Wer ein neues Handy kaufen will, kann die Datenblätter mit den technischen Spezifikationen der verschiedenen Modelle studieren. Man liest dann etwas von einem Octa-Core-Prozessor, einem Amoled-2X-Display und einer F-1.8-Blende. Natürlich kann man sich das alles auf Fachportalen erklären lassen und Tests und Vergleiche zu Rate ziehen. Doch das tut nichts zur Sache: Denn heute sind alle Premium-Handys technisch ausgezeichnet.
Das trifft auch auf die verbauten Kameras zu, die vor zwei Jahren noch einen Unterschied machten. Heute muss man ein Tech-Nerd sein, um die Unterschiede zu verstehen. Und ein Fotofreak, um sie zu sehen.
Und dennoch ist es ganz und gar nicht egal, welches Smartphone man sich kauft. Die Unterschiede sind gravierender denn je. Denn das Smartphone ist vom Tech-Gadget zum Mode-Accessoire geworden. Damit wird das Handy zu einem Statement. Es offenbart den Charakter des Nutzers. Am Smartphone lässt sich ablesen, ob wir es mit einem konservativen Langweiler oder einem Trendsetter zu tun haben. Ob vor uns ein Gutmensch oder ein Geizkragen steht. Es gilt: Zeig mir dein Handy, und ich sag dir, wer du bist.
Wollen Sie ein iPhone kaufen? Warten Sie ab! Demnächst stellt Apple die neuste Generation seines Telefons vor. Egal ob dieses iPhone 13 – o weh!, die Unglückszahl – oder sonst wie heisst, es wird sicherlich das beste iPhone sein, das je gebaut wurde. Und Sie wollen sicher das beste iPhone haben. Nein? Dann sollten Sie trotzdem warten, denn die älteren Modelle werden jeweils im September billiger.
Mit einem iPhone machen Sie sicher nichts falsch. Es zeugt von klassischem Stil und technischer Qualität. Sie gelten damit aber nicht als innovativ oder gar technikaffin. Mit dem iPhone verhält es sich wie mit einer Ray-Ban-Sonnenbrille. Egal ob CEO oder Skater: Steht jedem gut. Eine Stilikone werden Sie damit aber nie mehr. Übrigens: Auch Joe Biden trägt Ray Ban.
Das Galaxy Note von Samsung war lange das Handy für Manager: grosser Bildschirm und Stift. Fast ein bisschen Tablet. Nun haben die Koreaner die Serie beendet. Das neue Note ist das Fold: klappbar und damit mit einem noch grösseren Bildschirm ausgestattet.
Wer es auffaltet, hält ein Tablet in der Hand – und suggeriert damit: Ich bin so wichtig, dass ein normales Handy nicht mehr reicht. Wer kein Problem mit ein bisschen Extragewicht hat, wird damit glücklich werden. Wirkten die ersten Falthandys noch wie Prototypen mit klapprigen Scharnieren, so stimmt nun die Verarbeitung. Das darf man für einen Preis von ca. 1800 Franken auch erwarten.
Auch das Flip lässt sich falten. Allerdings nicht auf, sondern zu. Es hat die Dimension eines normalen Smartphones, das mit einem Handgriff in der Mitte zusammengeklappt werden kann – ein bisschen wie ein Schminkspiegel. Schick sieht es auch aus. Und es lässt sich prima verstauen. Kurze Nachrichten können auf dem kleinen Bildschirm in zugeklapptem Zustand gelesen werden. Die Message, die Sie mit einem Flip aussenden, ist genau die umgekehrte wie beim Fold: Ich bin so frei, dass ich auch mal auf das Handy verzichten kann und es einfach zusammenklappe. Diesen Luxus gönne ich mir. Für 1050 Franken.
Warum einen Tausender für ein Smartphone hinblättern? Es gibt Handys für 400 Franken, bei denen der normale Nutzer keinen Unterschied feststellt zu einem Top-Handy. Wir legen Ihnen das Find X3 Lite von Oppo nahe. Dessen Akku ist dank Schnellladefunktion in 40 Minuten voll.
Das Gerät verfügt über vier Kameras, hat einen Fingerprintsensor unter dem Glas verbaut und versteht sich natürlich prima mit der 5G-Technologie. Noch Wünsche offen? Ah, noch immer zu teuer? Dann empfehlen wir das Xiaomi Redmi Note 9 oder das OnePlus Nord 100. Gute chinesische Ware für unter 200 Franken.
Nackt ist es am schönsten und am bequemsten. Das gilt für das Android-Betriebssystem. Die Anpassungen und Verzierungen, die Samsung und Co. an der Google-Software vornehmen, sind unnötig. Das merkt, wer ein Pixel-Handy in die Hand nimmt. Auf dem Google-Smartphone erstrahlt Android in seiner nackten Schönheit, keine unnötigen Zusatzebenen, kein Schnickschnack.
Das sieht nicht nur toll aus, sondern ist auch komfortabel, insbesondere wenn es darum geht, mit all den Google-Diensten vernetzt zu interagieren. Das Pixel 5 gibt es ab 700 Franken bei Online-Händlern. Allerdings hat Google bereits Version Nummer 6 angekündigt (Bild). Wer auch kameratechnisch auf dem neusten Stand sein will, wartet noch ein paar Wochen ab.
Die inneren Werte zählen! Zugegeben, eine Augenweide ist das Fairphone 3+ (ca. 430 Franken) nicht: viel Plastik, ein dicker Rand. Doch der Plastik ist recycelt und das Gehäuse so gebaut, dass man es öffnen und das Gerät einfach reparieren kann. Kaputte Teile oder ein schwacher Akku lassen sich ersetzen. So soll das Fairphone möglichst lange in Betrieb sein und zur Nachhaltigkeit beitragen.
Denn die Produktion von Handys ist eine grosse Umweltsünde. Ausserdem ist das Fairphone – nomen est omen – auch fair produziert; der Hersteller garantiert, dass keine Arbeiterinnen in Billiglohnländern ausgebeutet werden. Wenn Sie auf eine gute Kamera verzichten können, kaufen Sie sich ein Fairphone und lassen Sie sich als besseren Menschen feiern! Noch besser als ein Fairphone ist nur: gar kein neues Handy. (aargauerzeitung.ch)