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Teslas versenkbare Türgriffe – US-Behörden starten Untersuchung

Die US-Strassenverkehrsbehörde untersucht Teslas versenkbare Türgriffe.
Die US-Strassenverkehrsbehörde untersucht Teslas versenkbare Türgriffe.Bild: Shutterstock

Teslas versenkbare Türgriffe können zum Problem werden – US-Behörden starten Untersuchung

Teslas elektrische Türgriffe können blockieren, wenn die Stromzufuhr ausfällt. Meldungen über eingeschlossene Kinder rufen nun die US-Behörden auf den Plan.
17.09.2025, 18:3217.09.2025, 20:22

Bei der US-Verkehrssicherheitsbehörde sind seit 2018 über 140 Meldungen zu klemmenden oder blockierten Tesla-Türen eingegangen. Die Insassen waren demnach gefangen und die Türen liessen sich auch von aussen nicht mehr öffnen. Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hat deshalb am Montag eine Untersuchung eingeleitet und erklärt, dass sie auf zahlreiche Beschwerden von Tesla-Besitzern reagiere.

Im Fokus der Untersuchung stehen neun dokumentierte Meldungen zu Kindern, die in Tesla-Fahrzeugen eingeschlossen waren, weil sich die elektrischen Türgriffe plötzlich nicht mehr betätigen liessen. In der Regel waren die Eltern nicht in der Lage, die Türen ihres Tesla wieder zu öffnen, um ihre Kinder vom Rücksitz zu holen. Die in der Türe versenkten, elektrisch betriebenen Türgriffe seien wegen Problemen mit der Niedervolt-Batterie von aussen nicht zu öffnen gewesen, schreibt die NHTSA.

Fällt diese kleine 12-Volt-Batterie aus, lassen sich die Türen nicht mehr öffnen und müssen manuell entriegelt werden. Insbesondere für kleine, auf den Rücksitzen angeschnallte Kinder ist dies unmöglich. Auch Erwachsene kommen nur noch aus dem Auto, wenn sie wissen, wie man an die manuelle Notverriegelung gelangt.

Die Untersuchung konzentriert sich aktuell auf das Model Y, wobei die Aufsichtsbehörde erklärte, dass sie ausgeweitet werden könnte. Man werde «nicht zögern, Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit zu ergreifen». Die Behörde hat bereits Rückrufe bei Ford und Fisker wegen Türproblemen angeordnet.

Brisanter Bericht

Die eingeleitete Untersuchung kommt nur wenige Tage, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg einen grossen Bericht über Tesla-Besitzer veröffentlichte, die nach Unfällen in ihren Fahrzeugen gefangen waren. In der Reportage «Keine Chance zu entkommen: Wenn Teslas zur Falle werden», dokumentieren drei Journalistinnen mehrere Fälle, in denen Tesla-Fahrer nach Unfällen in ihren Autos eingeschlossen blieben und teils verbrannten. Dies, weil die elektrischen Türgriffe ausfielen oder weder Insassen noch Ersthelfer die mechanische Notentriegelung fanden.

Wo Tesla die Notentriegelung platziert, unterscheidet sich je nach Modell. «Das Model 3 hatte bis 2023 keine mechanische Entriegelung für die hinteren Türen», schreibt Bloomberg und beim neuen Cybertruck fehlten klassische Türgriffe komplett. Die Türen öffnen sich stattdessen von aussen über Knöpfe an den unteren Fensterecken. Viele Rettungsversuche dürften schon an diesem wenig intuitiven Mechanismus scheitern.

Mechanische Notöffnung als Lebensretter

Im Normalfall werden die Türen nach einem Unfall automatisch entriegelt, auch bei versenkten Türgriffen. Der deutsche Verkehrsclub ADAC warnt aber, dass ohne Stromzufuhr nach einem Unfall elektrisch ausfahrbare Griffe im schlimmsten Fall eingefahren bleiben können – mit potenziell fatalen Folgen, etwa bei Fahrzeugbränden.

Stromabhängige und zur Verbesserung der Aerodynamik flach anliegende Türgriffe von Tesla und inzwischen auch anderen Herstellern wie Mercedes und BMW, werden von Experten immer wieder kritisiert. Sie würden nach Unfällen die schnelle Rettung von Insassen erheblich erschweren und «verwandeln die Sekunden nach einem Aufprall in einen Wettlauf gegen den Tod», schreibt Bloomberg.

«Aus Sicht des Mobilitätsclubs garantiert eine mechanische Lösung für das Ausfahren der Türgriffe die besten Chancen, nach einem Crash die Türen von aussen öffnen zu können – auch, wenn die Stromversorgung ausfällt», schreibt der ADAC. Flach anliegende Türgriffe seien nicht grundsätzlich ein Problem, sofern sie sich auch händisch herausklappen lassen.

Versenkte Türgriffe könnten Ersthelfern und Rettungskräften bei Unfällen Probleme bereiten. Passagiere sollten sich vor Fahrtantritt mit der Notentriegelung vertraut machen, rät der ADAC.
Versenkte Türgriffe könnten Ersthelfern und Rettungskräften bei Unfällen Probleme bereiten. Passagiere sollten sich vor Fahrtantritt mit der Notentriegelung vertraut machen, rät der ADAC.bild: tesla

Das Thema beschäftigt die Behörden auch in anderen Ländern: In China prüft eine führende Aufsichtsbehörde inzwischen ein Verbot vollständig versenkter Türgriffe.

(oli)

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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dmark
17.09.2025 18:55registriert Juli 2016
Man müsste etwas erfinden, wie man die Fenster oder Türen von Hand - ganz ohne Strom - öffnen könnte.
Da gab es früher mal einige gute Ideen, welche dann aber wieder verworfen wurden...
Nannte sich "Türgriff" und Fensterkurbel".
Ist aber wohl zu teuer gewesen?
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Silas1992
17.09.2025 19:16registriert Juli 2025
Gab grad in Österreich 3 Tote die eingeklemmt waren und ein Retter konnte nicht ins Fahrzeug, weil es von aussen keinen Zugang gibt. Das sowas überhaupt eine Zulassung bekommt bei uns, ist mehr als fragwürdig. Wenn Tuningfans ihre Fahrzeuge cleanen und die Türgriffe entfernen, müssen sie bei den Rückleuchten einen Zugang zu einem Seilzug haben, den die Feuerwehr benutzen kann, damit die Tür aufgeht. Schon merkwürdig, dass dann ein Hersteller dies nicht haben muss.
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Ahura
17.09.2025 18:46registriert Februar 2024
Eine völlig unnütze Erfindung. Passt bestens zu Tesla. Bewährtes wird dort gerne bis zur Untauglichkeit verschlimmbessert.
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