Rein äusserlich könnten sie BFFs sein. Beide haben riesige Silikonbrüste, aufgespritzte Lippen, operierte Nasen, Botox in der Stirn. Auch teilen Ceca und Jelena Karleuša ihre ganz grosse Leidenschaft – das Singen. Beide verdienen massiv viel Kohle mit Musik – und eventuell ein bisschen krummen Machenschaften. Sagt man.
Auch haben die Sängerinnen jeweils einen Mann durch Mord verloren. Jelena ihren Verlobten Zoran Davidović Ćanda und Ceca den Vater ihrer Kinder und den als Kriegsverbrecher bekannten Željko Ražnatović.
Nun ist es so, dass sich die «Damen» seit Jahren eine öffentliche Schlammschlacht liefern. Offensiver Bitch Fight statt Diskretion. Fuck it statt hinter verschlossenen Türen ausdiskutieren.
Zurzeit wirft Jelena Ceca mal wieder vor, sie sei mitschuldig am Tod von Zoran Davidović Ćanda. Derweil wettert Ceca im «Blic», dem serbischen Pendant zum «Blick», über Jelenas angebliche Psychospielchen. Diese wiederum antwortet über Twitter mit den Worten «Jetzt ficke ich deine Mutter erst recht». Was wie ein billiger Filmplott klingt, entspricht purer Realität, wie es sie nur im Balkan gibt.
Soeben hat Ceca ein Verfahren, das seit dem Jahr 2000 gegen Karleuša lief, gewonnen. Karleuša muss nun Schmerzensgeld zahlen.
Ich hab meinen Dad, einen passionierten «Blic»-Konsumenten, nach den wahren Details des Bitch Fights gefragt. Er aber ist schon lange ausgestiegen. «Balkanske Gluposti», sagt er zum Tussenkrieg. Was soviel wie «balkanische Dummheiten» heisst.
Mir fallen zum Thema drei andere Frauen ein, denen ich neulich in einer Jugo-Disco begegnet bin. Ich stand in der Warteschlange beim Klo, als es krachte. Zwei gingen auf die Dritte los, weil die mit dem Freund der einen angebandelt haben soll.
Bevor jemand einschreiten konnte, lagen die drei Party-Chicks am Boden, zerrten sich an den sehr blondierten Haaren und Extensions, sorgten im Kollektiv für Hösliblitzer und schrien rum.
Derweil zog neben dem Frauenknäuel eine vierte Clubgängerin in aller Ruhe ihren Lippenstift nach, guckte, ob sie etwas zwischen den Zähnen hat und stalkte mit ihrer Freundin den Instagram-Account ihres Crushs. Willkommen in den weiblichen balkanischen Streitmachenschaften.
Der Bitch Fight im Club endete übrigens so, dass zwei Securitys die drei Zicken aus dem Club eskortieren mussten, während eine Horde besoffener Typen so johlte, als würde hier grad ihr Lieblings-Lesbian-Threesome von Pornhub Realität werden.
Und wie ich hier gerade diese Zeilen verfasse, kommt mir in den Sinn, dass auch ich nicht frei von Sünde bin. Letztens fragte mich meine Freundin, die ich seit der ersten Klasse habe, ob ich mich noch daran erinnere, dass ich sie ständig gekniffen und gehauen habe, wenn ich was wollte.
Ich erinnerte mich und entschuldigte mich. Wir sind beide sehr froh, dass ich meine Aggressionen derweil im Griff habe. Ausser im Verkehr, wo mein Mittelfinger gerade erst gestern etwas schneller als mein Hirn war, das eigentlich sowas wie «Chönd Sie nöd ufpasse!?» sagen sollte, es in Realität aber ein «Du Arschloch!» von sich gab.
Abgesehen davon bin ich wirklich total Zen. Also kommt mir jetzt nicht mit «typisch Aggro-Jugos». Danke. Omm.
Eure Ludmila