Der koreanische Automobilkonzern brachte 2021 eine neue E-GMP-Plattform für den Elektroantrieb auf den Markt. Sie wird bereits in vier Modellen eingesetzt, dem Hyundai Ioniq 5 und 6, dem Kia EV6 und dem Genesis GV60. Wir haben uns hinter das Steuer des Ioniq 5 gesetzt, um zu sehen, was er unter seiner markanten Karosserie zu bieten hat.
Beim Anblick des Ioniq 5 muss man unweigerlich an den legendären Lancia Delta Integrale aus unserer Jugend denken. Wir finden ihn toll! Diese entfernte Verwandtschaft hat ihren Ursprung im Jahr 1974. Damals beauftragte Hyundai den italienischen Designer Giugiaro – den Vater des VW Golf, des Fiat Panda und des Lancia Delta – mit dem Entwurf des Pony-Modells. Und wenn man hört, dass der derzeitige Designchef des koreanischen Automobilkonzerns ein Fan von Giugiaro ist, schliesst sich der Kreis in gewisser Weise.
Aufgrund seiner Proportionen wirkt das Auto kompakt, aber das ist es nicht: Der Ioniq 5 ist 4,63 Meter lang (davon 3 Meter Radstand), 1,89 Meter breit, 1,60 Meter hoch und hat ein Leergewicht von 2,2 Tonnen. Das ist ziemlich wuchtig und entspricht eher einem SUV!
An Bord bietet der Ioniq 5 den Insassen viel Komfort und eine angenehme Lounge-Atmosphäre. Unser Testwagen in der Topversion Vertex verfügt über alle Raffinessen und Annehmlichkeiten, die man von einem modernen Fahrzeug zu diesem Preis erwarten kann, darunter auch kleine Extras wie die ausziehbaren Oberschenkelstützen in den Vordersitzen.
Auf den mehrfach verstellbaren Rücksitzen ist enorm viel Platz für die Passagiere. Der Kofferraum bietet eine Kapazität von 527 bis 1587 Litern. Unter der vorderen Haube befindet sich ausserdem ein kleiner Stauraum von 24 Litern für Kabel usw.
Vor dem Fahrer befinden sich zwei Bildschirme, auf denen die Instrumentierung und das Infotainmentsystem zusammengefasst sind. Hyundai hielt es jedoch für sinnvoll, klassische Bedienelemente für die Klimaanlage und den Schnellzugriff auf die wichtigsten Menüs beizubehalten – und das ist auch gut so.
Das schlichte Innendesign vermittelt Ruhe und Gelassenheit, die Materialauswahl ist hochwertig und an der Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden.
Der Ioniq 5 wird in verschiedenen Batterie- und Motorkombinationen angeboten. Die Basisversion mit einer 58-kWh-Batterie liefert 170 PS (Heckantrieb) oder 235 PS (Allradantrieb, zwei Motoren). Die 77 kWh Batterie kann entweder einen Motor mit 229 PS (Heckantrieb) oder zwei Motoren und Allradantrieb mit insgesamt 325 PS antreiben. Je nach Version und Ausstattung beträgt die theoretische Reichweite zwischen 360 und 507 km.
Für sportliche Fahrer stellte Hyundai am 13. Juli den «N» vor, eine temperamentvollere Version des Ioniq 5 mit 650 PS und einer Reihe von Features und Ausstattungen für Hardcore-Sportfahrer. Der Wagen soll Anfang 2024 auf den Markt kommen.
Unser Testmodell verfügt über eine 77-kWh-Batterie und Allradantrieb mit 325 PS/605 Nm. Hyundai verspricht eine Reichweite von 454 bis 481 km. In der Praxis ist es durchaus möglich, den angegebenen Durchschnittsverbrauch (19,1 kWh/100 km) zu unterbieten, da das Regenerationssystem mit Hilfe der Schaltwippen am Lenkrad fast beliebig modulierbar ist. Rechne mit einer tatsächlichen und «sorgenfreien» Reichweite von etwa 350 bis 400 km bei einer Batterieladung von 80 bis 90 % im gemischten Betrieb.
Der Ioniq 5 verträgt eine Schnellladeleistung von maximal 220 kW, sodass du die Batterie innerhalb von 20 Minuten von 10 auf 80 % aufladen kannst. Schade ist allerdings, dass die Leistung bei Wechselstrom, z. B. an einer haushaltsüblichen Steckdose, nicht über 11 kW hinausgeht, sodass es länger als 7 Stunden dauert, bis die Batterie vollständig aufgeladen ist.
Der Ioniq 5 sieht nicht nur toll aus, er eignet sich auch für lange Strecken. Erstens ist die Präzision der Reichweitenanzeige ganz hervorragend, wenn auch etwas pessimistisch. Auf die angezeigten Kilometer kannst du dich also wirklich verlassen. Und zweitens ist der Komfort an Bord fantastisch: Die Geräuschdämmung ist hervorragend, trotz der 20-Zoll-Felgen werden Unebenheiten der Fahrbahn vorbildlich herausgefiltert.
Aber es gibt zwei kleine Mankos: Das GPS enthält noch keinen Routenplaner mit automatischer Angabe der Ladestationen für lange Strecken. Dies dürfte mit einem zukünftigen Update des Systems aber nachgeholt werden. Und bei etwas lebhafter Fahrweise macht sich das Fahrzeuggewicht durch eine ziemlich ausgeprägte Wankbewegung bemerkbar, die den Komfort schmälert.
Der Grundpreis für den Ioniq 5 liegt bei CHF 49'900, unser Testmodell kostet CHF 70'900. Die Preisunterschiede ergeben sich im Wesentlichen durch die Motorisierung und die Serienausstattung. In der umfassenden Ausstattung unseres Testwagens ist auch die Wärmepumpe enthalten, die sehr praktisch für das Temperaturmanagement im Innenraum ist. Insgesamt erfüllt der Hyundai Ioniq 5 die Erwartungen an Technologie und Eleganz und bietet sogar einen Hauch von Raffinesse. In seiner Klasse wird er mit Sicherheit die Referenz sein.
Der Anschaffungspreis ist hoch. Gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner spare ich allerdings ca. 8 CHF auf 100 km ein (18 kWh pro 100 km vs. 7l Benzin). Also 8'000 CHF auf 100'000 km. Der Service ist zudem nur alle 30'000 km nötig mit tieferen Kosten, da weniger Verschleissmaterial (unter anderem die Bremsen)