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Wir haben das neue chinesische Tesla-Modell von Leapmotor getestet

Leapmotor C10
Leapmotor kommt Anfang 2025 auf den Schweizer Markt.Image: Leapmotor
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Wir haben das neue chinesische Tesla-Modell getestet

Leapmotor kommt zu Beginn dieses Jahres in die Schweiz, unter der Leitung von Emil Frey für den Import und mit einem Netz von 16 Händlern für den Vertrieb. Neben dem Stadtwagen T03 setzt der chinesische Hersteller stark auf seinen Familien-SUV C10. In einem Segment, in dem die Konkurrenz nicht schläft, hat dieser Neuling mehr als ein Ass im Ärmel. Wird das ausreichen?
04.03.2025, 10:5004.03.2025, 12:06
Jerome Marchon
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Leapmotor ist nicht zu unterschätzen. Aufgrund des technologischen Backgrounds wird die Marke bisweilen sogar als chinesischer Tesla bezeichnet: 2018 hat sie den ersten chinesischen KI-Chip entwickelt. Im Automobilbau geht Leapmotor mit der Implementierung der «Cell-to-Chassis»-Technologie neue Wege und macht die Batterie zu einem baulichen Element des Fahrgestells.

Der chinesische Hersteller beherrscht offensichtlich sein Handwerk und zielt unmissverständlich auf Tesla ab. Stellantis hat dies verstanden und sich mit Leapmotor für den Vertrieb und die Vermarktung ausserhalb Chinas zusammengeschlossen. Der C10 ist eine direkte Alternative zum Model Y, dem Verkaufsschlager unter den Elektrofahrzeugen in unseren Breitengraden.

Leapmotor C10
Leapmotor wird seit Anfang des Jahres von Emil Frey in die Schweiz importiert.Image: Leapmotor

Klarer Stil, erstaunliches Interieur

Der C10 ist mit 4,74 m kompakter als das Model Y und setzt auf klassische Eleganz und Schlichtheit, wobei das Heck eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Porsche Cayenne und dem Porsche Macan aufweist.

Leapmotor C10
Der klassische Stil des Exterieurs erinnert an einige feste Grössen des Segments.Image: Leapmotor

Der Innenraum überrascht hingegen mit einem Premium-Ambiente, das sich gleich bei der ersten Tuchfühlung bemerkbar macht, mit hochwertigen Materialien, wohin man nur schaut, und einer sorgfältigen Verarbeitung. Auch hier orientiert sich Leapmotor an den Besten. Lediglich die Vordersitze mit ihren sehr einfachen Einstellmöglichkeiten, vor allem für die Fahrer*innen, enttäuschen und entsprechen eindeutig nicht den Erwartungen in diesem Segment.

Leapmotor C10
Das Ambiente an Bord orientiert sich am Premiumsegment.Image: Leapmotor

Der grosszügige Radstand (2,85 m) sorgt für ein hervorragendes Platzangebot auf den Rücksitzen, allerdings auf Kosten eines für die Klasse etwas knappen Kofferraums (435–1410 Liter), der durch einen 32 Liter grossen Stauraum vorne kaum ausgeglichen wird.

Leapmotor C10
Enorm viel Platz für die Personen im Fond.Image: Leapmotor

In China ist es üblich, dass der Status eines Autos durch den Platz auf der Rückbank bestimmt wird, auch gern auf Kosten des Kofferraumvolumens.

Leapmotor C10
Mit 435 Litern, die auf 1410 Liter erweitert werden können, gehört der Kofferraum zu den kleinsten im Segment.Image: Leapmotor

Hightech, aber nicht ohne Kompromisse

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle besteht aus zwei Bildschirmen: 10,25 Zoll für die Fahrer*innen und 14,6 Zoll in der Mitte.

Leapmotor C10
Wie andere auch, entscheidet sich Leapmotor für den «Alles-auf-dem-Bildschirm»-Ansatz.Image: Leapmotor

Das System ist leicht zu bedienen und durchdacht und fasst alle sekundären Bedienelemente zusammen. Es lässt jedoch Android Auto und Apple CarPlay aus, obwohl diese Schnittstellen heutzutage in der westlichen Welt unverzichtbar sind. Das GPS enthält dennoch einen Ladeplaner, und die Smartphone-App ermöglicht unter anderem die Fernsteuerung von Verriegelung, Standklima und Batterievorwärmung.

Komfort an erster Stelle

Unter der Haube befindet sich der Elektromotor mit 218 PS/320 Nm, der die Hinterachse antreibt, gespeist von einer 69,9-kWh-Batterie. Dies ist derzeit die einzige Motorisierung, die angeboten wird. Die angegebene Reichweite von 420 km (WLTP) und 574 km (WLTP-Stadtzyklus) scheint laut unseren Tests sogar etwas pessimistisch zu sein, da der durchschnittliche kombinierte Verbrauch, der bei unserer Testfahrt ermittelt wurde, bei etwa 16 kWh/100 km lag.

Leapmotor C10
Die durchschnittliche Reichweite ist zwar gut, beim Aufladen zeigt der C10 jedoch eine schlechte Leistung.Image: Leapmotor

Der einzige Wermutstropfen: beim Laden ist bereits bei 84 kW Gleichstrom Schluss, was zu etwas (zu) langen Pausen an der Ladestation führt.

Dank Stellantis erhält der C10 in Europa ein vom italienischen Ingenieursteam des Konzerns vorbereitetes Fahrgestell. Die Plattform ist aufgrund ihrer «Cell-to-Chassis»-Architektur besonders steif und entspricht somit den europäischen Standards. Der Komfort ist gegeben, auch wenn es der Lenkung an Gefühl und der Vorderachse an Biss mangelt. Daher sollte man eher einen flüssigen als einen dynamischen Fahrstil bevorzugen.

Leapmotor C10
Komfort und Ruhe stehen auf langen Fahrten auf dem Programm.Image: Leapmotor

Und wie sieht es preislich aus?

Leapmotor hat eine einfache Preisliste. Zwei umfassende Ausstattungsniveaus, fünf Aussenfarben und zwei Innenambiente stehen zur Auswahl. Das Ganze gibt es ab 35 900 Franken, inklusive einer Garantie für 5 Jahre/200 000 km und 8 Jahre auf die Batterie. Eine 4×4-Version und eine «Range Extender»-Variante mit einer Reichweite von 910 km werden für den Herbst erwartet, sodass das Angebot noch grösser wird.

Leapmotor C10
Der Leapmotor C10 ist in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich, bei denen 5 Farben und 2 Innenausstattungen zur Auswahl stehen.Image: Leapmotor

Der C10 ist zwar nicht perfekt (bescheidener Kofferraum, langsames Aufladen, nur Grundausstattung bei Smartphone-Konnektivität), aber er mischt das Segment mit einem insgesamt überzeugenden Preis-/Leistungspaket auf. Bei diesem Preis sollte er definitiv in Betracht gezogen werden.

Über den Autor:

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Image: zvg
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Harry Zimm
04.03.2025 11:23registriert Juli 2016
China plus Tesla - na wenn das keine gute Wahl in diesen neuen Zeiten ist...
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Emil Eugster
04.03.2025 14:38registriert April 2024
Viel zu gross und Walter Frey von der SVP noch mehr Millionen in den Rachen zu werfen mit dem Kauf von ausländischen Autos, damit der dann ausländerfeindliche Propaganda finanzieren kann - nein Danke.
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Snowy
04.03.2025 12:36registriert April 2016
Bis ich ein Auto aus China kaufen würde, müsste dieses massiv besser in der Qualität sein - bei gleichzeitig massiv tieferen Preis.

Davon sind wir aktuell noch sehr weit entfernt (und hoffentlich auch noch lange).

Mein nächster Stromer wird wahrscheinlich ein Südkoreaner sein (KIA). Bis dahin fahre ich meinen Tesla zu Boden (bin sehr zufrieden mit dem Auto aber als nächstes kommt keiner mehr infrage, da ich Musk nicht unterstützen möchte).
Müsste ich allerdings zwischen Pest (China-Auto) und Cholera (Tesla) entscheiden, würde meine Wahl zähneknirschend auf Tesla fallen.
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