Neuer Ärger für Musk: US-Behörde ermittelt wegen «Full Self Driving»-Software gegen Tesla
Teslas Fahrassistenz-System «Autopilot» ist ins Visier neuer Ermittlungen der US-Verkehrsaufsicht geraten. Im Mittelpunkt steht die fortgeschrittene Version «Full Self Driving» (komplett selbstfahrend).
Damit sollen Teslas Elektroautos mit der Zeit autonom fahren – noch sollen aber die Menschen am Steuer bei Fehlern eingreifen. Bei der neuen Untersuchung geht es unter anderem um Fälle, in denen die Software Autos auf die Gegenfahrbahn lenkte oder trotz roter Ampeln auf Kreuzungen fahren liess.
Die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA prüft bei ihrer Untersuchung 58 Zwischenfälle, bei denen 23 Menschen verletzt wurden. Zu Todesfällen kam es dabei nicht.
Fahrer müssen eingreifen
Tesla lässt Fahrerinnen und Fahrer in den USA schon seit vielen Jahren FSD-Software auf öffentlichen Strassen testen. User veröffentlichen immer wieder Videos, in denen das System zum Teil grobe Fehler macht und die Menschen am Steuer eingreifen müssen, um Unfälle zu verhindern. Laut Tesla-Chef Elon Musk wurde die Software mit neuen Versionen viel besser. Experten bezweifeln jedoch, dass Tesla mit seiner Technologie die Sicherheit der Konkurrenz erreichen kann, die nebst Kameras auch Lidar für autonomes Fahren nutzt.
Der NHTSA wurden sechs Fälle gemeldet, in denen die FSD-Software Teslas an roten Ampeln vorbei auf Kreuzungen steuerte und es dadurch zu Unfällen kam. Mehrere der Zwischenfälle ereigneten sich an derselben Kreuzung im Bundesstaat Maryland.
Bei der Untersuchung soll auch bewertet werden, wie gut das FSD-System Verkehrszeichen und die Verkehrsführung erkennt und sich daran orientiert.
Tesla kam wegen der Bezeichnung Full Self Driving stark unter Druck und änderte den Namen zuletzt in Full Self Driving (Überwacht), wohl auch um sich rechtlich abzusichern. Offiziell handelt es sich bei FSD denn auch nicht um autonomes Fahren, sondern lediglich um teilautomatisiertes Fahren. Tesla übernimmt somit keine Haftung für Fehler.
Trotzdem droht Tesla in den USA wegen Unfällen mit FSD eine Prozesslawine. Im August befand eine Jury in Florida, dass Teslas Fahrerassistenzsystem mitverantwortlich für einen tödlichen Unfall im Jahr 2019 war. Tesla muss 243 Millionen Dollar zahlen. Es war die erste Entscheidung dieser Art, welche die Tür für viele weitere Prozesse öffnen könnte. Tesla versucht solche Urteile üblicherweise mit einem Vergleich abzuwenden.
Tesla setzt auf Robotaxis
Musk versucht gerade, Tesla auf Robotaxis und humanoide Roboter auszurichten, während die Autoverkäufe seit dem vergangenen Jahr schwächelten. In der texanischen Stadt Austin befördert die Firma mit einigen selbstfahrenden Autos Fahrgäste ohne einen Menschen am Steuer. Allerdings sitzt noch ein Aufpasser auf dem Beifahrersitz. Auch die Tesla-Robotaxis wurden bei Verstössen gegen Verkehrsregeln gefilmt.
Behörden ermitteln in weiteren Fällen gegen Tesla
Die NHTSA startete schon vor Jahren mehrere Untersuchungen zur herkömmlichen Version des «Autopilot»-Assistenzsystems.
Im August wurde bekannt, dass die US-Verkehrssicherheitsbehörde gegen Tesla wegen verspäteter Unfallmeldungen ermittelt.
Im September leitete die NHTSA zudem eine Untersuchung zu Problemen mit Türschlössern beim Model Y ein. Teslas elektrische Türgriffe können blockieren, wenn die Stromzufuhr ausfällt. Tesla will nun den Türmechanismus ändern.
(sda/dpa/oli)