
Der Urban Cruiser von Toyota – eine vielseitige SeeleImage: Toyota
Watts on
Bei Toyota ist man schon seit langem breit aufgestellt. Um unterschiedlichsten Kundenwünschen gerecht zu werden, zögert der Hersteller nicht, sein Angebot zu segmentieren und gleichzeitig CO₂-Neutralität anzustreben. Ein Beispiel dafür ist der neue Urban Cruiser, ein kleiner Elektro-SUV, der durch unglaubliche Vielseitigkeit besticht.
01.07.2025, 10:1601.07.2025, 10:16
Egal ob in Zürich, Paris, Tokio oder New York, man muss sich nur an den Strassenrand stellen, um festzustellen, dass die Autos alle gleich aussehen: SUVs, SUVs und noch mehr SUVs, mal klein, mal mittelgross, mal gross. Ihre Karosserieform ist mittlerweile von den Strassen nicht mehr wegzudenken und hat die Modellpaletten fast aller Hersteller erobert. Jetzt geht es nur noch darum, sich von der Masse abzuheben.
Toyota, mit seinem RAV4 von 1994 Pionier dieser Fahrzeugklasse, kehrt heute mit einem völlig neuen Offering zurück: einem kompakten, elektrischen SUV, der der DNA eines «Sport Utility Vehicle» treu bleibt. Das heisst, ein Familien- und Freizeitfahrzeug, das praktisch ist und einen Tick abenteuerlustig ist, mit viel Bodenfreiheit und natürlich Allradantrieb, und das alles in einem kompakten Format. Dies ist der Urban Cruiser, den wir in einer Vorserienversion testen durften.

Kompakte Grösse, Offroad-Look und Elektroantrieb – der Urban Cruiser erfüllt alle Erwartungen ... und übertrifft diese sogar.Image: Toyota
Zurück in die Zukunft
Nur zur Erinnerung: Der erste Urban Cruiser kam 2008 in Europa auf den Markt, war aber kein wirklicher Renner. Fünf Jahre später war das Modell auch schon wieder vom Markt verschwunden.
2025 ist die Strategie eine ganz andere: Der neue Urban Cruiser entsteht aus einer Zusammenarbeit zwischen Toyota, Suzuki und Daihatsu, unterstützt von den Zulieferern Aisin und Denso für die Elektronik und dem chinesischen Giganten BYD für die Batterien. Zusammengebaut wird er in Indien, im Suzuki-Werk in Gujarat, gleich neben dem Suzuki e-Vitara, einem Modell, das dem Urban Cruiser im Grunde genommen zum Verwechseln ähnlich sieht.

Da man gemeinsam viel mehr erreicht, ist der Urban Cruiser das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Toyota, Daihatsu und Suzuki.Image: Toyota
Mit einer Länge von 4,29 Metern, einer Breite von 1,80 Metern und einer Höhe von 1,64 Metern zielt der Urban Cruiser auf die Spitzenreiter des B-SUV-Segments ab, allen voran den Alfa Romeo Junior, den Peugeot e-2008, den Hyundai Kona und den Mini Aceman.
Sein Stil ist alles andere als bescheiden: klare Linien, breite Schultern, robuste Kunststoffverkleidungen und eine gute Bodenfreiheit. Das alles ergibt eine kantige Silhouette, die an den Jeep Avenger erinnert, ohne dabei übertrieben zu wirken.
Bewusst einfach
Das Interieur steht im Zeichen von Einfachheit und Ergonomie. Schluss mit den runden Formen: Alles ist eckig, selbst das abgeflachte Lenkrad. Das Armaturenbrett, das von zwei etwa 10 Zoll grossen Bildschirmen dominiert wird, ist übersichtlich gestaltet und verfügt weiterhin über manuelle Bedienelemente für die Klimaanlage und das Audiosystem.

Das Cockpit ist schlicht gehalten und durch und durch ergonomisch.Image: Toyota
In der Mittelkonsole sind die Gangschaltung und die Wahlmöglichkeit der verschiedenen Fahrmodi untergebracht. Darunter gibt’s Platz für smartphone mit USB-Anschlüssen und eine 12-V-Steckdose.

Die Rückbank lässt sich um 16 cm verschieben. Ganz schön clever!Image: Toyota
Besonders cool sind die bequemen und schicken Sitze. Im Fond bietet die um 16 cm verschiebbare Sitzbank jede Menge Beinfreiheit. Grosse Insassen werden sich freuen. Der Kofferraum ist je nach Position der Rücksitze zwischen 238 und 306 Liter gross und kann bei umgeklappter Sitzbank auf bis zu 562 Liter vergrössert werden.

238 bis 562 Liter Kofferraumvolumen.Image: Toyota
Geplant sind drei Versionen
Wenn der Urban Cruiser Ende 2025 in die Autohäuser kommt, wird er mit drei Motorisierungen und ebenso vielen Ausstattungsvarianten erhältlich sein. Das Einstiegsmodell «Comfort» verfügt über eine 49-kWh-Batterie, die einen Motor mit 144 PS/193 Nm mit Strom versorgt.
Darüber liegt die Version «Trend» mit einer 61-kWh-Batterie, die einen Motor mit 174 PS/193 Nm (Frontantrieb) oder zwei Motoren mit insgesamt 184 PS/307 Nm mit Allradantrieb speist. Diese beiden Motorisierungen gibt’s dann auch in der höheren Ausstattungsvariante «Premium».

Der Urban Cruiser wird mit drei Motorisierungen, zwei Batteriekapazitäten und zwei Antrieben (Front- und Allradantrieb) angeboten.Image: Toyota
Wir haben für euch die Allradversion getestet, die wahrscheinlich in der Schweiz am meisten verkauft werden wird. Von 0 auf 100 km/h schafft diese es in 7,4 Sekunden und die angegebene Reichweite beträgt 395 Kilometer (WLTP-Zyklus), was ziemlich beeindruckend ist.
Was das Aufladen angeht, bieten die beiden LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat) eine Ladeleistung von bis zu 53 kW für die kleine und 67 kW für die grosse Batterie. Entsprechend muss man also an der Ladestation etwas Geduld mitbringen, denn es dauert fast 45 Minuten, um von 10 % auf 80 % zu kommen. Damit entspricht der Urban Cruiser aber durchaus den Standards in seinem Segment.
Auf der Strasse (aber nicht nur)
Auf der Autobahn überrascht der Urban Cruiser mit seiner guten Geräuschdämmung und ebenso guten Federung. Das Handling bleibt aber dank der präzisen Spurführung und Hinterradaufhängung mit Mehrlenkerachse auf jeden Fall zuverlässig. Die skateboardähnliche Plattform, bei der die Batterie unter dem Boden versteckt ist, ermöglicht einen niedrigen Schwerpunkt trotz eines Leergewichts von fast zwei Tonnen.

Der Urban Cruiser macht auf der Strasse einen soliden Eindruck und dazu echt komfortabel.Image: Toyota
Auf den Landstrassen macht das Kurvenfahren so richtig Spass. Das Chassis federt Unebenheiten gut ab und die Bremsen sprechen angenehm progressiv an, vor allem, wenn man die erste Stufe der Motorbremsung aktiviert.
Im «Pedal»-Modus bietet der Urban Cruiser drei Stufen der motorunterstützten Verzögerung, von denen sich die erste am sanftesten und natürlichsten anfühlt. Und im Gelände? Und auch hier gibt’s eine coole Überraschung. Er hangelt sich bergauf, genauso wie er Spurrillen mit verblüffender Leichtigkeit meistert.

... ganz zu schweigen von seiner erstaunlichen Geländegängigkeit.Image: Toyota
Verbrauch und Fazit
Bei flotter Fahrt liegt der Verbrauch bei etwa 20 kWh/100 km (gegenüber den angegebenen 16,6 kWh); Das ist zwar kein Sparsamkeitsrekord, aber immerhin noch ganz okay.
Ganz im Stil von Toyota, also ohne die Fahrzeugklasse zu revolutionieren oder ästhetische oder technologische Standards auf den Kopf zu stellen, hat der Urban Cruiser sein Ziel erreicht und ist ein vielseitiger, komfortabler kleiner Elektro-SUV, der sich mühelos durch den Stadtverkehr schlängelt. Ein echtes Schweizer Taschenmesser auf vier Rädern, das ab 32 900 Franken zu haben ist und ab Ende des Jahres ausgeliefert wird.
Über den Autor:

Image: dr
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
