«Controller sind Erbsenzähler und Tüpflischiisser.» So ein gängiges Vorurteil. Mag sein, dass sie es gern genau nehmen. Das tun aber andere Berufsgattungen auch, z.B. Zahnärzte, Fluglotsinnen oder Architekten – und wir sind froh darum. Dass Controller ein eher langweiliges Image haben, hängt zum Teil mit einer unzulänglichen Übersetzung zusammen: «Control» bedeutet zwar auch «kontrollieren», in erster Linie jedoch «steuern» und «regeln». Hinter dem Job als Controllerin stehen bedeutend spannendere Tätigkeiten und Anforderungen als das Zahlenbeigen. Neuerdings sind es vor allem die zunehmenden IT-Kompetenzen, die das Berufsbild interessant machen.
Weshalb sollte ich bei der Berufswahl das Controlling in die engere Wahl einbeziehen? Thomas Rautenstrauch, Leiter des Center for Accounting & Controlling der HWZ, hilft auf die Sprünge.
Nicht jedes Unternehmen kann sich einen Controller leisten. Wenn es das tut, hat es einen guten Grund und genaue Vorstellungen vom Output. Es erwartet eine positive und erfolgreiche Weiterentwicklung, die es ohne dich nicht hinzukriegen glaubt. Je schlechter es einem Unternehmen geht, desto mehr braucht es dich, weil du den Ursachen auf den Grund gehst. Und was gibt einem ein besseres Gefühl als das, gebraucht zu werden und helfen zu können?
«Controller sind das zweibeinige GPS.» Wie als Autofahrerin in einer fremden Stadt schätze ich auch als Führungskraft ein Navi. Es zeigt mir meine Position. Ich kann das gewünschte Ziel eingeben und es zeigt mir Wegoptionen auf. Dann führt es mich auf der von mir gewählten Route ans Ziel. Bei Abweichungen berechnet es den Weg neu und sucht eine Alternativroute. In der Regel ist man sehr froh, ein Navi zu haben – vor allem, wenn es eine schöne Stimme hat …
Als Controllerin bist du Teil des Führungsteams. Du sorgst für Transparenz, wirst gehört, kannst überall mitreden und sogar mitentscheiden, bist aber auch nur mitverantwortlich. Letztendlich steht der/die CEO für Entscheidungen gerade.
Langeweile? Nicht als Controller:in. Je nach deinem Einsatzgebiet siehst du in alle Geschäftsfelder oder zumindest in alle Bereiche einer Business-Unit hinein. Du bist Generalist mit dem totalen Überblick. Um Problemzonen erkennen zu können, gehst du dorthin, wo die Arbeit gemacht wird, und schaust dir die Abteilungen und Prozesse hautnah an. Du beschäftigst dich immer wieder mit neuen Thematiken. Ein Zusatzeffekt: Du bist kein Schreibtischtäter. Und möglicherweise wird dir das dein Bewegungsapparat danken.
Das Wichtigste eines guten Controllings sind Empfehlungen. Dadurch grenzt es sich von der Buchhaltung ab. Es zeigt nicht nur Probleme auf, sondern Lösungen – immer auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten. Du hast ein Bewusstsein für fundierte Entscheidungen und setzt dieses täglich bei der Arbeit ein. (Und wer den ganzen Tag so vernünftig agiert, darf doch im Privatleben auch einmal ganz und gar unvernünftig sein …)
In der Arbeitswelt 4.0 sind insbesondere Soft Skills gefragt. Dazu gehören u. a. Kreativität, Sozialkompetenz, Überzeugungsvermögen, kritisches Denken, Problemlösungsvermögen – alles Kompetenzen, die du mit der Arbeit als Controller:in brauchst und täglich trainierst. Denn du musst dich mit Produkt und Mitarbeitenden identifizieren, Prozesse durchleuchten, Probleme erkennen und angehen, Vertrauen gewinnen und deine Zahlen verständlich verpackt verkaufen.
Controller haben immer Konjunktur und werden noch lange unverzichtbar sein. Das vernetzte Denken und die Beraterkomponente können nicht so einfach durch Maschinen übernommen werden. Intern gibt es den Karrierepfad vom CFO zum CEO. Durch dein Generalistenwissen und deine Skills bist du aber auch sonst auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt … nicht nur, aber auch in Krisensituationen.
Noch nicht überzeugt? Dann bleibt noch ein Grund, der aus allem Angeführten resultiert und eben doch eine bedeutende Rolle für die Jobzufriedenheit spielt: Als Controller:in verdienst du in der Regel überdurchschnittlich viel. Und natürlich hast du auch ein Sensorium dafür, mit diesem Geld verantwortungsbewusst umzugehen.