Der Start des Nothing Phone 1 war von PR-Schwaden umwölkt, wie lange kein technisches Gerät mehr: Einfacher, besser, sinnvoller sollte die Interaktion mit dem neuen Handy sein. Letztlich, das zeigte unser Test, ist das Phone 1 im Kern ein stinknormales Android-Smartphone – wenn auch ein ganz besonderes. Unser Test.
Das Nothing Phone macht vieles anders als der Rest der Industrie. Das fängt bei der flachen Pappschachtel an, die man wie ein Päckchen aufreisst und die fast ebenso flach wie ein Smartphone ist, dafür aber doppelt so breit. Die Packung ist gewissermassen auch das Sinnbild für viele Konzepte in diesem Gerät: Sie sieht ganz anders aus, als man es kennt – die Funktion ändert sich im Kern jedoch nicht. Eine Ausnahme sind hier vielleicht die Glyphen – dazu später.
Der Blick auf die technischen Daten verortet das Gerät in der gehobenen Mittelklasse: Grosser Akku (4500 mAh), flotter Snapdragon 778G-Prozessor, 128 oder 256 GB Speicher und 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher. Das ist für ein Telefon das zwischen 430 und 500 Franken kostet eine angemessene und sehr pragmatische Ausstattung. Leistung und Speicher reichen, damit sich alles schnell und mühelos anfühlt.
Dazu passt der 6,55 Zoll grosse OLED-Bildschirm mit 2400 x 1080 Pixeln Auflösung und 120 Hz Wiederholfrequenz. Das ist durchaus gehobene, aber sinnvolle Ausstattung. Das Gleiche gilt für die beiden 50-MP-Kameras mit Weit- und Ultraweitwinkel-Objektiv, die Hauptkamera hat sogar einen optischen Bildstabilisator. Die Bilder sind gut, insbesondere bei schwachem Licht können die Bildern aber nicht mit denen von Oberklasse-Geräten mithalten – diese kosten dafür aber auch mehrere Hundert Franken mehr.
Ausstattung und Leistung des Nothing Phone 1 sind maximal vernünftig, ohne dass die meisten Nutzer je etwas vermissen würden. Hier gibt es einen wirklich guten, preiswerten Hardwaremix fürs Geld.
Pragmatisch und preiswert klingt auch ein bisschen langweilig – das Nothing Phone 1 ist das absolute Gegenteil. Hauptgrund dafür ist die Rückseite des Geräts: Hier kann man durchs transparente Glas nicht nur ins Innere des Geräts schauen – über 900 LEDs sorgen für ein besonderes Lichtspektakel.
Glyph nennt Nothing das. Die einzelnen Leuchtelemente können in unterschiedlichen Kombinationen und Rhythmen aufleuchten und so theoretisch eine ganze Reihe von Ereignissen darstellen.
So kann man eingehende Anrufe, Mails, Insta-Posts und mehr jeweils mit einem eigenen Sound und Glyph versehen. Die Idee dahinter ist, dass man das Telefon aufs Display legen kann und trotzdem nicht verpasst, wenn wichtige Nachrichten eintreffen.
Damit man das wirklich nutzen kann, muss man eine Reihe von Glyphs lernen – uns war das im Test zu mühsam. Cool aussehen tut es aber so oder so.
Überhaupt ist das Telefon auch im Betriebssystem durchgehend mit stylishen Retro-Versatzstücken gespickt, auch die Sounds passen dazu. So fühlt sich die Bedienung cool und besonders an – obwohl unter der Oberfläche dasselbe Android werkelt, wie bei anderen Geräten auch.
Das erste Smartphone des neuen Herstellers Nothing macht einen rundum gelungenen Eindruck. Hier hat man sich offenbar viele Gedanken darüber gemacht, was Nutzerinnen und Nutzer brauchen, die sich zwar für ihr Smarphone interessieren und alles damit tun wollen, aber nicht bereit sind, 800 Franken oder mehr für ein Oberklasse-Gerät zu zahlen.
Gleichzeitig ist das Phone 1 ein echtes Statement: Dieses Gerät sieht auf den ersten Blick anders aus, als die allermeisten Geräte. Wer mit seinem Handy aus der Masse herausstechen will, dem gelingt das mit diesem Gerät ganz sicher – sogar im Dunkeln.
Wer nicht das allerbeste oder allerschnellste Gerät braucht – oder schlicht nicht bereit ist über 800 Franken für ein Smartphone auszugeben, aber dennoch ein gut bedienbares, schnelles Handy will, dem kann das Nothing Phone 1 wärmstens empfohlen werden. Ein äusserst gelungener Auftakt von Nothing im Smartphonemerkt, auch ganz ohne den Hype.