Einzelkämpfer sind von gestern. Oder netter gesagt: die berühmte Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Wer heute etwas erreichen will, macht das am besten im Team. Motivierte Teammitglieder sind kreativer und effizienter. Das spart Kosten und Nerven. Wirklich neu ist diese Erkenntnis ja nicht. Doch was ist das Rezept?
Gemäss Astrid Hausherr Fischer, Head of Learning Campus der Siemens Schweiz, muss die Teamleitung sich bewusst sein, dass es sich lohnt, nicht nur in die Führung der einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch in die Teamführung zu investieren. «Schliesslich profitieren alle davon, wenn eine gesunde Vertrauensbasis herrscht, man ermuntert wird, Verantwortung zu übernehmen, und gute Resultate erzielt werden», so Hausherr Fischer, die auch als Dozentin an der Kalaidos Fachhochschule Team-Leadership behandelt.
Niemals auf sein Team verzichten würde auch der erfolgreiche Jungunternehmer Tobias Gunzenhauser. Zusammen mit zwei Freunden gründete er vor vier Jahren das Startup yamo, das Babybrei aus natürlichen Zutaten herstellt und seither auf gut 40 Mitarbeitende angewachsen ist. «Ich würde jedem abraten, eine Firma alleine zu gründen», sagt er. «Suche Leute, die genauso crazy sind wie du.» Das ist natürlich leicht gesagt. Deshalb hier ein 5-Punkte-Plan, auf was es ankommt, damit ein Team auch Erfolg hat.
Diversität ist entscheidend, nicht nur bei den erlernten Fähigkeiten, «sondern auch zwischen Männern, Frauen, Nationalitäten, Alter, Persönlichkeiten», so Astrid Hausherr Fischer. Bei den Persönlichkeiten sollten drei Stärken im Team vertreten sein: Die Wissensorientierten, die Handlungsorientierten und die Kommunikationsorientierten. Speziell bei kleineren Unternehmen spielt auch der «Spirit» eine wichtige Rolle. «Wir wollen von Bewerbern spüren, ob sie ebenfalls mit uns etwas erreichen, etwas reissen wollen – ohne aber mit den Ellbogen zu kämpfen», so Gunzenhauser.
Absolut zentral. «Ein gemeinsamer Auftrag und die Ausrichtung müssen klar kommuniziert, gemeinsam diskutiert und interpretiert werden», so Hausherr Fischer. «Eine kurze Ansprache des Teamleiters oder eine Folie dazu reichen nicht.» Auch die Frage zum Sinn und Zweck der Ziele und des Auftrages soll gestellt werden, das ist für das Commitment und das «Wir-Gefühl» positiv.
«Es ist eine Aufgabe der Führungsperson, psychologische Sicherheit zu vermitteln», sagt Hausherr Fischer. Vertrauen könne gezielt aufgebaut werden. So dass sich die Mitarbeitenden auch trauen, sich kritisch zu äussern und eine offene Kultur entsteht. Auch ein wichtiger Punkt untereinander im Team, wie Gunzenhauser anmerkt: «Man muss offen sein, auch mit den Gefühlen. Immer unverblümt, aber trotzdem anständig.»
Vertrauen entsteht auch durch eine gute Feedback-Kultur. Hier ist wiederum die Führung gefragt, aber nicht nur. Feedback erteilt man per «Ich-Botschaft» («Ich erlebe das so …»), beschreibend und nicht bewertend. Kurz zusammengefasst wird nach folgendem Schema Feedback erteilt: Wahrnehmung-Wirkung-Wunsch. Doch auch Feedback anzunehmen will gelernt sein: Mit Verständnisfragen und nicht, indem man sich in den Verteidigungsgraben wirft.
«Verstehen, dass jemand anders tickt und wie er tickt», so Gunzenhauser, sei ein wichtiger Schlüssel. «Ich frage mich auch: Wie kann ich mit dem anderen umgehen, wo sind seine Stärken und Schwächen? Darauf muss ich mich einstellen.»
Und bei allen guten Ratschlägen gilt: Teamführung ist Arbeit. «Die Teamleitung muss verstehen und sich damit auseinandersetzen, wie ein Team funktioniert», so Hausherr Fischer. Wie schon erwähnt: Eine Folie reicht nicht. Es lohnt sich, Zeit und Arbeit zu investieren. Diese sind gut angelegt.
Das muss dann wieder für ein Jahr reichen.