Da die Hersteller immer wieder gerne grossartige «Bis zu»-Reichweiten versprechen, könnte man fast vergessen, wie die Wirklichkeit aussieht. Wenn DS also stolz 400 km bei 130 km/h für sein neues Flaggschiff ankündigt, ist Skepsis vorprogrammiert.
Vor allem, wenn diese Zahl nicht für eine Fliesshecklimousine gilt, sondern für ein imposantes Familien-SUV-Coupé mit einem Gewicht von über 2,2 Tonnen. Und doch nimmt das Versprechen mit jedem Kilometer, den wir im französischen Jura zurücklegen, Gestalt an.
Dieser DS N°8 ist nicht nur ein x-tes Elektroauto, das den Markt erobern soll. Er ist das neue Flaggschiff einer Marke, die seit ihren Anfängen eine französische Vision von automobiler Luxusausstattung verkörpert, die gewagt, manchmal barock und oft umstritten ist. Der Stil des N°8 lässt niemanden gleichgültig. Mit seinen kantigen Linien, den spannungsgeladenen Proportionen und dem markanten Gesicht weicht der N°8 deutlich von den üblichen Codes dieses Segments ab. Doch hier hat alles seine Bedeutung, die Form folgt der Funktion und die bewusst getroffenen Entscheidungen spiegeln ein hohes Mass an Selbstbewusstsein wider.
Diese aerodynamische Leistung wäre wenngleich ohne ein entsprechendes Batteriepaket nur von geringem Interesse. DS bietet hier zwei Versionen an: eine mit 73,7 kWh netto für 550 km WLTP (Frontantrieb, 230 PS) und eine mit 97,2 kWh für bis zu 750 km (Long-Range-Version mit Frontantrieb, 245 PS). Unser Testmodell, der N°8 Long Range 4x4, kombiniert diese grosse Batterie mit zwei Motoren (einer pro Achse) für insgesamt 350 PS/509 Nm und einer mit 688 km angegebenen Reichweite. Ein ziemlich verlockendes Versprechen.
Auf der Strasse dreht der N°8 Long Range 4x4 selbst bei nur leichtem Druck auf das Gaspedal bereits kraftvoll auf. Im Sport- und AWD-Modus geben dann beide Motoren ihre volle Leistung ab. Im Normal- bzw. Eco-Modus schaltet sich der Heckmotor ab und benötigt eine halbe Sekunde, um wieder anzuspringen. Diese gewisse Latenz ist zwar spürbar, aber angesichts der Bemühungen, den Stromverbrauch in Grenzen zu halten, schnell verziehen.
Am auffälligsten bleibt jedoch der Komfort. Die ersten Meter reichen bereits aus, um den Ton anzugeben: Dieser DS N°8 fährt nicht, er schwebt. Die kameragesteuerte Federung liest die Strasse vor dem Fahrzeug aus und federt Unebenheiten selbst mit 21-Zoll-Felgen mit bemerkenswerter Sanftheit ab. Natürlich lassen harschere Unebenheiten einige Stösse durch, und der Komfortmodus kann bei schnellen Abfolgen ein ganz leichtes «Pumpen» verursachen. Insgesamt sorgt die Dämpfung jedoch für souveräne Ruhe.
Diese Ruhe wird durch eine äusserst gründliche Schalldämmung noch verstärkt. Sobald die Tür geschlossen wird, erinnert die Atmosphäre an einen gepolsterten Salon: Akustikverglasung rundum, einschliesslich des Panoramadachs, doppelte Dichtungen, optimierte Luftströmung ... Bei hohen Geschwindigkeiten werden aerodynamische Geräusche zu nichts mehr als einem sanften Säuseln. Selbst das speziell für den N°8 entwickelte Audiosystem Focal Electra 3D hat Mühe, sich zu behaupten, da die umgebende Stille zu seinem grössten Konkurrenten wird.
Man könnte meinen, dass ein solches Mass an Komfort jegliche dynamischen Ambitionen zunichtemacht. Weit gefehlt. Trotz eines Gewichts von fast 2300 kg überrascht der DS N°8 durch seine Strassenlage. Die Vorderachse liegt sicher in der Spur, die Lenkung bleibt präzise – auch wenn sie für unseren Geschmack etwas schwer anspricht, und die Wankneigung ist selbst in engen Kurven unter bester Kontrolle. Die Drehmomentverteilung zwischen den Achsen ermöglicht ein effizientes Beschleunigen selbst aus einer Haarnadelkurve, ohne dass die Elektronik eingreifen muss.
Wir bedauern lediglich die verbesserungswürdige Bremsleistung: Der Übergang zwischen regenerativem und hydraulischem Bremsen ist nicht progressiv genug, und das Pedal fühlt sich bei starkem Bremsen schwammig an. Für Liebhaber des Fahrens mit nur einem Pedal bietet der DS einen One-Pedal-Modus, der über die Mittelkonsole aktiviert werden kann. Selbst bei voller oder warmer Batterie bleibt die Funktion dank der punktuellen Unterstützung durch die klassischen Bremsen verfügbar, um das gleiche Verzögerungsniveau zu gewährleisten.
Das Interieur setzt auf Theatralik. Vierspeichiges Lenkrad, schwebende Mittelkonsole, horizontales Armaturenbrett, geformte Lautsprechergitter – der Stil ist originell und ziemlich selbstbewusst. Die Materialien sind insgesamt ansprechend und die Polsterung ist spektakulär. Einige banale Kunststoffe sind noch vorhanden, was zwar nicht dramatisch ist, aber wenn man sie beim Anschnallen mit den Händen berührt, wie beispielsweise im unteren Bereich des Mitteltunnels, fallen sie doch ins Auge.
Die Vordersitze sind einladend und, da sie gut stützen, auch nach mehreren Stunden Fahrt noch bequem. Im Fond fällt die Bilanz gemischter aus: Die Sitze sind niedrig und wenig geformt, die Kopffreiheit ist durchschnittlich, und das Fehlen von Fussraum verrät die Position der Batterie.
Der Kofferraum bietet seinerseits ein ansprechendes Volumen (620 bis 1874 l), das jedoch im Allradantrieb auf 581 bis 1834 l schrumpft. Zudem gibt es keinen Kofferraum vorne und keinen zusätzlichen Stauraum unter dem Boden.
Was das Aufladen angeht, zeigt sich DS eher zurückhaltend. Maximal 160 kW Gleichstrom, 27 Minuten für eine Aufladung von 20 auf 80 %: keine Rekordwerte, aber dennoch angemessen dank der automatischen Vorkonditionierung der Batterie über das bordeigene Navigationssystem oder Aktivierung per Hand. Die Wärmepumpe ist serienmässig, ein echter Pluspunkt.
Die Architektur der integrierten Benutzeroberfläche ähnelt der im Peugeot 3008 und 5008: ein ansprechender, wenn auch etwas langsamer 16-Zoll-Bildschirm in der Mittelkonsole, der jedoch individuell angepasst werden kann, sowie einige gut durchdachte Tasten zum Drücken. Das Sprachsystem basiert auf ChatGPT: unterhaltsam für Kinder, aber in Bezug auf die Fahrzeugfunktionen noch ein wenig unvollkommen. So ist es beispielsweise nicht möglich, per Sprachbefehl den Ladevorgang zu starten oder den Fahrmodus zu wechseln. Die Idee ist interessant, aber eindeutig noch verbesserungswürdig.
Der DS N°8 AWD überzeugt dort, wo man es nicht erwartet hätte. Er setzt weder auf übertriebene Sportlichkeit noch auf auffällige Technologie, sondern bietet ein ruhiges, raffiniertes und unerwartetes Fahrerlebnis. Eine Art elektrische Kreuzfahrt, bei der Ruhe, Komfort und Stil Vorrang vor der Brutalität frostiger Zahlen haben.
Seine Langstreckenleistung bleibt noch unter Beweis zu stellen – insbesondere die tatsächliche Reichweite auf der Autobahn –, aber eines ist sicher: Der DS N°8 setzt auf seine eigene Art Massstäbe, ohne jemanden dabei zu kopieren. Die Einstiegspreise – mit Zusatzoptionen für das Premium-Segment – liegen je nach Motorisierung und Ausstattungsvariante zwischen 49 900 und 73 300 Schweizer Franken. Damit verfügt der DS N°8 über ein in seiner Kategorie unübertroffenes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Zukunft wird es zeigen, aber Emmanuel Macron hat ihn bereits zu seinem bevorzugten Fahrzeug erklärt.