Digital
Elektroauto

Darum werden Elektroautos nun günstiger

Skodas neuer Stromer fährt elektrisch und ist nicht teurer als ein vergleichbarer Benziner.
Skodas neuer Stromer fährt elektrisch und ist nicht teurer als ein vergleichbarer Benziner.bild: skoda

Darum werden Elektroautos nun günstiger

Wegen strengerer Klimavorschriften ab 2025 müssen die Autohersteller rasch mehr E-Autos verkaufen, sonst drohen schmerzhafte Strafen. Nun fallen die Preise.
10.10.2024, 15:4411.10.2024, 13:45
Mehr «Digital»

Das E-Auto ist nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell die klügere Wahl, wenn man die Gesamtkosten über die ganze Lebensdauer betrachtet. Bei der Kaufentscheidung steht aber der Preis im Fokus und da sind E-Autos im Schnitt noch immer rund 20 Prozent teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor.

Bei den Kleinwagen sind die Unterschiede besonders augenfällig: Citroëns Kleinwagen C3 gibt es ab 16'000 Franken als Benziner, wer ihn als E-Auto möchte, zahlt mindestens 25'000 Franken. Der noch etwas kleinere Renault 5 kostet ebenfalls mindestens 25'000 Franken. Einen Renault Clio mit Benzintank gibt es hingegen für knapp 20'000 Franken.

Renault R5 image bank media Test-Drive, from September 21 to 23th 2024 at Nice, France - Photo Yannick Brossard / DPPI
Den elektrischen Renault 5 gibt es ab 25'000 Franken.Bild: Yannick Brossard

Doch nun kommen Elektroautos, die bereits beim Kaufpreis nicht mehr (signifikant) teurer als Benziner sind. Und nicht etwa aus China, sondern in Europa produzierte E-Autos.

Benzin-Autos werden teurer, E-Autos günstiger

Skodas neuen, elektrischen Familien-SUV Elroq gibt es ab 36'300 Franken. Den im Vergleich dazu altbacken wirkenden und etwas kleineren Skoda Karoq mit Verbrennungsmotor ist ab 34’040 Franken erhältlich. Bei Elektroautos sind aber bessere Leistungs- und Ausstattungsmerkmale im Basismodell üblich. «Ausstattungsbereinigt sind die beiden Modelle preislich für unsere Kunden gleich», sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer im Handelsblatt. Damit sei erstmals die Preisparität zum Verbrenner erreicht worden.

Für den schwindenden Preisvorteil von Verbrennerautos gibt es mehrere Ursachen: Verbrenner werden nicht zuletzt wegen höherer gesetzlicher Anforderungen an Assistenzsysteme und Abgasreinigungstechnologien teuer, die normalerweise bei Elektroautos bereits vorhanden oder aber schlicht nicht notwendig sind. Die in vielen Ländern sinkende Nachfrage nach Benzinautos führt zudem dazu, dass die Hersteller die Preise erhöhen, um ihre Gewinne zu sichern. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Gleichzeitig verringern Überkapazitäten bei E-Autos, der Preisdruck durch chinesische Rivalen und tiefere Herstellungskosten (u. a. wegen fallender Akkupreise) die Preisschere zwischen Elektro- und Benzinautos.

2025 dürften die Preise für Elektroautos in Europa aber aus einem anderen Grund weiter ins Rutschen geraten.

E-Auto-Preise sinken weiter

Skoda-CEO Zellmer glaubt, dass die Preise für Elektroautos ab 2025 aufgrund verschärfter CO2-Vorgaben in der EU weiter fallen werden.

Die durchschnittlichen Emissionen der neu verkauften Personenwagen müssen im nächsten Jahr von aktuell 116 Gramm CO2 pro Kilometer auf unter 93,6 g/km sinken. Für jedes Gramm darüber drohen den Herstellern saftige Strafen: rund 90 Franken pro Auto. Bei Millionen verkaufter Fahrzeuge summiert sich das schnell.

«Wir werden einen unvergleichlichen Preiskampf im Segment der Elektrofahrzeuge erleben, weil natürlich jeder versuchen wird – und versuchen muss –, die CO2-Ziele zu erreichen.»
Skoda-Chef Klaus Zellmer Handelsblatt

Das Problem: Ein Mittelklasse-Verbrenner schafft kaum Werte unter 140 Gramm CO2 pro Kilometer. Folglich müssen die Autohersteller ihren E-Auto-Absatz ab 2025 deutlich erhöhen, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Der VW-Konzern beispielsweise muss seinen E-Auto-Anteil auf über 20 Prozent steigern, um den neuen Grenzwert einhalten zu können und so Strafzahlungen abwenden zu können.

Natürlich betrifft dies nicht nur VW. Die meisten Hersteller werden im nächsten Jahr Rabatte auf E-Autos geben müssen, um die Verkäufe anzukurbeln und so die strengeren CO₂-Vorgaben einhalten zu können. Andernfalls drohen tatsächlich Strafen von Hunderten Millionen Franken. Gleichzeitig dürften die Preise von Benzinautos weiter steigen, um die Rabatte auf E-Autos zu kompensieren.

Kommt nun die Rabattschlacht?

Die strengeren Klimavorschriften zeigen bereits Wirkung: Skodas Schwestermarke Volkswagen hat den Preis ihres kleinsten E-Modells ID.3 in Deutschland vorübergehend auf unter 30'000 Euro gedrückt. Damit kostet der ID.3 seit Anfang Oktober gleich viel wie der gleich grosse VW Golf, dessen Preis leicht erhöht wurde.

Wer künftig noch eine CO2-Schleuder kauft, bezahlt die Rabatte für E-Autos mit.

Bei uns wurde der Einstiegspreis des elektrischen ID.3 von 35’700 auf 33'300 Franken reduziert und auch teurere Modellvarianten wurden günstiger. Laut VW haben Verbesserungen bei den internen Kosten diesen Schritt ermöglicht.

Dahinter dürften aber nicht nur Kosteneinsparungen, sondern strategisches Kalkül stehen: Für VW lohnt es sich offenbar aufgrund der drohenden Strafzahlungen, E-Autos auf Kosten von Verbrenner-Modellen mit Rabatten zu fördern – ganz im Sinne der EU und des Klimaschutzes. Auch andere Hersteller dürften diesem Muster folgen und weniger Benziner zu höheren Preisen und mehr Stromer zu tieferen Preisen verkaufen.

Dies im Wissen, dass ab 2030 die CO2-Grenzwerte weiter drastisch verschärft werden, sprich der E-Auto-Anteil bis dahin nochmals markant steigen muss.

Elektroauto VW ID.3 (E-Auto von Volkswagen)
VW senkt den Preis des elektrischen ID.3 (Bild) und verteuert Verbrenner-Modelle wie den Golf.Bild: vw

Der China-Effekt

Rabatte auf bestimmte E-Modelle werden wir 2025 wohl häufiger sehen. Eine Rabattschlacht wie in China ist in Europa trotzdem nicht zu erwarten. Daran haben auch die chinesischen Hersteller kein Interesse. Sie versuchen, ihre E-Autos in Europa möglichst teuer an die Kunden zu bringen, um die Rabatte im heiss umkämpften Heimmarkt wieder herauszuschlagen.

Elektroauto

Kleine und günstige E-Autos? Ja, sie kommen

Gleichzeitig rollt dank sinkender Akkupreise eine Welle kleiner E-Autos auf uns zu, die mit Preisen ab 20'000 Franken neue Kunden für die Elektromobilität gewinnen können. Nebst VW haben u.a. Skoda, Cupra, Renault, Fiat, Hyundai, Nissan und vermutlich Tesla Günstig-Stromer in der Pipeline.

Ob diese relativ günstigen E-Autos genügend Kunden finden werden, hängt massgeblich davon ab, wie schnell Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Ausbau der öffentlichen, vor allem aber der privaten Ladeinfrastruktur, vorantreiben. Denn ohne Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz wird es schwierig. Preissenkungen hin oder her.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Meistverkaufte E-Autos in Europa von Januar bis Juni 2024
1 / 12
Meistverkaufte E-Autos in Europa von Januar bis Juni 2024
Rang 10: Peugeot e-208 (24'344 Verkäufe)
quelle: keystone / cyril zingaro
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Meteorologe fehlen wegen Hurricane «Milton» die Worte
Video: twitter
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
143 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bikemate
10.10.2024 13:19registriert Mai 2021
Ein weiterer kleiner Schritt, und es wird nicht der letzte sein. In 10 Jahren können wir über alle lachen, die jetzt über die E-Mobilität lachen.
13824
Melden
Zum Kommentar
avatar
Triumvir
10.10.2024 13:39registriert Dezember 2014
Ich habe mich entschieden: Ich werde nie wieder ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen. E-Auto-Fahren macht einfach zu viel Spass, ist gut für die Umwelt und das eigene - grüne - Gewissen.
12137
Melden
Zum Kommentar
avatar
SBRUN
10.10.2024 14:09registriert September 2019
Wenn es doch nur endlich auch eine Rabattschlacht bei Wärmepumpen geben würde, die werden immer nur teurer.
9411
Melden
Zum Kommentar
143
Neue Google-KI kann angeblich selbstständig Aufgaben erledigen

Bislang erzeugen KI-Systeme Inhalte wie Texte, Bilder und Videos. Google will nun mit einer neuen Generation seines Systems Gemini einen Schritt weitergehen: Die KI soll künftig eigenständig als Assistent bestimmte Aufgaben erledigen.

Zur Story