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Es gibt nur einen einzigen guten Grund, Kunden zu duzen

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Es gibt nur einen einzigen guten Grund, Kunden zu duzen

Pascal Meyer, «Chef-Otte» von QoQa, erklärt uns, dass Konsistenz im Zentrum von allem stehen muss, wenn man ein Unternehmen gründet – selbst, und vor allem, beim banalen «Du». Der einzig wichtige Grund in seinen Augen? Authentizität.
01.06.2025, 09:1502.06.2025, 15:30
Pascal Meyer, die QoQa-Otte
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Wenn es ein altbekanntes Thema in der Geschäftswelt gibt, das schon immer für heftige Diskussionen gesorgt hat (sogar vor dem Internet!), dann ist es das Duzen.

Das Duzen von Kunden ist für manche Unternehmen eine grobe Verletzung der Etikette, ja fast schon eine Majestätsbeleidigung. Andere wiederum sehen im «Sie» einen Verrat, einen Bruch mit den eigenen Werten wie Nähe und Vertrauen.

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Jeden Sonntagmorgen lädt watson Persönlichkeiten aus der Romandie ein, um aktuelle Ereignisse zu kommentieren oder ein Thema ins Licht zu rücken, das sonst zu wenig Beachtung findet. So zum Beispiel das Duzen, das in der Romandie Gegenstand einer emotionalen Debatte ist.

Mit dabei: Nicolas Feuz (Schriftsteller), Anne Challandes (Schweizer Bauernverband), Roger Nordmann (Berater, ehem. SP-Nationalrat), Damien Cottier (FDP), Céline Weber (GLP), Karin Perraudin (Groupe Mutuel, ehem. CVP), Samuel Bendahan (SP) und die QoQa-Otte.

Bei QoQa stellte sich die Frage nie: Seit dem ersten Tag duzen wir. Punkt. Aber warum diese Entscheidung? Um sich aufzuspielen? Um cool zu wirken? Aus reiner Provokation, oder um es mit diesen Worten zu sagen, die wir in unserem Forum gelesen haben: «wegen einer fragwürdigen Erziehung»?

Ich kann euch gleich beruhigen: Wir hatten nie die Zeit, in langen, anstrengenden Workshops darüber nachzudenken. Wenn wir unserer Linie treu bleiben wollten, dann gab es einfach keine Alternative.

Konsistenz vor Haltung

Wie viele andere Unternehmensentscheidungen muss auch das Duzen auf Authentizität beruhen. Wenn ihr eine Haltung nur wählt, um ein bestimmtes Image zu pflegen oder einem Trend zu folgen, liegt ihr falsch. Wenn ihr siezen wollt, um euch Respekt zu verschaffen oder umgekehrt, wenn ihr duzt, um für eure Kunden näher zu wirken, seid ihr auf dem Holzweg.

Nichts ist schlimmer als eine Diskrepanz zwischen dem, was gesagt wird, und der tatsächlichen Kundenerfahrung.

Es stört mich nicht, wenn man mich wie einen «Kumpel» behandelt, solange dies während der gesamten Erfahrung konsistent ist und ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin sich bemüht, eine Lösung für mich zu finden. Was die Form angeht, habe ich das Recht, sie zu mögen oder nicht. Aber letztendlich ist es immer der Service, der darüber entscheidet, ob der Kunde wiederkommt.

Wenn man darüber nachdenkt, ist das «Du» letztlich ein viel riskanteres Versprechen als das «Sie». Solange man siezt, gibt man sich das Recht, sich nicht auf die Interaktion einzulassen und vor allem nicht aus der Reihe zu tanzen.

Eine Frage der Aufrichtigkeit

Natürlich ist es nur menschlich, sich zunächst einmal in der Masse der üblichen sozialen Konventionen verlieren zu wollen. Man muss nicht immer versuchen, sich von anderen abzuheben. Vor allem, wenn man ein gewöhnliches Produkt oder eine gewöhnliche Dienstleistung anbietet – wie Klempnerarbeiten oder Korkenzieher.

Wenn ihr jedoch eine echte Leidenschaft, einen aufrichtigen Wunsch verspürt, eine Verbindung zu euren Kunden aufzubauen, dann zögert nicht und duzt, egal ob ihr eine Hypothek verkauft oder – noch einmal, weil das Ding echt wichtig ist – einen Korkenzieher.

Es gibt keine richtige Art und Weise, Kunden anzusprechen. Was zählt, ist die Konsistenz. Alles andere ist nur Theorie. Und Theorie ... ist nicht wirklich mein Ding.

Qoqa
bild: qoqa
Pascal Meyer ist ...
… die Chef-Otte und der Gründer von QoQa, dem Online-Verkaufsunternehmen der Westschweiz, das man nicht mehr vorstellen muss. Zwischen verrückten Aktionen (Verkauf von Porsches zum halben Preis, Weltrekord im Raclette oder gemeinschaftlicher Kauf eines Picasso-Werks) und rasantem Wachstum überrascht Pascal seit 20 Jahren seine Mitmenschen ... und er hat noch lange nicht vor, damit aufzuhören!
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77 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zeroc88l
01.06.2025 10:31registriert Januar 2015
1. Ich musste das Geschäftsmodell von QoQa recherchieren.
2. "Wie viele andere Unternehmensentscheidungen muss auch das Duzen auf Authentizität beruhen. Wenn Sie eine Haltung nur wählen, um ein bestimmtes Image zu pflegen [...], liegen Sie falsch."
Der ganze Text handelt davon, dass man authentisch ist, weil man duzt bzw. umgekehrt oder beides gleichzeitig, was so wirkt, als wäre Authentizität das gewünschte Image.
3. Es scheint, als würde QoQa diese Authentizität abgekauft werden, wofür Herr Meyer Respekt verdient. Der Text liest sich aber trotzdem wie ein schlecht geschriebener Werbeblog.
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bossac
01.06.2025 10:09registriert Juni 2014
Das grenzt mAn schon sehr a nicht deklariertem Placement/Werbung. Ja, es gibt einen gewissen Informationsgehalt, aber naturgemäss sehr viele QoQA-Referenzen - besonders in den Zusatzinfoboxen. es ist ein Blogartikel geführt in der Kategorie „Unternehmen“. Hoffe das wird bei den Gastbeiträgen besser oder zumindest transparenter.
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Starcraft
01.06.2025 11:57registriert November 2015
In unserem Betrieb duzen sich alle Mitarbeiter und Mitglieder der Geschäftsleitung. Da habe ich keine Probleme damit und es erleichtert die Zusammenarbeit.
Auch habe ich keinerlei Probleme, wenn ich an einer Bar, an Konzerten etc. geduzt werde.

Aber:
Als Kunde möchte ich nicht geduzt werden.
Das hat für mich etwas Anbiederndes und die gespielte Kumpelhaftigkeit wirkt auf mich unseriös.
Das Siezen in Geschäftsbeziehungen bringt eine gewisse Distanz und Ernsthaftigkeit.
9020
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77
    Was mache ich, wenn ich die Leasingraten nicht mehr zahlen kann?
    Auf ein gekauftes Auto kommt in der Schweiz ein Leasingwagen. Und dennoch ist der Leasingvertrag gesetzlich nur punktuell geregelt. Geleaste Luxuswagen bieten noch grössere Freiheiten – für das Leasingunternehmen.

    Least du ein Auto, gehst du weder einen Miet- noch einen Kaufvertrag ein, sondern ein Zwischending: Du zahlst zwar jeden Monat einen Leasingzins und der Wagen bleibt während der Leasingdauer im Eigentum des Leasingunternehmens. Gleichzeitig aber ist im Leasingvertrag regelmässig verankert, dass du als Leasingnehmer beispielsweise die Unterhaltskosten tragen muss, oft hast du zudem eine Kaufoption am Ende der Leasingdauer.

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