Der traurige Fall der Spreitenbacher Schülerin Sabrina (†13)*, die sich wegen Cybermobbings das Leben genommen hat, löste grosse Betroffenheit aus. Doch das Drama ist damit nicht zu Ende - im Gegenteil: Es geht weiter. Eine Jugendliche prahlt mit dem Tod der Schülerin und droht einem weiteren Mädchen: «Du wirst genauso sterben wie Sabrina». Das machte die «Schweiz am Wochenende» am Samstag publik.
Das Handy als Waffe, das betrifft über die Sozialen Medien immer mehr Kinder und Jugendliche.
Gerichtspsychiater Josef Sachs schätzt den Spreitenbacher Fall als besonders aggressiv ein: «Dass jemand nach einem tragischen Suizid, die Sache weiter intensiviert, das zeugt von ungewöhnlicher Machtausübung. Hier besteht Handlungsbedarf.»
Das sah auch die Jugendstaatsanwaltschaft Limmattal/Albis so. Sie ermittelt gegen die Jugendliche, bei der es sich um ein Mädchen aus Dietikon handeln soll. Noch ist nicht sicher, ob sie für den Tod von Sabrina verantwortlich ist.
Ihren Frust lassen Jugendliche immer häufiger über Instagram oder Facebook aus - neben Snapchat die beliebtesten Sozialen Medien. So weist die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) aus, dass jeder fünfte Jugendliche bereits einmal Opfer von Cybermobbing geworden ist:
Cybermobbing ist nichts anderes als eine Form der Ausgrenzung. Das trifft Jugendliche besonders hart, denn die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist zentraler Bestandteil des Erwachsenwerdens, so Gerichtspsychiater Josef Sachs.
Die Gründe für die Ausgrenzung sind vielfältig. In Österreich brachte sich vor sechs Jahren ein 13-Jähriger um, weil er wegen Übergewichts gemobbt wurde. Die Kandadierin (15) Amanda Todd lancierte vor fünf Jahren über Youtube einen stummen Hilferuf, sie werde wegen Nacktfotos geplagt. Der Hilfeschrei nutzte nichts: Wochen später war das Mädchen tot. Anfang Jahr wurde ihr Stalker (38) zu zehn Jahren haft verurteilt.
Pro Juventute Schweiz startete daraufhin eine Aufklärungskampagne. Auch bei der Schweizer Jugendberatungsnummer 147 ist Cyber-Mobbing ein ständiges Thema.
In ihrer Ausgabe von heute Dienstag beschreibt auch die Basler Zeitung (BAZ) einen extremen Fall. So sei die 12-jährige Baslerin Selina jahrelang von Mitschülern geplagt worden. Am Ende habe sie über Smartphone-Chats und Soziale Medien Todeswünsche erhalten. Heute habe das Mädchen endlich Ruhe vor dem Terror. Dazu habe sie aber die Schule und die Telefonnummer wechseln müssen, so die BAZ.
Medienpädagogin Sharmila Egger weiss: «Kinder werden heute schon früh in der Primarschule mit dem Thema Mobbing konfrontiert. Sie lernen, was Mobbing ist. Das aufs Digitale zu übertragen, ist ein wichtiger Schritt. Eine Kommunikation im Chat läuft anders als von Angesicht zu Angesicht. Die Auswirkungen sind anders, als wenn man jemanden auf dem Pausenplatz beleidigt.»
*Sabrina ist ein Pseudonym (aargauerzeitung.ch)