Der Videokonferenz-Dienst Zoom nutzt Nutzerdaten zum Training von Künstlicher Intelligenz (KI), versichert aber, dass dies nur mit Zustimmung passiere. Das US-Unternehmen sah sich am Montag zu dieser Klarstellung gezwungen, nachdem es Wirbel um einige Formulierungen der Nutzungsbedingungen gab.
In Medienberichten und auf sozialen Netzwerken hiess es zunächst, Zoom ändere seine Nutzungsbedingungen und gewähre sich das Recht, Nutzerdaten zum Training seiner KI zu verwenden, ohne deren Einwilligung oder Widerspruchsmöglichkeit.
Tatsächlich änderte Zoom bereits am 31. März 2023 seine Nutzungsbedingungen. Darin heisst es: «Sie erklären sich damit einverstanden, dass Zoom auf die vom Dienst generierten Daten zu jedem beliebigen Zweck zugreift, sie nutzt, erhebt, erstellt, verändert, verteilt, verarbeitet, weitergibt, pflegt und speichert, soweit dies nach geltendem Recht zulässig ist, einschliesslich zum Zweck (…) des maschinellen Lernens oder der künstlichen Intelligenz».
Die Formulierung sorgte erst in den letzten Tagen für Schlagzeilen und Kritik: «Wir nutzen Audio-, Video- oder Chat-Inhalte zum Training unserer KI-Modelle nicht ohne Kundenzustimmung», schrieb Produktchefin Smita Hashim darauf in einem Blogeintrag. Sie verwies dabei auf zwei neue Funktionen, die Zoom bisher testweise kostenlos anbietet: Automatisch erstellte Zusammenfassungen von Unterhaltungen und Formulierungsvorschläge für Chats.
Inhalte der Zoom-Konferenzen sollen nur zur Verbesserung dieser hauseigenen Funktionen verwendet werden, betonte Hashim. Bei der Aktivierung der beiden Funktionen bekämen Administratoren auf Kundenseite die Wahl, ob sie dem Teilen der Daten zustimmen wollen oder nicht.
Zoom stieg während der Coronapandemie zur meistgenutzten Plattform für Videokonferenzen auf, machte aber auch immer wieder mit dem laxen Umgang mit der Privatsphäre seiner Nutzer und diversen Sicherheitslücken von sich reden. Google, Tesla und weitere Unternehmen verbannten die Videokonferenz-App. Behörden weltweit warnten ihre Mitarbeiter und auch Bundesbern setzte auf Alternativen.
Tech-Unternehmen geraten wegen der Nutzung von Userdaten zum Training von KI immer wieder in die Kritik: Ende 2019 wurde bekannt, dass bei den Sprachassistenten von Apple, Amazon, Google und Co. Mitschnitte von Unterhaltungen an diversen Standorten rund um die Welt von externen Dienstleistungsfirmen ausgewertet wurden. Darauf waren zum Teil sehr private Details zu hören. Die Unternehmen schränkten diese Praxis erst ein, als die Medien darüber berichteten.
(oli/sda/dpa)