Aus dem komplett kabellosen Computer wird vorläufig nichts. Aber Rechner, Tablets und Handys, die nur noch ein einziges Kabel brauchen, könnten bald Realität werden. Das verspricht das USB Implementers Forum (USB IF), die Industrieorganisation, die sich um die Entwicklung von USB-Standards kümmert.
Das für Anwender auf den ersten Blick auffälligste Merkmal der neuen Stecker ist, dass sie kein oben und unten mehr haben. Genau wie Apples Lightning-Stecker, die man bei aktuellen iPhones, iPads und iPods findet, ist es bei USB-Steckern vom Typ C egal, wie herum man sie einstöpselt. Das lästige Herumgefrickel, wie man es von aktuellen USB-Steckern kennt, soll entfallen.
Dass an einer solchen Verbesserung des USB-Standards gearbeitet wird, war bereits seit langem bekannt. Nun hat die Organisation am Dienstag per Pressemitteilung bekanntgegeben, dass ein neuer Typ von USB-Anschluss, der USB-Stecker Typ C, produktionsreif sei. Die Spezifikationen des neuen Standards können Hardware-Hersteller auf mehr als 1000 PDF-Seiten nachlesen.
Zudem sind die für den Standard USB 3.1 entwickelten Stecker sehr klein und schlank. Laut USB IF entspricht ihre Größe in etwa der von Micro-USB-2.0-Steckern, wie man sie derzeit in Smartphones und Tablets findet. Die über die neuen Kabel mögliche Bandbreite von Datenübertragungen ist allerdings erheblich höher. Während USB 2.0 maximal 480 Megabit pro Sekunde und USB 3.0 bis 5 Gigabit pro Sekunde übertragen kann, schafft USB 3.1 mit den kleinen Steckern bis zu 10 Gigabit pro Sekunde.
Neben der drastischen Erhöhung der Datenkapazität, bietet USB 3.1 auch die Möglichkeit, bis zu 100 Watt elektrische Leistung zu liefern. Ausserdem sollen die neuen Stecker Stromstärken von bis zu fünf Ampere bewältigen können. Damit liesse sich ein drängendes Problem von Tablets lösen, deren grosse Akkus über eine solche Verbindung schneller aufgeladen werden können. Sogar Notebooks könnten künftig per USB 3.1 mit Strom versorgt werden, was ein Netzteil überflüssig machen und damit das Reisegepäck um eine Last leichter machen würde.
Die USB 3.0 Promoter Group bezeichnet den neuen Standard dann auch als letztes Teilstück zur Realisierung einer Ein-Kabel-Lösung. Nach Vorstellung der Entwickler könnte man demnach künftig Computer bauen, die nur noch einen Anschluss haben, nämlich den für USB 3.1. Über den würde man sie dann an eine Docking-Station anschliessen, die alle übrigen Anschlüsse enthält. Die Bandbreite würde ausreichen, um beispielsweise mehrere Monitore gleichzeitig anzuschliessen.
Bis es soweit ist, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Zwar sollen erste Produkte mit USB 3.1 noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, doch werden das zunächst nur wenige sein. Dafür dürfte sich die Zubehörindustrie freuen: So lange es Geräte mit neuem Anschluss und Computer mit altem gibt und umgekehrt, können sie mit Adaptern Umsätze machen.