Facebook ist in der Corona-Pandemie bisher ungebremst gewachsen. Doch das weltgrösste Online-Netzwerk stellt sich auf Gegenwind ein. Und der kommt unter anderem von Apple. Jetzt attackierte Facebook-Chef Mark Zuckerberg Apple so scharf wie nie zuvor.
Apple will Nutzern demnächst neue Möglichkeiten geben, die Datensammlung auf iPhones einzuschränken. Sie werden leichter verhindern können, dass Apps und Werbedienste Informationen über ihr Verhalten über die Grenzen einzelner Anwendungen und Websites hinweg sammeln. Apples Plan ist, dass jede App die Nutzer für den Zugriff um Erlaubnis fragen muss.
Facebook befürchtet, dass die Personalisierung der Werbung durch das geringere Wissen über die Menschen ungenauer wird. Dabei ist das Versprechen an die Werbekunden, präzise die gewünschte Zielgruppe zu treffen, ein Eckpfeiler von Facebooks Geschäftsmodell. Apple bekräftigte am Donnerstag, dass der Plan für iPhone und iPad trotz des Einwandes von Facebook umgesetzt wird.
Der iPhone-Konzern ging zudem in die Offensive und prangerte an, dass hunderte Datenhändler über in Apps versteckte Tracker Informationen über Nutzer sammeln - zum Teil ohne deren Wissen. Unter anderem zeichneten sie die Aufenthaltsorte auf, um sie zum Schalten von Werbung zu verwenden.
Zuckerberg und Facebook hatten schon in den vergangenen Monaten kritisiert, schlechtere personalisierte Werbung würde vor allem kleinen und mittleren Unternehmen schaden. Dabei seien sie gerade in der Corona-Krise auf das Online-Netzwerk als Plattform für ihre Geschäfte angewiesen. Facebook sammele Daten aus verschiedenen Quellen, «um kleinen Unternehmen zu helfen, ihre Kunden effizienter zu erreichen», sagte Zuckerberg. Damit könne Apples Vorgehen die gesamte Wirtschaft bremsen, lautet der Vorwurf.
Doch der Facebook-Chef legte bei seiner Kritik noch eine Schippe drauf. «Apple mag behaupten, dass sie es tun, um den Leuten zu helfen - aber ihre Schritte folgen klar ihren Wettbewerbsinteressen», sagte Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage aktueller Quartalszahlen. «Ich möchte betonen, dass wir Apple verstärkt als einen unserer grössten Konkurrenten sehen.»
Speziell schoss sich Zuckerberg auf Apples Chatdienst iMessage ein, der mit Facebooks Angeboten WhatsApp und Messenger konkurriert. Der Apple-Service sei auf allen iPhones vorinstalliert und werde dort bevorzugt, kritisierte er. Zudem griff er Apples Haltung beim Datenschutz an. Chat-Inhalte bei WhatsApp seien dank Komplett-Verschlüsselung grundsätzlich nur für die Beteiligten im Klartext verfügbar, betonte der Facebook-Chef. Apple aber speichere standardmässig iMessage-Backups ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf seinen Servern, wenn man den iCloud-Dienst nicht ausschalte. «Apple und Regierungen haben die Möglichkeit, sich Zugang zu Nachrichten der meisten Leute zu verschaffen», sagte Zuckerberg.
WhatsApp hatte jüngst mit einem Abgang von Nutzern zu kämpfen, nachdem neue Datenschutz-Regeln veröffentlicht worden waren. Sie befürchteten, dass mehr Daten mit Facebook geteilt werden sollen. Facebook betonte, dass die Änderungen nur für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden auf WhatsApp gelten sollen. Zuckerberg versuchte jetzt erneut, «Verwirrung auszuräumen»: «Dieses Update verändert nicht den Datenschutz bei Chats mit Freunden und Familie», sagte er. «Alle diese Nachrichten haben Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was bedeutet, dass wir nicht sehen oder hören können, was gesagt wird. Und wir werden es auch nie tun.»
(sda/awp/dpa)