
Ungewöhnlicher Schritt für eine in den USA gehypte Social-Media-App: Die Server werden aus Sicherheitsgründen heruntergefahren – sonst droht ein Daten-GAU. Bild: Shutterstock/watson
Die Server des Start-ups würden «für ein paar Tage» heruntergefahren, heisst es. Dies nach der Warnung eines deutschen Hacker-Kollektivs.
01.12.2022, 17:5301.12.2022, 20:30
Das Team hinter der Social-Media-App «Hive» hat am Donnerstag mit einem radikalen Schritt für Aufsehen gesorgt: Wegen gravierender Sicherheitsbedenken werden die Server für ein paar Tage vollständig heruntergefahren.
Die Ankündigung erfolgte über Twitter – also über den Online-Dienst, dem Hive möglichst viele User abjagen will.

screenshot: twitter
«Das Hive-Team ist auf Sicherheitsprobleme aufmerksam geworden, die die Stabilität unserer Anwendung und die Sicherheit unserer User beeinträchtigen. Um diese Probleme zu beheben, müssen unsere Server für ein paar Tage vorübergehend abgeschaltet werden, während wir dies für ein besseres und sichereres Erlebnis beheben.»
Zuvor hatten deutsche IT-Sicherheitsforscher gewarnt:
«Wir raten aktuell dringend davon ab, Hive Social zu benutzen.»
quelle: zerforschung.org
Die Mitglieder des Hacker-Kollektivs Zerforschung hatten laut eigenen Angaben eine Reihe kritischer Schwachstellen bei Hive Social entdeckt und diese auch dem verantwortlichen US-Unternehmen gemeldet. Es seien aber entgegen ihrer Erwartungen nicht alle Schwachstellen behoben worden.
Es drohte ein Daten-GAU: Zugriff auf alle Daten aller User
Die gemeldeten Sicherheitslücken würden es Angreifern ermöglichen, auf «alle Daten» aller User zuzugreifen. Dies betreffe private Postings, private Direktnachrichten, geteilte Bilder und Videos und sogar bereits «gelöschte» Direktnachrichten und Postings. Zudem sei dadurch auch der Zugriff auf E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten, die bei der Registrierung angegeben wurden, möglich.
In einem auf ihrer Website veröffentlichten Video demonstrieren die Sicherheitsforscher zudem, dass Angreifer auch fremde Postings manipulieren, bzw. verändern könnten.
«Um die Privatsphäre der User*innen auf Hive nicht noch weiter zu gefährden, veröffentlichen wir vorerst noch keine technischen Details zu den Lücken.»
quelle: zerforschung.org
Nicht die ersten Bedenken
Neben der freien Twitter-Alternative Mastodon profitierte in den letzten Wochen auch Hive Social massiv von Elon Musks kontroversen Managemententscheidungen. Ende November vermeldete das 2019 von der US-Studentin Raluca Pop gegründete Start-up erstmals eine Million User.
Das Herunterfahren der Server sei, gelinde gesagt, eine ungewöhnliche Art, Fehler zu beheben, kommentiert der bekannte US-Techblog Techcrunch. Dieser Schritt werfe «Fragen zum Entwicklungsworkflow im Unternehmen» auf.
«Gibt es keine Entwicklungsumgebung, in der der Code repariert und dann für eine Veröffentlichung bereitgestellt wird? Wie schlecht war der Code, dass eine komplette Einstellung der Unternehmenstätigkeit für die Überarbeitung erforderlich war?»
quelle: techcrunch.com
Dies seien nicht die ersten Bedenken, die in den Wochen nach dem schnellen Wachstum geäussert wurden. Hive Social sei «nicht immer vollständig transparent» gewesen «in Bezug auf sein Innenleben, seine Unternehmensstruktur, seine Moderationsfähigkeiten oder seine Finanzierungsquellen».
Quellen
(dsc)
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quelle: keystone / gregory bull
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