Es heisst ja, man solle niemals seine Idole treffen – denn da seien Enttäuschungen vorprogrammiert. Im Falle des 14-jährigen Silas Heineken, auch als «Tesla Kid» bekannt, stimmt diese Weisheit aber nicht. Nachdem er Ende Mai von Elon Musk per Twitter die Erlaubnis zu Drohnenflügen über dem Gelände in Brandenburg erhalten hatte, traf er am Mittwoch den Tesla-Chef höchstpersönlich.
Mehrere Stunden lang hatte der 14-Jährige auf sein Idol gewartet – und dann in dem Moment, wo anderen vor Aufregung vielleicht die Stimme versagen würden, die Nerven behalten.
Mutig fragte «Tesla Kid», ob er ein Praktikum bei Neuralink machen könne, einer Musk-Firma, die per Gehirnchip die Kommunikation von Mensch und Maschine revolutionieren möchte. Musk stimmte zu, nun will Tesla Kid eine offizielle Bewerbung einreichen.
watson hat mit dem 14-jährigen Drohnenpiloten gesprochen. Wir wollten wissen, ob Silas seine Bewerbung bereits abgeschickt hat – und wie man ohne Einladung ein Gespräch mit einem der führenden Köpfe der Technologie-Branche bekommt.
watson: Woher kommt deine Begeisterung für Tesla?
Silas Heineken: Ich finde einfach, dass Tesla nicht nur ein Auto produziert, sondern einen Computer auf Rädern geschaffen hat. Da steckt soviel Innovation drin und es wurde so viel mehr gedacht als bei anderen Autoherstellern.
Interessierst du dich allgemein für Autos?
Nein, nur für Tesla, weil die aussergewöhnliche Autos herstellen.
Aber du interessierst dich für Computer?
Ja. Mein Papa hat mich schon früh an das Internet und generell an Technik herangeführt. Ich bin im Internet unterwegs, seit ich ein kleiner Junge bin. Mich begeistert jegliche Art von Technik, Kameras, Computer, Autos – und da ist Tesla natürlich ganz weit vorne.
Am Mittwoch hast du Tesla-Chef Elon Musk in Berlin getroffen, oder? Wie hast du das geschafft, ohne Termin?
Ich bin morgens aufgestanden und direkt zur Fabrik gefahren. Ich hatte gesehen, dass Elon Musk in Berlin-Schönefeld gelandet ist und dachte mir, der wird sicher auch zur Baustelle von seiner Fabrik fahren. Dort waren schon jede Menge Journalisten und Tesla-Fans. Insgesamt habe ich dort fünf Stunden gewartet. Dann habe ich den vertraulichen Tipp bekommen, dass ich doch mal zum Westhafen kommen soll, weil da eine Chance bestünde, dass ich Elon Musk treffe.
Das hast du dir sicher nicht zweimal sagen lassen.
Nee, genau. Ich bin sofort hin. Als ich angekommen bin, sind gerade zwei Teslas vorgefahren. Ich war so aufgeregt! Er ist dann ausgestiegen, ich habe nur seinen Hinterkopf erkannt und bin sofort hingerannt. Da war eine Absperrung vor dem Gebäude, ich bin hinter die gekommen, aber eigentlich nur aus Versehen. Ich stand hinter seinem Bodyguard und habe versucht, ihn anzusprechen.
Hat das geklappt?
Nein, die Security hat mich zurückgestossen. Ich bin aber weiter hinterhergegangen, weil ich dachte, der hält bestimmt gleich nochmal an. Also bin ich einfach mit hochgegangen. Da am Westhafen war ja eine Versammlung, bei der auch Angela Merkel dabei war. Ich dachte, die ganzen Journalisten sind hinter mir. Aber irgendwann habe ich gemerkt, ich darf da eigentlich gar nicht sein. Ich bin einfach mitgelaufen, ohne dass mich jemand bemerkt hat. Was kann schon passieren, dachte ich mir. Ich bin ein 14-jähriger Junge, der sich ein bisschen verlaufen hat.
Und dann bist du einfach mit reingegangen?
Ja, keiner hat mich irgendwie doof angeguckt. Ich war in dem Raum, in dem Frau Merkel und alle drinsassen. Ich habe mich an die Seite gestellt und versucht, unauffällig zu wirken. Alle waren in schicken Anzügen, und ich in Jeans, Pullover und roter Käppi. Natürlich bin ich total aufgefallen. Deshalb haben mich die Bodyguards dann auch des Raumes verwiesen.
Dabei warst du so knapp dran.
Ja. Ich war erstmal so: Was ist da eigentlich gerade passiert? Also habe ich davor gewartet und gewartet und gewartet. Die Sitzung ging anderthalb Stunden, währenddessen habe ich im strömenden Regen gestanden. Als Elon Musk herauskam, ist er mir direkt in die Arme gelaufen. Also habe ich ihn einfach gefragt, ob ich ein Praktikum bei Neuralink machen kann. Er meinte: Also, das ist in Kalifornien, aber klar, sicher. Ich so: Damit habe ich kein Problem, wir sehen uns in Kalifornien.
Wow. Wie seid ihr dann verblieben?
Seine Pressesprecherin hat mir seine E-Mail-Adresse gegeben, bei der ich mich bewerben kann.
Und, hast du die Bewerbung schon abgeschickt?
Nein, das mache ich mit meinem Papa zusammen, damit ich da die besten Chancen habe. Wir haben auch Freunde in Kalifornien, das passt also, da kann ich wohnen.
Was sagt deine Schule dazu?
Wir haben nächstes Jahr vor den Osterferien eine Woche Praktikumszeit. Mein Vater und ich haben uns schon an den Kopf gegriffen: Was soll man denn in einer Woche lernen? Deshalb will ich auf jeden Fall die Osterferien noch mit ranhängen. Am liebsten noch länger – aber das muss ich mit der Schule noch klären. Ich denke aber, bei so einer riesigen Chance sind die da einverstanden.
Du hast ja vor der ganzen Sache die Tesla-Baustelle mit einer Drohne gefilmt und dann Ärger mit dem Wachschutz bekommen. Was war da los?
Ich habe gefilmt, das muss an einem Samstag gewesen sein. Dann kam die Security mit dem Auto, zwei Leute steigen aus. «Bist du der Drohnenfilmer?», haben sie mich gefragt. Ich meinte ja. Die darauf: «Hol sofort die Drohne runter!» Dann haben sie die Polizei gerufen, die meine Personalien aufgenommen hat. Die Security hat Anzeige gegen mich erstatten lassen.
Fine by me
— Elon Musk (@elonmusk) April 7, 2020
Am Ende hast du aber die Erlaubnis von Elon Musk persönlich bekommen.
Ja, lustigerweise hat sich das Drohnenvideo immer weiter verbreitet. Irgendwann wurde Elon Musk darauf aufmerksam und hat geschrieben: «Fine with me» («Von mir aus gerne», Anm.). Das war morgens um 1.30 Uhr. Ich habe bei meinem besten Freund übernachtet – und plötzlich ist mein Handy explodiert mit Nachrichten. «Elon Musk hat dir geschrieben, oh mein Gott!» Dann bin ich auf Twitter gegangen und habe ganz oben den Tweet gesehen, mit dem blauen Häkchen von Elon Musk.
Wer mag da noch (mit dem bekannten Unterton) sagen: "Die Jugend von heute".