Das E-Auto ist nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell die klügere Wahl, wenn man die Gesamtkosten über die ganze Lebensdauer betrachtet. Bei der Kaufentscheidung steht aber der Preis im Fokus und da sind E-Autos im Schnitt noch immer rund 20 Prozent teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor.
Bei den Kleinwagen sind die Unterschiede besonders augenfällig: Citroëns Kleinwagen C3 gibt es ab 16'000 Franken als Benziner, wer ihn als E-Auto möchte, zahlt mindestens 25'000 Franken. Der noch etwas kleinere Renault 5 kostet ebenfalls mindestens 25'000 Franken. Einen Renault Clio mit Benzintank gibt es hingegen für knapp 20'000 Franken.
Doch nun kommen Elektroautos, die bereits beim Kaufpreis nicht mehr (signifikant) teurer als Benziner sind. Und nicht etwa aus China, sondern in Europa produzierte E-Autos.
Skodas neuen, elektrischen Familien-SUV Elroq gibt es ab 36'300 Franken. Den im Vergleich dazu altbacken wirkenden und etwas kleineren Skoda Karoq mit Verbrennungsmotor ist ab 34’040 Franken erhältlich. Bei Elektroautos sind aber bessere Leistungs- und Ausstattungsmerkmale im Basismodell üblich. «Ausstattungsbereinigt sind die beiden Modelle preislich für unsere Kunden gleich», sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer im Handelsblatt. Damit sei erstmals die Preisparität zum Verbrenner erreicht worden.
Skoda Elroq vs. Skoda Karoq: Elektro und Verbrenner im Vergleich !B https://t.co/Z8cgK5rCiz pic.twitter.com/RfI48WOFmk
— Motorsport-Total.com (@MST_AlleNews) October 5, 2024
Für den schwindenden Preisvorteil von Verbrennerautos gibt es mehrere Ursachen: Verbrenner werden nicht zuletzt wegen höherer gesetzlicher Anforderungen an Assistenzsysteme und Abgasreinigungstechnologien teuer, die normalerweise bei Elektroautos bereits vorhanden oder aber schlicht nicht notwendig sind. Die in vielen Ländern sinkende Nachfrage nach Benzinautos führt zudem dazu, dass die Hersteller die Preise erhöhen, um ihre Gewinne zu sichern. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird.
Gleichzeitig verringern Überkapazitäten bei E-Autos, der Preisdruck durch chinesische Rivalen und tiefere Herstellungskosten (u. a. wegen fallender Akkupreise) die Preisschere zwischen Elektro- und Benzinautos.
2025 dürften die Preise für Elektroautos in Europa aber aus einem anderen Grund weiter ins Rutschen geraten.
Skoda-CEO Zellmer glaubt, dass die Preise für Elektroautos ab 2025 aufgrund verschärfter CO2-Vorgaben in der EU weiter fallen werden.
Die durchschnittlichen Emissionen der neu verkauften Personenwagen müssen im nächsten Jahr von aktuell 116 Gramm CO2 pro Kilometer auf unter 93,6 g/km sinken. Für jedes Gramm darüber drohen den Herstellern saftige Strafen: rund 90 Franken pro Auto. Bei Millionen verkaufter Fahrzeuge summiert sich das schnell.
Das Problem: Ein Mittelklasse-Verbrenner schafft kaum Werte unter 140 Gramm CO2 pro Kilometer. Folglich müssen die Autohersteller ihren E-Auto-Absatz ab 2025 deutlich erhöhen, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Der VW-Konzern beispielsweise muss seinen E-Auto-Anteil auf über 20 Prozent steigern, um den neuen Grenzwert einhalten zu können und so Strafzahlungen abwenden zu können.
Natürlich betrifft dies nicht nur VW. Die meisten Hersteller werden im nächsten Jahr Rabatte auf E-Autos geben müssen, um die Verkäufe anzukurbeln und so die strengeren CO₂-Vorgaben einhalten zu können. Andernfalls drohen tatsächlich Strafen von Hunderten Millionen Franken. Gleichzeitig dürften die Preise von Benzinautos weiter steigen, um die Rabatte auf E-Autos zu kompensieren.
Die strengeren Klimavorschriften zeigen bereits Wirkung: Skodas Schwestermarke Volkswagen hat den Preis ihres kleinsten E-Modells ID.3 in Deutschland vorübergehend auf unter 30'000 Euro gedrückt. Damit kostet der ID.3 seit Anfang Oktober gleich viel wie der gleich grosse VW Golf, dessen Preis leicht erhöht wurde.
Wer künftig noch eine CO2-Schleuder kauft, bezahlt die Rabatte für E-Autos mit.
Bei uns wurde der Einstiegspreis des elektrischen ID.3 von 35’700 auf 33'300 Franken reduziert und auch teurere Modellvarianten wurden günstiger. Laut VW haben Verbesserungen bei den internen Kosten diesen Schritt ermöglicht.
Dahinter dürften aber nicht nur Kosteneinsparungen, sondern strategisches Kalkül stehen: Für VW lohnt es sich offenbar aufgrund der drohenden Strafzahlungen, E-Autos auf Kosten von Verbrenner-Modellen mit Rabatten zu fördern – ganz im Sinne der EU und des Klimaschutzes. Auch andere Hersteller dürften diesem Muster folgen und weniger Benziner zu höheren Preisen und mehr Stromer zu tieferen Preisen verkaufen.
Dies im Wissen, dass ab 2030 die CO2-Grenzwerte weiter drastisch verschärft werden, sprich der E-Auto-Anteil bis dahin nochmals markant steigen muss.
Rabatte auf bestimmte E-Modelle werden wir 2025 wohl häufiger sehen. Eine Rabattschlacht wie in China ist in Europa trotzdem nicht zu erwarten. Daran haben auch die chinesischen Hersteller kein Interesse. Sie versuchen, ihre E-Autos in Europa möglichst teuer an die Kunden zu bringen, um die Rabatte im heiss umkämpften Heimmarkt wieder herauszuschlagen.
Gleichzeitig rollt dank sinkender Akkupreise eine Welle kleiner E-Autos auf uns zu, die mit Preisen ab 20'000 Franken neue Kunden für die Elektromobilität gewinnen können. Nebst VW haben u.a. Skoda, Cupra, Renault, Fiat, Hyundai, Nissan und vermutlich Tesla Günstig-Stromer in der Pipeline.
Ob diese relativ günstigen E-Autos genügend Kunden finden werden, hängt massgeblich davon ab, wie schnell Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Ausbau der öffentlichen, vor allem aber der privaten Ladeinfrastruktur, vorantreiben. Denn ohne Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz wird es schwierig. Preissenkungen hin oder her.