmen des Mailänder Gerichts. Loro Piana habe demnach Produktionsaufträge an eine Firma ohne eigene Produktionskapazität vergeben. Diese habe die Arbeit an ein weiteres Unternehmen ausgelagert, das die Herstellung schliesslich an chinesisch geführte Werkstätten im Grossraum Mailand weiterreichte.

Dort sollen laut den Ermittlern systematisch Arbeitskräfte ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Sozialversicherung beschäftigt worden sein, oft unter prekären Bedingungen: mit Arbeitszeiten rund um die Uhr, fehlendem Arbeitsschutz und teils illegal errichteten Schlafstätten. Die Ermittlungen wurden durch die Anzeige eines Arbeiters ausgelöst, der nach der Forderung ausstehender Löhne von seinem Arbeitgeber angegriffen worden sein soll.

Unternehmen: keine Kenntnis von Subunternehmen

In einer Stellungnahme, die DPA vorliegt, erklärte Loro Piana, man habe erst am 20. Mai von nicht genehmigten Subunternehmern eines Lieferanten erfahren – und innerhalb von 24 Stunden sämtliche Geschäftsbeziehungen mit diesem beendet.

Das Unternehmen wolle mit den Behörden kooperieren und weitere Ermittlungen voll unterstützen; man verurteile «jegliche illegale Praxis» und bekenne sich zu Menschenrechten sowie zu fairen Arbeitsbedingungen, heisst es weiter. Die bestehenden Kontrollmechanismen würden regelmässig überprüft und künftig weiter verstärkt. Die gerichtliche Aufsicht soll Loro Piana ermöglichen, wirksamere Kontrollmechanismen entlang der Lieferkette zu etablieren.

Das Unternehmen ist nicht das erste Luxuslabel, das ins Visier der Justiz gerät, wegen unzureichende Prüfungen entlang der Produktionskette. (sda/dpa)

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Rettet der Akkusativ!
Deutschschweizer misshandeln den guten alten Akkusativ. Das muss aufhören.
Alle wissen: Der Genitiv ist vom Aussterben bedroht, falls er nicht schon längst tot ist. Stimmt aber nicht: Dieser Kasus, dessen Hauptfunktion in der Zurschaustellung einer elitären Sprachfertigkeit liegt, ist quicklebendig. Vom Akkusativ hingegen redet niemand. Der 4. Fall oder Wen-Fall, dessen vornehmste Funktion darin liegt, das direkte Objekt eines transitiven Verbs zu markieren, scheint in der deutschen Sprache gesund und munter zu sein; Aufrufe zu dessen Rettung sucht man vergeblich.
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