Der Schweizer Vergleichsdienst Moneyland.ch analysiert, für wen sich Handy-Abos lohnen, bei denen man im Ausland nicht mit Extrakosten rechnen muss. Spoiler: Der Teufel steckt im Kleingedruckten.
16.05.2025, 06:2016.05.2025, 07:46
Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internet-Vergleichsdienst Moneyland.ch hat die Inklusiv-Roaming-Angebote der Schweizer Anbieter unter die Lupe genommen und kommt zu teils überraschenden Erkenntnissen. watson fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Um welche Handy-Abos geht es?
Ralf Beyeler hat insgesamt 68 Mobilfunk-Abos mit Inklusiv-Roaming von 15 Schweizer Anbietern analysiert. Besonders gross sei das Angebot bei Yallo (Sunrise) mit zwölf und bei Wingo (Swisscom) mit neun solchen Abos.

Wir verzichten beim Thema Roaming (wie versprochen) auf nackte Haut am Strand und zeigen dafür viel Haar Fell in den Bergen. Bild: imago-images.de Was ist im Inklusiv-Roaming inbegriffen?
Das ist je nach Anbieter und Handy-Abo höchst unterschiedlich. Wie Telekom-Experte Beyeler erklärt, gibt es Mobilfunk-Angebote, die nur eine sehr kleine Datenmenge von 100 Megabyte (MB) Datenroaming pro Kalendermonat enthalten. Die Handy-Abos mit dem grössten Datenvolumen beinhalteten hingegen 40 oder gar 50 Gigabyte (GB) Datenroaming pro Kalendermonat.
Obacht bei YouTube und Co.
Wie Beyeler erklärt, fällt es vielen Konsumentinnen und Konsumenten schwer, die mit ihrer Internetnutzung verursachte Datenmenge abzuschätzen. Der Telekom-Experte beruhigt: Solange man kein Musikstreaming und insbesondere kein Videostreaming (YouTube) nutze und keine sehr grossen Dateien herunterlade, halte sich die übertragene Datenmenge in der Regel in Grenzen. «Als Faustregel dürften ohne Streaming und grosse Downloads in einer Woche in der Regel nicht mehr als 5 bis 10 GB übertragen werden. Oftmals ist die Datenmenge sogar wesentlich geringer.»
Je nach Angebot seien eine gewisse Menge Gesprächsminuten oder eine Flatrate für ankommende Anrufe, für Anrufe innerhalb des Reiselandes und für Anrufe aus dem Reiseland in die Schweiz enthalten. Das gilt jedoch nicht für Anrufe ins Ausland (siehe unten).
Für wen lohnt sich das Inklusiv-Roaming?
Ralf Beyeler hat berechnet, bis zu welchem jährlichen Datenroaming-Volumen ein Handy-Abo ohne Inklusiv-Roaming beim gleichen Anbieter günstiger ist als das entsprechende Handy-Abo mit Inklusiv-Roaming.
Überraschendes Resultat: Im besten Fall sei ein Handy-Abo mit Inklusiv-Roaming bereits ab jährlich 6 GB günstiger als ein normales Handy-Abo, bei dem man ein Datenroaming-Paket dazu kauft.
Der Telekom-Experte konstatiert:
«Falls Sie nur gelegentlich im Ausland unterwegs sind, insbesondere für einzelne Ausflüge und während den Ferien, sind Handy-Abos mit viel Inklusiv-Roaming nicht geeignet. Denn Ihre Nutzung unterscheidet sich je nach Monat erheblich. Sie bezahlen mit dem teuren Abo das Roaming auch in den Monaten, in denen Sie zu Hause in der Schweiz sind.»
Gleichwohl dürften sich die Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming für einige User als praktisch erweisen. Besonders Konsumentinnen und Konsumenten, die sich nicht mit dem Kauf eines Roaming-Pakets befassen möchten, schätzten die Einfachheit solcher Abos.
Ein günstiges Abo mit etwas Inklusiv-Roaming – etwa 1 GB – sei zudem sinnvoll für Personen, die in Grenznähe wohnen – da sich das Smartphone dort gelegentlich automatisch in ein ausländisches Netz einlogge.
«Unter Berücksichtigung von Aktionsangeboten kann es sein, dass sich Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming rechnen.»
Ralf Beyeler
Für welche Länder gibt es Inklusiv-Roaming?
Hier gibt es je nach Anbieter und Abo beträchtliche Unterschiede. Immerhin: In allen von moneyland.ch analysierten Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming sei das Roaming in den Schweizer Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich enthalten.
- Weit verbreitet sei zudem, dass das im Handy-Abo enthaltene Inklusiv-Roaming in allen EU-Ländern, Grossbritannien und Norwegen gültig ist. Dies treffe beim Marktführer Swisscom, aber auch bei Coop Mobile, M-Budget Mobile, Spusu und Wingo zu.
- Bei Aldi Suisse Mobile, Digital Republic, Galaxus Mobile, Lebara, Quickline und Yallo könne man das Inklusiv-Roaming ausserdem auch noch in der Türkei, in den USA und in Kanada verwenden.
Aber aufgepasst! Bei Salt und deren Zweit- und Drittmarken Gomo, Lidl Connect und Post Mobile seien zahlreiche EU-Länder nicht in der Europa-Zone enthalten. Und bei Sunrise gelte für jedes Handy-Abo eine eigene, teils ziemlich eingeschränkte Länderliste.
Aufgepasst in Balkanländern
Die Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming der Schweizer Anbieter decken gemäss Moneyland-Untersuchung das Roaming in den Balkanländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien in der Regel nicht ab.
Immerhin: Die EU-Länder Kroatien und Slowenien seien bei vielen Abos mit Inklusiv-Roaming enthalten. Dies gelte jedoch nicht bei vielen Mobilfunk-Angeboten von Salt, Gomo, Lidl Connect und Post Mobile. Einige der Abos enthielten dafür neben dem Inklusiv-Roaming in der Europa-Zone auch ein separates Kontingent für die sogenannte «Travel-Zone», sodass auch Kroatien und Slowenien abgedeckt seien.
Was ist mit Anrufen von der Schweiz ins Ausland?
Hier ist ebenfalls Vorsicht angebracht, wenn man keine unerwarteten Zusatzkosten riskieren will.
Anrufe aus der Schweiz auf eine ausländische Telefonnummer fallen nicht unter Roaming, wie Beyeler in seiner Analyse erklärt. Daher könnten Inklusiv-Roaming-Leistungen des Handy-Abos bei den meisten Anbietern nicht für solche Gespräche genutzt werden.
«In der Regel werden Gespräche aus der Schweiz auf eine ausländische Telefonnummer pro Minute verrechnet. Nur wenn Sie ein Handy-Abo oder eine Option haben, welches auch Anrufe aus der Schweiz ins Ausland abdeckt, fallen für diese Gespräche keine zusätzlichen Kosten an.»
Was passiert bei aufgebrauchtem Inklusiv-Guthaben?
Die gute Nachricht zuerst: Sobald die im Handy-Abo enthaltene Datenroaming-Menge aufgebraucht ist und man anschliessend weiter im Internet surft, fallen keine zusätzlichen Kosten an.
Allerdings wird der Internetzugang durch den Provider automatisch auf eine Geschwindigkeit von typischerweise 128 oder 256 Kbit/s verlangsamt. Mit diesem Tempo könne man zwar noch Textnachrichten verschicken, Musik streamen und E-Mails beantworten, so Beyeler. Das Surfen im Internet sei hingegen sehr langsam und das Streamen von Videos praktisch unmöglich.
Was können Sparfüchse anders machen?
Schliesslich ruft Ralf Beyeler die bekannten und äusserst sinnvollen Alternativen zu hiesigen Handy-Abos mit Inklusive-Roaming oder kostenpflichtigen Roaming-Optionen (Datenpaketen) in Erinnerung.
- Reise-eSIM-Karte: Mit solchen virtuellen SIM-Karten, die ohne physisches Kärtchen auskommen, könne man gegenüber den Roaming-Angeboten der Schweizer Anbieter in der Regel viel Geld sparen. Mehr Informationen zum Thema gibts in diesem Beitrag.
- Ausländische Prepaid-SIM-Karte: Im Reiseland angekommen, lohne sich oftmals der Kauf einer ausländischen Prepaid-SIM-Karte. Dies sei wesentlich günstiger als Roaming mit Schweizer Handy-Abo.
Dem Rat des Telekom-Experten, im Ausland Gratis-WLAN zu nutzen, wie es in vielen Cafés, Restaurants, Hotels, in Zügen, in Bussen, auf öffentlichen Plätzen und an vielen weiteren Orten angeboten werde, will sich watson allerdings nicht anschliessen. Cybersicherheits-Fachleute warnen vor der ungeschützten Nutzung von fremden WLAN-Netzwerken und empfehlen dringend, einen «abhörsicheren» VPN-Zugang zu verwenden. Allerdings ist dies wiederum mit Zusatzkosten verbunden.
Quellen
Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
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Die turbulente Geschichte des Schweizer Mobilfunks
«Wo biiisch!?» watson präsentiert Meilensteine der Schweizer Mobilfunk-Geschichte.
quelle: keystone / martin ruetschi
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