Backe dir deinen Traumchef. Was wären seine Eigenschaften? Dieses Gedankenspiel hilft wenn es darum geht, was du eigentlich von deinem Vorgesetzten erwartest.Bild: flavia korner, FH SCHWEIZ
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Über Vorgesetzte zu motzen, ist einfach. Manchmal tut es auch richtig gut und dient der Psychohygiene. Mehr bringt’s jedoch nicht. Aber was kann ich tun, wenn’s nicht so läuft, wie gewünscht? Mit diesen fünf Tipps kommst du weiter und schonst deine Nerven.
22.02.2022, 10:3922.02.2022, 14:47
Mit Literatur über Führung kann man Regale füllen, mit Geschimpfe über die Chefin oder den Chef ganze Abende. Prof. Dr. Sibylle Olbert-Bock leitet das Kompetenzzentrum Leadership & Personalmanagement an der Fachhochschule OST und forscht zu Themen aus der Personal- und Karriereentwicklung. Ich habe mit ihr über die Traumchefin, Ansprüche, Führungskompetenzen und No-Gos gesprochen.
Sibylle Olbert-BockBild: zvg
Auf verallgemeinernde Aussagen will sich Sibylle Olbert-Bock nicht einlassen. Das ist ihr zu undifferenziert. Führung sei situativ, individuell und vor allem sehr komplex. Die Professorin hat jedoch einen durchaus pragmatischen Blickwinkel auf die Herausforderungen, die sich Mitarbeitenden und Führungspersonen stellen. Ich habe aus dem Gespräch fünf Empfehlungen für euch abgeleitet:
- Backe dir deinen Traumchef
Wie wäre deine Traumchefin, wenn du sie selbst kreieren könntest? Weisst du überhaupt, was dir wichtig ist und was du willst? Wenn du dir im Klaren bist, welcher Führungstyp dir entspricht, kannst du bereits in Bewerbungsgesprächen gewisse Einschätzungen vornehmen.
Sibylle Olbert-Bock warnt jedoch: «Alle positiven Eigenschaften haben ihre Kehrseiten. Gibt eine Führungsperson beispielsweise viel Freiheiten, wirst du im Gegenzug wenig Struktur erhalten».
Bei Ansätzen wiederum, die dir nicht gefallen, findest du meist eine positive Kehrseite. Versuche es und überlege, was an deinen aktuellen Vorgesetzten positiv ist. Vielleicht findest du mehr, als du im ersten Augenblick denkst. - Schaue über den Tellerrand hinaus
Wir sehen alles aus unserem eigenen Blickwinkel: «Nicht alle Aufgaben, denen die Vorgesetzten gerecht werden müssen, sind den Mitarbeitenden klar. Es ist deshalb normal, dass sie nicht alles nachvollziehen können», so Sibylle Olbert-Bock.
Es kann helfen, zu versuchen, sich in die Stelle der Führungsperson zu versetzen und sich zu fragen: Weshalb reagiert meine Chefin in dieser Situation so? Welche Aufgaben, Sachzwänge und Herausforderungen stehen für meinen Chef gerade an? Was für Ansprüche hat die Chefin vom Chef?
«Gemäss den Führungstheorien sollte jede Führungsperson grundsätzlich zwei Hauptaufgaben erfüllen: Den wirtschaftlichen Auftrag einlösen und die Beziehung zu den Mitarbeitenden und im Team pflegen», sagt Sibylle Olbert-Bock. Beides sei sehr wichtig. Je nach wirtschaftlicher Situation gibt es jedoch nicht für jede Aufgabe gleich viel Raum. Der Blick auf die Situation des Unternehmens kann helfen, Verhalten und Anforderungen des Chefs zu verstehen. - Reflektiere dich und deine Situation
Sind es wirklich die Vorgesetzten, die nerven oder befriedigen dich dein Job und deine Aufgaben nicht (mehr)? «Bei Start-ups können die Mitarbeitenden am Anfang viel mitgestalten. Kommt Wachstum, werden gewisse Strukturen und Routinen nötig. Das gefällt nicht allen, die am Aufbau beteiligt waren, hat aber nichts mit den Vorgesetzten zu tun», so Sibylle Olbert-Bock. Es kann also sein, dass Reibungen mit den Vorgesetzten mit Veränderungen zusammenhängen und gar nicht mit den Personen.
Je nach Umfeld, in dem man sich bewegt, gibt es mehr oder weniger Spielraum beziehungsweise andere Prioritäten. Sibylle Olbert-Bock macht folgende Beispiele: In der Industrie mit knappen Margen, braucht es eine gewisse Produktivität. In einem IT-Unternehmen, das gerade durch die Decke geht, gibt es mehr Zeit, um kreativ zu sein. Die Vorgesetzten haben andere Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten, sie verfolgen daher verschiedene Ziele und führen entsprechend unterschiedlich. Welche Art von Unternehmen passt zu deiner Art zu arbeiten und zu deinen Bedürfnissen?
Ab und zu genervt zu sein, sei normal, meint Sibylle Olbert-Bock. Nur wenn man sich chronisch nerve, sei es ein Alarmsignal. Gewisse Konflikte gäbe es überall. Da bringe auch ein zu schneller Wechsel nichts, denn Unstimmigkeiten und Reibungen gehen mit Management einher. Missverständnisse sind menschlich: «Permanente Harmonie ist eine Illusion». - Werde aktiv – vor allem bei Grenzüberschreitungen
Kommt es zu einer Situation, die für dich nicht stimmig ist, solltest du sie thematisieren. Was hat sich ereignet und wie ist es bei dir angekommen? Erniedrigungen, Geschrei oder Blossstellen sind Verhalten, die du nicht akzeptieren musst, findet Sibylle Olbert-Bock.
Fruchtet das Ansprechen nicht und wiederholen sich die Vorfälle, gilt es auszuloten, ob es Handlungsmöglichkeiten in der Firma gibt: Kannst du z. B. ein Gespräch mit deiner Chefin oder der nächsthöheren Stufe anregen oder mit dem HR das Gespräch suchen? Gibt es Mitarbeitende, die Ähnliches erleben und ist es damit etwas, das gemeinsam angesprochen werden sollte?
Bei Grenzüberschreitungen gibt es Ombudsstellen, an die man sich wenden kann. Möglichweise kommen irgendwann rechtliche Fragen zum Tragen. Dokumentiere deshalb sich wiederholende Situationen. - Ziehe deine Konsequenzen
«Love it, change it or leave it – wenn es gar nicht mehr stimmt und du trotz Versuchen nichts an der Situation ändern kannst, ist es Zeit zu gehen», sagt Sibylle Olbert-Bock. Sie schiebt jedoch nach: «Sei dir bewusst, dass es an einem neuen Ort ebenfalls Reibungen gibt. Vor allem in der Anfangsphase, in der man sich finden muss. Wenn du ein Unternehmen verlässt, verlierst du immer gewisse Vorteile. Evaluiere, ob du wirklich mehr gewinnst, als verlierst und sei dir im Klaren, was du willst». Nimm dir also die Zeit, nochmals zu Punkt 3 zurückzugehen, bevor du eine Kündigung einreichst.
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