Die nun vorliegende aussergerichtliche Einigung sieht ausser der Entschädigung der betroffenen User auch vor, dass Apple zusichert, zu Unrecht mitgeschnittene Äusserungen gelöscht zu haben und die Wahlmöglichkeiten der Nutzerinnen und Nutzer bei der Aufzeichnung ihrer Stimmen durch Siri transparenter zu gestalten.
Apple habe Fehlverhalten zu jeder Zeit zurückgewiesen und weise weiterhin jedes angebliche Fehlverhalten und jedwede Haftbarkeit zurück, heisst es in Gerichtsakten, in welche die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag einsehen konnte.
Apple-Kunden hatten vor fünf Jahren in den USA eine Sammelklage gegen das kalifornische Unternehmen eingereicht. Darin warfen sie ihm vor, dass Siri bei Nutzern von iPhones, iPads und anderen Apple-Geräten ohne deren Wissen private Gespräche abgehört habe. Nach der unbeabsichtigten Aktivierung von Siri seien Gespräche von Apple registriert und womöglich sogar mit Dritten geteilt worden, hiess es in der Klageschrift.
Die Einigung gilt für in den USA ansässige Personen, die aktuelle oder ehemalige Besitzer oder Käufer eines Siri-fähigen Geräts sind und deren vertrauliche Sprachkommunikation «von Apple erlangt und/oder an Dritte weitergegeben wurde als Folge einer unbeabsichtigten Siri-Aktivierung» zwischen dem 17. September 2014 und dem 31. Dezember 2024.
Teilnehmer der Sammelklage können Ansprüche für bis zu fünf Siri-taugliche Geräte (iPhone, iPad, Apple Watch, MacBook, iMac, HomePod, iPod touch oder Apple TV) anmelden. Sie sollen 20 US-Dollar pro Gerät erhalten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
Die nun getroffene Vereinbarung muss noch von einem Gericht abgesegnet werden. Sicher ist: In der Bilanz des äusserst finanzkräftigen US-Unternehmens würden die 95 Millionen Dollar kaum ins Gewicht fallen. Der Jahresumsatz betrug zuletzt fast 400 Milliarden Dollar.
Apple äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht zu der Vereinbarung. Der Konzern legt nach eigener Darstellung grossen Wert auf den Schutz von Nutzerdaten und verwendet dies als Verkaufsargument, ausschliesslich seine Geräte und Programme zu nutzen.
Update 7. Januar: Inzwischen liegt eine offizielle Stellungnahme des US-Unternehmens vor.
Nach Bekanntwerden der missbräuchlichen Verwendung der User-Daten hat Apple in seinem gesamten Softwareportfolio neue Einstellungen eingeführt, mit denen die User die Erfassung von Analyseinformationen zur Verbesserung von Siri und Diktierfunktion deaktivieren sowie den gesamten Verlauf löschen können.
Der Techkonzern Google, der das Android-Betriebssystem entwickelt, war bereits 2019 wegen seines Sprachassistenten «Google Assistant» mit entsprechenden Vorwürfen konfrontiert. Das Unternehmen kämpft vor einem US-Bezirksgericht mit einer ähnlichen Klage.
2023 hatte der US-Konzern Amazon eingewilligt, mehr als 30 Millionen Dollar an die US-Handelskommission zu zahlen, um einen Rechtsstreit über Datenschutzverstösse mit seinen Smart-Türkameras sowie seiner Digitalassistentin Alexa beizulegen.
Angesichts der rasanten Fortschritte der Künstlichen Intelligenz (KI), speziell mit generativer KI wie ChatGPT, dürften Sprachassistenten wie Alexa und Siri die kommenden Jahre stark an Bedeutung gewinnen.
(dsc)
z.B. bei Preisabsprachen, Datenschutzverletzungen, Minderwertiger Qualität, Betrug usw.