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«Erweiterter Datenschutz» bei WhatsApp: Das bringt die neue Funktion

FILE - Meta Founder and CEO Mark Zuckerberg speaks at LlamaCon 2025, an AI developer conference, in Menlo Park, Calif., Tuesday, April 29, 2025. (AP Photo/Jeff Chiu, file)
Mark Zuckerberg
Wenn der Facebook-Chef mit mehr Datenschutz wirbt, werden Zweifel wach. Doch eine neue WhatsApp-Funktion hat tatsächlich auch ihr Gutes.Bild: keystone
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WhatsApp bietet jetzt «Erweiterten Chat-Datenschutz» – das steckt dahinter

Mit einem einfachen Klick lässt sich angeblich der Schutz der Privatsphäre in WhatsApp-Chats verbessern. Leider verspricht der Meta-Konzern damit zu viel. Aber immerhin lässt sich die integrierte KI deaktivieren.
18.08.2025, 16:0418.08.2025, 17:06
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Vielleicht ist sie dir auch schon aufgefallen: die in kleiner System-Schrift gehaltene Mitteilung bei WhatsApp, dass ein anderes Mitglied einer Chatgruppe den «Erweiterten Chat-Datenschutz» eingeschaltet hat.

Mehr Privatsphäre schadet nicht, dürften sich die meisten WhatsApp-User sagen. Allerdings sprechen Kritiker von einer «Scheinsicherheit», die der Meta-Konzern (als Eigentümer der Plattform) damit vermittelt.

watson erklärt, was die neue Funktion an zusätzlicher Sicherheit bringt – oder auch nicht.

Was ist neu?

Bei WhatsApp taucht vermehrt eine System-Mitteilung auf, wonach jemand im Chat den «Erweiterten Chat-Datenschutz eingeschaltet» hat (auf Englisch «Advanced Chat Privacy»). Die entsprechende Mitteilung wird in Einzelchats und Gruppenchats eingeblendet.

Mit der neuen Funktion sollen Milliarden von WhatsApp-Usern kontrollieren können, wie ihre eigenen Postings von anderen geteilt und verwendet werden.

Wenn man sie aktiviert hat, können andere daran gehindert werden, Chats einfach zu exportieren, Bilder und Videos automatisch auf ihr Gerät herunterzuladen und mit der Meta-KI auf die Chat-Inhalte zuzugreifen, was insbesondere für Zusammenfassungen genutzt wird.

Wo ist das Problem?

Meta hatte die Funktion bereits im April angekündigt, und nun schreitet das weltweite «Rollout» voran. Hier ist anzumerken, dass auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok Falschmeldungen zum Thema kursieren und auch bei WhatsApp verbreitet werden.

Richtig ist: Die neue Funktion hat keinen Einfluss darauf, welche Informationen die Meta-KI sammelt oder auf welche Daten WhatsApp (gemäss den von den Usern akzeptierten Nutzungsbedingungen) zugreifen darf.

Einmal mehr zeige die neue Funktion «den halbherzigen Ansatz von WhatsApp in Sachen Datenschutz und Privatsphäre», kommentierte netzpolitik.org. Der Messenger ermögliche zwar Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation, speichere aber aussagekräftige Metadaten.

«Solche Daten gibt WhatsApp auch auf Anfrage an Strafverfolgungsbehörden heraus, etwa ‹Namen, Nutzungsdauer des Dienstes, den „Zuletzt online“-Zeitstempel, IP-Adresse, Gerätetyp und E-Mail-Adresse› sowie ‹Profilbilder, Gruppeninformationen und Kontaktliste›.

Selbst die Kontaktdaten von Personen, die kein WhatsApp haben, können bei WhatsApp landen, sobald jemand anderes WhatsApp das eigene Telefonbuch freigibt.»

Soll man die neue Funktion trotzdem aktivieren?

Ja, das ist zu empfehlen.

Zwar muss gesagt werden, dass der Meta-Konzern als Eigentümer von WhatsApp den Mund bezüglich Datenschutz zu voll nimmt. Immerhin lässt sich mit der neuen Funktion die bei WhatsApp integrierte KI, «Meta AI» genannt, in gewissen Chats deaktivieren.

Der blaue KI-Kreis bleibt in der WhatsApp-App sichtbar, wie das Unternehmen erklärt. Man könne ihn weder löschen noch verstecken.

Meta hat die User selbst davor gewarnt, vertrauliche Informationen oder persönliche Daten an den KI-Chatbot weiterzugeben, denn die Inhalte der jeweiligen Nachricht landen zur Bearbeitung auf Meta-Servern. Ausserdem räumte das zu den weltweit marktbeherrschenden Tech-Konzernen gehörende amerikanische Unternehmen ein, dass die Antworten seiner generativen künstlichen Intelligenz ungenau oder gar falsch sein können.

Auch wenn man den Erweiterten Chat-Datenschutz ausgeschaltet lässt, sind alle Inhalte durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vor dem Zugriff Dritter geschützt. Dies natürlich nur, wenn man kein unverschlüsseltes WhatsApp-Backup in der Cloud speichert.

Und es bleibt das oben erwähnte Problem der Metadaten. Thorin Klosowski, Sicherheits- und Datenschutzaktivist der Electronic Frontier Foundation (EFF), erklärte gegenüber dem Faktencheck-Medium Africa Check:

«Ich denke, es ist wichtig, zu überlegen, wie viele Daten das Unternehmen sammelt – alles, was es kann – und wofür es diese nutzt – hauptsächlich, um Werbung zu verkaufen. Diese umfassende Datensammlung, die bei einem Unternehmen konsolidiert wird, gibt ihm viel Macht, und es ist den Leuten nicht immer klar, wie viel das Unternehmen tatsächlich sammelt.»

Der Meta-Konzern, mit dem WhatsApp Daten austauscht, verwendet die gesammelten Informationen hauptsächlich für personalisierte Werbung und verknüpft die Daten der WhatsApp-User mit Ihren Aktivitäten in anderen Anwendungen und im Internet.

An den wertvollen Metadaten sind aber auch andere Akteure interessiert, wie etwa Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden.

«Insbesondere bei WhatsApp und Chat-Messaging-Apps können die Metadaten darüber, mit wem Sie wann kommunizieren, viel darüber verraten, wer Sie sind, wo Sie sich befinden und welche Bedürfnisse Sie haben.»

Wie aktiviert man den Erweiterten Chat-Datenschutz?

In jedem Privat- und Gruppenchat gibt es einen neuen Schalter für den Erweiterten Chat-Datenschutz, der allerdings standardmässig deaktiviert ist.

So einfach geht's:

  • In der WhatsApp-App den Chat öffnen, den man schützen will
  • Oben auf den Namen tippen (bei Gruppen auf den Gruppennamen)
  • Herunterscrollen zu «Erweiterter Chat-Datenschutz» oder «Advanced Chat Privacy»
  • Die Funktion aktivieren (grün)
Erweiterter Datenschutz bei WhatsApp lässt sich nicht in allen Gruppen aktivieren.
In Gruppenchats lässt sich der Erweiterte Chat-Datenschutz nur aktivieren, wenn die Administratoren Änderungen der Einstellungen zulassen.Screenshot: watson

Bei Unternehmenskonten (WhatsApp Business), wie zum Beispiel bei Kurierdiensten wie DHL, steht die zusätzliche Datenschutz-Funktion nicht zur Verfügung.

War's das?

Nicht ganz. 😉

Wie bei jedem Artikel über den Meta-Konzern und dessen Plattformen, ob Instagram, Facebook oder WhatsApp, ist an das mehr als problematische Verhalten des Unternehmens in der Vergangenheit zu erinnern. Die Verantwortlichen haben sich wiederholt über gesetzliche Bestimmungen zum Datenschutz hinweggesetzt.

Wer kann, sollte auf einen vertrauenswürdigen Messenger wie zum Beispiel Signal oder Threema wechseln, statt die grossen US-Datenkraken zu füttern.

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scrat
18.08.2025 16:34registriert Januar 2016
Und man muss diese Einstellung tatsächlich für jeden einzelnen Chat getrennt vornehmen, anstatt dass man das ganz einfach global machen kann? Meta weiss tatsächlich, wie sie ihre Nutzer möglichst NICHT in den Genuss eines echten Datenschutzes kommen lassen will.
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Nick Zahner
18.08.2025 16:31registriert August 2025
Können wir endlich alle aufhören Whatsapp zu nutzen?
Ich selbst und meine Freunde haben schon lange gewechselt, jedoch haben noch zu viele Whatsapp.. Weshalb wir die App noch nicht löschen können leider.
Jetzt ist ja der perfekte Zeitpunkt mit den Zöllen.
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Madison Pierce
18.08.2025 16:39registriert September 2015
Da WhatsApp nicht gemeinnützig ist, kostenlos angeboten wird und keine Werbung anzeigt, ist der Fall klar: Der Benutzer ist nicht der Kunde, sondern das Produkt.

Ob man das will, muss jeder selbst entscheiden. Auf Aussagen von Meta würde ich mich nicht verlassen.
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