
Mit dem Polestar 3 und 4 schafft der Hersteller eine sinnvolle Ergänzung für seine Produktpalette.Image: Polestar
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Trotz der ungünstigeren Konjunktur für Elektroautos bewahrt Polestar einen kühlen Kopf und löst sich von seiner Verbindung zu Volvo. Seine zwei nächsten Modelle vermitteln ganz klar, dass der Hersteller von Elektroautos neue Massstäbe setzen möchte.
25.06.2024, 08:0425.06.2024, 13:23
Polestar wurde 2018 zu einer vollwertigen Marke. Im Folgejahr brachte sie den Polestar 2 auf den Markt. Die 100 % elektrische Limousine sollte unbedingt eine weitere Verbreitung finden als der Polestar 1 (Sportcoupé mit Plug-in-Hybrid) und überzeugte schnell mit unbestreitbaren Vorzügen. Der elegante, technisch fortgeschrittene und leistungsstarke elektrische Viertürer darf nun – endlich! – zwei Nachfolgemodelle an seiner Seite begrüssen. Der Familien-SUV Polestar 3 wird diesen Herbst auf den Schweizer Markt kommen, während der Polestar 4 schon im Spätsommer an den Start geht. Beide Modelle können bereits bestellt werden.

Der Polestar 3 verkörpert die Rolle des vielseitigen Familien-SUV.Image: Polestar
Luxus, Technik und Langlebigkeit für Polestar 3 und 4
Der Polestar 2 ebnete den Weg mit einem Hauch skandinavischer Raffinesse und kam ganz klar minimalistisch und sogar mit einem veganen, lederfreien Interieur daher. Der Polestar 3 bleibt auf dieser Schiene, wobei er noch ein wenig mehr Luxus mit ins Spiel bringt.

Mit seinem nüchternen Design und hochwertigen Materialien spielt der Polestar 3 entschieden die Premium-Karte aus.Image: Polestar
Im Innenraum kommen verschiedenste Materialien zum Zuge, von Holz über Plastik und Metall bis hin sogar zu echtem Leder aus geprüfter Herkunft von glücklichen Tieren. Das Gesamtbild ist sehr hochwertig, sowohl in Bezug auf Qualität als auch auf Robustheit, und auch die Oberflächen schmeicheln mit ihrem fluffigen Bezug sowohl dem Auge als auch der Haptik. Der Polestar 3 ist ausserdem das erste Modell, bei dem man auf biologisch abbaubare Flachsfaser als Material gesetzt hat, die von dem Freiburger Unternehmen BComp entwickelt und hergestellt wird.

Das Freiburger Unternehmen BComp verwendet Pflanzenfasern für Zier- und Strukturelemente der Innenraumeinrichtung.Image: Polestar
Diese nachhaltige Alternative zu Plastik verleiht dem Innenraum Qualität und das gewisse Etwas, ohne dabei die Anforderungen an Robustheit und mechanische Beanspruchung der verwendeten Möbelstruktur ausser Acht zu lassen.

Hier eine Sitzschale des Polestar 3, hergestellt aus Flachsfasern.Image: Polestar
Für die technologischen Bedürfnisse steht ein 14,5-Zoll-Display auf dem Armaturenbrett in der Mittelkonsole als Nervensystem des Autos zur Verfügung. Die Schnittstelle basiert auf dem Betriebssystem Android Automotive mit Google-Integration – sicher derzeit eines der besten Infotainmentsysteme – während die Hardware auf Qualcomm Snapdragon zurückgreift.

Der Polestar 3 hat die aktuellste Version von Android Automotive mit Google-Integration an Bord.Image: Polestar
Für den Fahrer gibt es ein 9-Zoll-Display an der Lenksäule, das die wichtigsten Informationen zur Fahrt anzeigt. Es ist mit dem Head-up-Display verbunden. Auch für Unterhaltung ist gesorgt: Das Audiosystem von Bowers and Wilkins mit 25 Lautsprechern und Dolby Atmos wird Musikliebhaber:innen vom Hocker reissen.
Ein Fahrgestell, zwei Motorisierungen
Der Polestar 3 präsentiert sich somit als der Familien-SUV schlechthin mit einigen sportlichen Zügen und glänzt durch seine Vielseitigkeit. Der Radstand von 2,98 m (bei einer Gesamtlänge von 4,90 m) bietet Platz für fünf Passagiere, die einen ebenen Boden geniessen können.

Fünf Passagiere können es sich an Bord des Polestar 3 bei fast drei Metern Radstand bequem machen.Image: Polestar
Unter der Motorhaube gibt es zwei Allradantriebe zu bestaunen (zwei Motoren). Einerseits die Version «Long Range Dual Motor» mit einer Leistung von 489 PS/840 Nm und einer Reichweite von 631 km (WLTP) und andererseits die Version mit «Pack Performance»-Ausstattung mit 517 PS/910 Nm und einer Reichweite von 561 km (WLTP).

Um die 600 km maximale Reichweite und fast 500 PS unter der Motorhaube – was will man mehr?Image: Polestar
Die Preise starten bei 85'800 Franken für die «Long Range Dual Motor»-Version und 92'800 Franken für «Long Range Dual Motor mit Pack Performance».
Ganz schön gewagt
Obwohl er die höhere Zahl im Namen trägt, ist der Polestar 4 mit 4,84 m zumindest aussen kompakter als der Polestar 3. Dafür kratzt der Radstand an der 3-Meter-Marke (2,999 m).

Der Polestar 4 zeigt sich von einer sportlichen Seite, aber immer noch im familiären Rahmen.Image: Polestar
Der Polestar 4 leistet mit zwei Motoren 544 PS/686 Nm und ist somit der stärkste Polestar der Baureihe. Er beschleunigt in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Einstiegsmodell begnügt sich mit einem Motor von 272 PS/343 Nm, der in 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h kommt. Die Reichweiten gehen von 590 km beim «Dual Motor» bis zu 620 km beim «Single Motor».

Ein dynamischeres Design für den Polestar 4.Image: Polestar
Stilmässig befindet sich der Polestar 4 zwischen einem SUV-Coupé und einer Limousine mit Steilheck. Mit der auslaufenden Dachlinie haben sich die Designer eine originelle Lösung überlegt, damit es die Passagiere auf der Rückbank auch schön bequem haben. Durch das einfache Entfernen der hinteren Lünette war es möglich, die Dachquerstange, die gleichzeitig als Verankerung für die Öffnung der Heckklappe dient, hinter den Köpfen der Passagiere zu platzieren und so die Länge des Panoramadachs zu verlängern. Warum ist man nicht früher darauf gekommen?

Oha! Die hintere Lünette!Image: Polestar
Der Fahrer verfügt immer noch über einen Innenrückspiegel; das Bild kommt aber von der hinten installierten Kamera. Wenn das Bild beim ersten Einsatz noch verwirrend erscheint, bietet er den Vorteil, dass er einen grösseren Blickwinkel hat als bei einem herkömmlichen Spiegel. Der Innenraum des Polestar 4 ist in Bezug auf Qualität und Verarbeitung dem Polestar 3 ebenbürtig. Hervorzuheben sind ausserdem die hinteren Sitze mit verstellbarer Neigung.

Dank einem Panoramadach auf der gesamten Länge ist der Innenraum des Polestar 4 lichtdurchflutet.Image: Polestar
Die Preise für den Polestar 4 starten bei 62'900 Franken für die «Single Motor»-Version und 70'900 Franken für die «Dual Motor»-Version.

Mit Schalensitzen und erhöhtem Armaturenbrett spricht der Polestar 4 die Sprache einer Sportlimousine.Image: Polestar
Nach der erfolgreichen Markteinführung des Polestar 2 kann die schwedische Marke mit dem Polestar 3 und 4 ihre Identität und hohe Position verteidigen und arbeitet dabei schon an weiteren Angeboten, die in den kommenden Monaten mit dem Polestar 5 und 6 zu erwarten sind. Das komplette Sortiment festigt den Platz der chinesisch-schwedischen Marke neben den ganz grossen Marken Audi, BMW, Mercedes-Benz und – vor allem – Tesla. Ein schönes Angebot, das Technologie, neue Materialien und skandinavisches Design zusammen mit Luxus und Nüchternheit unter ein Dach bringt und viel Aufmerksamkeit verdient hat.
Über den Autor:

Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
Ein elektrisches SUV-Coupé, das ohne Weiteres 400 km auf der Autobahn zurücklegt, so leise ist, dass man eine Stecknadel fallen hört, und in Sachen Style und Komfort ganz vorn dabei ist? Mit dem DS N°8 zieht die französische Premiummarke eine in diesem Segment unerwartete Karte aus ihrem Ärmel. Das erste Mal im 350 PS starken Long Range 4x4 unterwegs.
Da die Hersteller immer wieder gerne grossartige «Bis zu»-Reichweiten versprechen, könnte man fast vergessen, wie die Wirklichkeit aussieht. Wenn DS also stolz 400 km bei 130 km/h für sein neues Flaggschiff ankündigt, ist Skepsis vorprogrammiert.
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