Stell dir vor, du bist die reichste zweitreichste Frau oder der zweitreichste Mann der Welt und kaufst ein neues Auto. Da du zudem ein bekannter Wohltäter bist und dich im Kampf gegen die Klimakatastrophe engagierst, soll es natürlich ein Elektroauto sein. Und natürlich bist du dir bewusst, dass ein solcher Kaufentscheid von der Öffentlichkeit registriert und interpretiert wird. Für was entscheidest du dich?
Der «Porsch» sei sein erstes Elektroauto, verriet der Multimilliardär dem YouTuber Marques Brownlee. Er bezeichnete den Elektro-Porsche als premium-teuer und «sehr, sehr cool» und verriet, das Auto bereite ihm viel Vergnügen.
Und jetzt kommt der Haken, der uns an Gates' Urteilskraft zweifeln lässt: Vor laufender Kamera erzählt er von der «Reichweitenangst», die angeblich immer noch viele potenzielle Leute vom Kauf eines Elektroautos abhalten soll.
Antwort: Er liebt Penisverlängerungen auf vier Rädern Porsche. Den Microsoft-Gründer verbindet eine lange Geschichte mit den deutschen Sportwagen. Er besitzt auch einen extrem seltenen 959, für dessen Import in die USA er über ein Jahrzehnt gekämpft hat. Mit anderen Sammlern erreichte er die Verabschiedung eines Sondergesetzes ...
Immerhin räumte der Microsoft-Gründer ein, dass Tesla führend sei, wenn es um Elektroautos gehe. Und nur weil Elon Musks Unternehmen seine Fahrzeuge preiswerter anbiete, sei Bewegung in den Markt gekommen. Ansonsten hätten sich die traditionellen Autohersteller nicht bewegt.
Tatsächlich ist Tesla nicht nur Innovationsführer und Antreiber für einen ganzen Wirtschaftszweig. Die Zerlegung eines Model 3 durch japanische Experten ergab, dass Tesla in Sachen Elektronik einen gewaltigen mehrjährigen Vorsprung auf die Konkurrenz hat: Der als «Hardware 3» bekannte Prozessor für das autonome Fahren (Full Self Driving) – eine Eigenentwicklung – sei die grösste Waffe des Unternehmens im aufstrebenden Markt für Elektroautos, wird berichtet.
War Bill Gates von Teslas krassem technischer Vorsprung, den wir an dieser Stelle aus Platz- und Zeitgründen nicht vertiefen können, tatsächlich zu wenig beeindruckt?
Es sei wichtig, dass die Anschaffungspreise sinken, damit die Elektromobilität in der Gesellschaft mehr akzeptiert werde, meinte Gates weiter. Für Elektroautos würden die (massiv tieferen) Unterhalts- und Reparaturkosten sprechen. Und: Von allen Faktoren, die auf das Klima unseres Planeten einwirken, erscheine ihm der Verkehrssektor zurzeit der vielversprechendste, was Verbesserungen betrifft.
Und darum kaufte er sich einen E-Porsche? 🙈
Die Äusserungen des Multimilliardärs zeigen schonungslos die Inkonsequenz, die unsere Spezies umtreibt. Wir wissen ganz genau, welches Verhalten gut für die Umwelt wäre, wollen uns aber beim persönlichen Konsum nicht entscheidend einschränken. Das ginge dann doch zu weit, oder?
Bleibt anzumerken, dass der Kaufentscheid von Gates auch bei Twitter intensiv diskutiert wird. Tesla-Chef Elon Musk selbst sah sich zu einer Reaktion provoziert und zeigte sich dabei nicht von seiner charmanten Seite ...
Bei Elon Musk ist es ganz einfach: Er sollte Gates ein Model 3 schenken, statt den Microsoft-Gründer zu verunglimpfen. Vielleicht fehlte dem 64-Jährigen nur das technische Know-how, um das fortschrittlichste Gefährt zu kaufen.
Bei Bill Gates ist es ganz einfach: Er sollte sich mit seinem Einfluss für echte Steuergerechtigkeit auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen, und nicht nur von der dringend nötigen stärkeren Besteuerung der Superreichen reden.
Das Gespräch von Gates mit dem YouTuber Marques Brownlee, dessen Tech-Kanal über 10 Millionen Abonnenten hat, wurde bereits am 23. Januar 2020 aufgezeichnet.
Quellen:
Den Porsche Tycan, Peugeot 208 und den Audi e-tron, logischerweise kauft man sich mit dem nötigen Kleingeld den Porsche.