Ein- bis zweimal im Jahr gehe ich mit meinem Exfreund essen. Unsere Beziehung ist lange her, inzwischen sind wir 15 Jahre älter. Er wollte Kids, ich nicht. Jetzt hat er drei. So weit so gut.
Kürzlich haben wir uns wieder zum Znacht getroffen und da haben wir (also er) über Elektroautos gequatscht. Und weil gefühlt mein ganzes Umfeld sich gerade überlegt, ein E-Auto zu kaufen, dachte ich das Thema passt auch gut zur Madame Energie.
Wir sitzen also in diesem medium chicen Restaurant, das überraschend gutes Essen serviert, und erzählen von den jüngsten Entwicklungen in unseren Leben. Ich erzähle vom Bloggen und meinen neusten «Sportambitionen», er von seinem neusten Kind – gut 6 Monate alt – und seinem neuen Job.
Während ich meinen gratinierten Honig-Ziegenkäse auf Salat esse, nennt er die wichtigsten Eckpunkte und sagt, «wir kaufen uns jetzt ein Auto». Ich halte inne. «Okay?!»
Die Vorgeschichte: Er und seine Frau haben mit den Kindern (8 und 6 Jahre plus das Nachzüglerli) bisher ohne eigenes Auto gelebt. Für grössere Geschichten mieteten sie hin und wieder ein Auto oder liehen das seiner Eltern aus.
Sie taten das aus Überzeugung. Umweltfreundlich Autofahren sei ein Widerspruch, findet mein Ex und da muss ich ihm schon recht geben. Der öV ist ökologischer. Aber in gewissen Situationen funktioniert er einfach nicht.
Die gewisse Situation: Wegen seinem neuen Job arbeitet er bald am anderen Ufer des Sees und hat die Wahl zwischen zweimal täglich 35 Minuten mit dem Auto oder zweimal knapp 1,5 Stunden mit dem öV. Ein Umzug kommt nicht infrage. Die älteren Kinder sind eingeschult und sollen nicht aus ihrem Umfeld und weg von den Grosseltern gerissen werden. Mit drei Kindern und einem gemeinsamen 120-Prozent-Pensum müssen sie auch aufs Budget schauen.
Für ihn und seine Frau ist klar, dass überhaupt nur ein Elektroauto infrage kommt. «Aber ist das nicht sauteuer», frag ich, nachdem der Kellner den Hauptgang serviert hat. Was ihm bisher nicht so bewusst gewesen sei, erklärt er mir halb kauend, sei der Fakt, dass ein E-Auto zwar teuer in der Anschaffung sei, aber über die Lebensdauer günstiger komme als ein Benziner. «Die Treibstoff- und Servicekosten fallen einfach viel tiefer aus», sagt er.
Während ich das Gemüse auf meinem Teller auseinanderdrapiere, erinnere ich mich vage, dass bei den Energiekosten die gefahrenen Kilometer entscheidend sind. Erst ab einer gewissen Kilometerzahl rechnet sich der Stromer gegenüber dem Benziner. «Kommt ihr denn überhaupt auf die notwendigen Kilometer?», frage ich.
Doch bei dreimal wöchentlich 90 Kilometern (Ein Tag ist er im Homeoffice) und etwa 2000 Kilometern jährlich für andere Fahrten, kommt die Familie auf über 14'000 Kilometer pro Jahr. Wie er halt ist, hat er das fein säuberlich ausgerechnet und sagt, das spiele vermutlich sowieso keine Rolle mehr.
«Die Preise für E-Autos sollen sich bald denen von Benzinern angleichen wegen der strengeren Klimavorschriften.» Die Hersteller könnten diese nur einhalten, wenn sie mehr Stromer und weniger Benziner verkaufen würden, habe er gelesen. «Aber da es Leute gibt, die ihre Autos wie Unterhosen wechseln, haben wir uns erstmal nach Occasionen umgeschaut.» So könnten sie bei den Anschaffungskosten ein paar Tausend Franken sparen und ökologischer sei das allemal.
«Aber was ist mit der Batterie im Gebrauchtwagen? Ist die dann nicht eh schon halb hinüber?», frage ich.
Auch da hat er schon eine Antwort parat und erklärt mir, die Batteriekapazität sinke erst ab etwa 300'000 Kilometer auf unter 70 Prozent, habe er gelesen. Und bei einem Occasions-Auto, das 40'000 bis 60'000 Kilometer Fahrt hinter sich habe, könnten sie das Auto mit entsprechender Garantie auf die Batterie noch gut acht Jahre problemlos fahren.
Einzig, ob sie in der Tiefgarage eine günstige Wallbox installieren könnten, stehe noch in den Sternen. Seine Frau diskutiere derzeit mit dem Vermieter.
Wieder zu Hause angekommen nimmt es mich an jenem Abend wunder und ich suche im Netz nach Belegen. Der TCS liefert einen Betriebskosten-Vergleich von den jeweils fünf meistverkauften E-Autos und Benzinern. Eine Studie, die das Bundesamt für Energie in Auftrag gegeben hat, vergleicht Kleinwagen mit Kleinwagen, SUV mit SUV und so weiter. Die Resultate bestätigen, was mein Ex erzählt hat.
Fahrt ihr einen Stromer und spart man damit wirklich Energie- und Servicekosten? Wie macht ihr das mit dem Laden? Schreibt euere Tipps und Erfahrungen gerne in die Kommentarspalte!