Meinen Wechsel zum günstigen Mobile-Abo von Yallo vor rund eineinhalb Jahren habe ich bislang nicht bereut. Nun gebe ich auch dem neuen Internet- und TV-Abo der Budget-Marke von Sunrise UPC eine Chance.
Ich habe mir das Kombi-Abo im Januar zum extrem günstigen Einführungspreis von 14.95 Franken (laut Yallo lebenslanger Rabatt) geschnappt.
Aktuell und bis am 21. Februar 2022 gibt es das Angebot für 44 Franken pro Monat (39 Franken für Yallo-Mobile-Kunden). Mit einem Kabelanschluss in der Wohnung erhält man bis 1 Gbit/Sekunde, mit einem Glasfaseranschluss bis zu 10 Gbit/s zum gleichen Preis. Yallo TV mit sieben Tagen Replay ist inbegriffen. Nach der Einführungsphase soll das Kombi-Abo 79 Franken kosten, Rabatte sind bei Yallo aber die Regel.
Nur das TV-Abo, das mit jedem beliebigen Internet-Anbieter genutzt werden kann, kostet 20 Franken pro Monat. Yallo-typisch wird das TV-Abo meist zum Aktionspreis von 12.95 Franken angeboten.
Aber taugt das auch was? Oder bereue ich es bereits?
Acht Tage nach der Bestellung trifft die Yallo Home Cable Box ein. Sie ist ganz in Weiss und grösser als erwartet, sieht aber ansprechend aus, so dass man sie auch im Wohnzimmer platzieren kann.
Yallo verspricht eine «einfache Plug & Play-Installation» und so ist es auch: Das mitgelieferte Kabel an einer Kabeldose anschliessen, Stromkabel einstecken und nach wenigen Minuten ist das WLAN aktiv. Ein Gäste-WLAN und anderes lässt sich in der übersichtlichen Weboberfläche des Routers einrichten. Diese ruft man im Browser über eine IP-Adresse auf, die auf der Unterseite des Geräts zu finden ist.
Ich habe die Home Cable Box nun gut eine Woche im Einsatz. Das WLAN-Signal kommt problemlos in jede Ecke unserer 4-Zimmer-Wohnung (rund 120 m²), allerdings erreiche ich beim Download nur 300 bis 500 MBit/s, also kaum die Hälfte der bestmöglichen Leistung. Auch damit wären bis 20 parallele Netflix-Streams in 4K (Ultra-HD) möglich. Rund 600 MBit/s sind mit einer Verbindung via LAN-Kabel das höchste der Gefühle. Beim Upload werden die versprochenen 100 MBit/s konstant erreicht.
Würde ich den vollen Preis von 79 Franken pro Monat zahlen, wäre ich mässig begeistert, für 15 Franken will ich mich nicht beschweren. Ausserdem kommen andere User offenbar auf über 900 MBit/s, insofern scheint das Problem irgendwo bei mir und nicht an Yallo zu liegen.
Die wichtigsten Eigenschaften von Yallo Internet:
Was man wissen sollte: UPC-Kundinnen und -Kunden könnte der Yallo-Router bekannt vorkommen. Er entspricht äusserlich eins zu eins der UPC Giga Connect Box, nur das Logo wurde angepasst. Auch die Hardware ist dieselbe, aber leider wird die Funktionalität mit einer anderen Firmware beschnitten, beispielsweise kann der Bridge Mode nicht aktiviert werden.
Anspruchsvolle User, die ihr Netzwerk bis ins Detail manuell konfigurieren wollen und auf Bridge-Modus, IPv4, Port-Forwarding etc. angewiesen sind, sollten daher einen Bogen um das Internet-Abo von Yallo machen oder zuerst abklären, was genau möglich ist. Yallo muss sich insbesondere den Vorwurf gefallen lassen, dass über technische Details auf der Produkt-Webseite ungenügend informiert wird.
Otto Normalverbraucher hingegen, die einfach nur unkompliziert WLAN in der Wohnung wünschen und sich möglichst nicht mit Einstellungen herumschlagen wollen, sind hier gut bedient. Für meine Ansprüche, Homeoffice (ohne VPN), Netflix streamen, im Web surfen etc. reicht dies allemal.
Wie sieht es nun aber mit Yallo TV aus?
Yallo TV ist wie Zattoo, Wilmaa oder Teleboy eine TV-App für Fernseher sowie Smartphones und Tablets, die mit jedem erdenklichen Internet-Anbieter genutzt werden kann. Für das TV-Abo braucht man also weder Internet- noch Mobile-Abo von Yallo oder Sunrise UPC. Empfohlen wird lediglich eine Bandbreite von mindestens 30 Mbit/Sekunde.
Yallo TV wird mit einer Android-TV-Box inklusive Fernbedienung und allen notwendigen Kabeln geliefert.
Die äusserst kleine und optisch ansprechende Streaming-Box im Wert von 69 Franken erhält man aktuell beim Abschluss des Internet- oder TV-Abos kostenlos dazu. Die Inbetriebnahme ist ein Kinderspiel, irritierend ist jedoch, dass zwar Streaming-Apps wie Netflix oder Disney Plus vorinstalliert sind, von der Yallo-TV-App beim ersten Einschalten aber jede Spur fehlt. Man muss sie also selbst aus dem Google Play Store laden, was ein Google-Konto bedingt.
Des Rätsels Lösung: Die mitgelieferte Streaming-Box ist keine Yallo-eigene TV-Box, sondern eine Android-TV-Box der mir bislang unbekannten Marke Strong. Natürlich ergibt es Sinn, dass Yallo nicht auch noch eine eigene TV-Box entwickelt, aber die meisten User würden wohl erwarten, dass die TV-App, die sie eigentlich wollen, vorinstalliert ist.
Von diesem Schönheitsfehler abgesehen überzeugt mich die TV-Box nach über drei Monaten im Einsatz.
Idealerweise hängt man die TV-Box per Netzwerkkabel an den Router, alternativ kann sie sich mit dem WLAN verbinden. Zwingend nutzen muss man die Streaming-Box, die Inhalte in 4K (Ultra HD) wiedergeben kann und bei mir flüssig und tadellos läuft, übrigens nicht. Wer einen Fernseher mit Android (z. B. von Sony oder Phillips) oder bereits eine andere Android-TV-Box hat, kann auch darauf Yallo TV aus dem Google Play Store installieren. In Bälde soll es die App auch für Apple TV geben. Auf yallo.tv können Sendungen im Browser geschaut werden, was beispielsweise auf einem Laptop praktisch ist.
Die wichtigsten Eigenschaften von Yallo TV:
Ich habe Yallo TV in den letzten gut drei Monaten regelmässig auf unserem Samsung-Fernseher genutzt und sporadisch mit UPC TV (mein bisheriges Abo) und anderen Internet-TV-Apps wie Zattoo und Sunrise TV Neo verglichen.
Mein Eindruck: Die Yallo-App läuft auf der mitgelieferten TV-Box flüssig und Sender werden schnell gewechselt. Es gibt eine minimale Verzögerung, sie liegt aber weit unter einer Sekunde. Zumindest in meinem Test hatten Zattoo, Teleboy und Wilmaa eine spürbar längere Umschaltzeit. Sunrise TV Neo war nur knapp langsamer.
Wie andere TV-Apps hat auch Yallo eine zeitliche Verzögerung von rund 20 Sekunden zum Live-Signal, interessanterweise ist die Latenz geringer als bei Sunrise TV Neo von der gleichen Firma.
Das Spulen geht einigermassen bequem von der Hand, da ein Vorschaufenster anzeigt, wo man gerade ist. Ganz so flüssig und bequem wie bei meinem UPC TV über den Kabelanschluss ist spulen leider nicht.
Der TV-Guide ist soweit übersichtlich (siehe folgende Diashow). Es gibt nach Sprachen und Genres vordefinierte Senderlisten, man kann eigene Senderlisten erstellen und die Reihenfolge der Sender am Fernseher, in der Mobile-App oder im Web auf yallo.tv anpassen.
Der Funktionsumfang entspricht mit gut 270 Sendern, 7-Tage-Replay und der Aufnahmefunktion für 1000 Sendungen ungefähr dem, was man von anderen TV-Anbietern gewohnt ist. Dass Yallo TV ohne Zusatzkosten für weitere TV-Boxen auf fünf Geräten gleichzeitig genutzt werden kann, ist sicher kein Nachteil.
Leider gibt es auch einige Dinge, die mir weniger gefallen, dazu nach der Diashow im Detail mehr.
Das Bild ist scharf, aber aus irgend einem Grund wirkt es im direkten Vergleich mit den anderen TV-Diensten etwas fahler. Ernsthafte technische Probleme hatte ich während meiner mehrmonatigen Testphase keine, allerdings gibt immer mal wieder ganz kurze Bildaussetzer. Gleich mehrmals hat mich eine Fehlermeldung beim Einschalten des Fernsehers begrüsst. Die liess sich jeweils wegklicken und hatte ansonsten keine sichtbaren Auswirkungen.
Anfänglich wurden Filme ein, zweimal nicht richtig aufgenommen, inzwischen scheint dies zuverlässig zu funktionieren. Wie bei anderen TV-Abos sind auch Serienaufnahmen möglich. Dies klappt aber nur bei TV-Serien mit Episoden, während wöchentliche Sendungen wie etwa der «Kassensturz» nicht als Serienaufnahme möglich sind. Gut möglich, dass man diese Funktion bewusst weglässt, damit nicht gleich alle Kunden von UPC oder Sunrise zur Billig-Marke Yallo wechseln.
Insgesamt bin ich zufrieden. Yallo TV kommt aber nicht ganz an das Nutzererlebnis der teureren TV-Angebote von UPC und Sunrise heran (Blue TV von Swisscom kann ich nicht beurteilen). Es dauert beispielsweise nach dem Einschalten im Extremfall bis zu sechs Sekunden, bis das Fernsehbild erscheint (manchmal geht es auch nur eine Sekunde) und die Bedienung ist generell etwas umständlicher. Insbesondere das Wechseln der Sender ist meiner Meinung auf der Fernbedienung nicht optimal gelöst.
Zumindest anfänglich hat mich irritiert, dass der Senderwechsel nicht wie bei fast allen anderen TV-Diensten mittels der Navigationstasten (oben / unten) erfolgt, sondern mit mehreren Klicks relativ umständlich über das Steuerkreuz. Es gibt zwar einen Zapping-Modus, aber schnelles Zappen geht bei vergleichbaren TV-Apps wie Teleboy oder Zattoo viel einfacher von der Hand (die eigentliche Umschaltzeit hingegen ist wie beschrieben sehr kurz).
Was man zur Fernbedienung noch wissen sollte: Die mitgelieferte Fernbedienung zur Android-TV-Box wurde nicht spezifisch für Yallo TV entwickelt, sondern generell für StreamingApps wie Netflix. Die kleine Fernbedienung liegt zwar gut in der Hand, ist aber ziemlich minimalistisch gestaltet. Eine separate Sender-Umschalt-Taste (hoch, runter) sucht man beispielsweise vergebens.
Alternativ lässt sich Yallo TV, respektive die Android-TV-Box auch mit der gewohnten Fernbedienung des Fernsehers steuern. Die Sender-Umschalt-Taste meiner Samsung-Fernbedienung unterstützt Yallo TV aber eben (noch) nicht. Vergleichbare TV-Apps wie Teleboy, Zattoo oder auch Sunrise TV Neo aus dem gleichen Haus können dies.
Zugegeben, das ist Jammern auf relativ hohem Niveau. Spätestens nach ein paar Tagen hat man auch die Navigation der Yallo-TV-App verinnerlicht. Was einige bei Yallo TV hingegen vermissen könnten, sind Nutzerprofile. Soweit ich dies sehe, gibt es nur ein Konto für alle User in der Familie.
Wie erwähnt kann das Abo gleichzeitig auf fünf Geräten genutzt werden. Zumindest die App für Android-Smartphones ist leider eine Zumutung: Lange Ladezeiten, extrem schlechte Performance etc. etc.
Yallos Internet-Abo ist für Kundinnen und Kunden, die einfach nur schnelles Internet ohne Firlefanz wünschen. Ich nutze es primär für Homeoffice und Video-Streaming und bin soweit zufrieden. Anspruchsvolle User werden damit aber vermutlich nicht glücklich werden. Nicht wegen der Geschwindigkeit, sondern aufgrund fehlender Konfigurationsmöglichkeiten. Diese werden wohl eingeschränkt, um bestimmte User bei den teureren Abos von Sunrise und UPC zu halten.
Auch Yallo TV reicht nicht ganz an den Komfort meines bisherigen und teureren UPC TV heran – fällt aber auch nicht massiv ab. Wer schon andere TV-Apps auf dem Fernseher genutzt hat, versteht vermutlich, was ich meine. Dass Sunrise UPC oder auch Swisscom auf ihre eigene TV-Box und darauf abgestimmte Software und Fernbedienung setzen, hat seinen Preis, aber auch gewisse Vorzüge. Diesen Nachteil teilt Yallo mit Zattoo, Teleboy, Wilmaa und allen anderen TV-Apps.
Trotz der erwähnten Mankos sind 44 Franken pro Monat für schnelles Internet inklusive TV-Abo mit Replay-TV ein attraktiver Preis, zumal der Rabatt laut Yallo «lebenslang» gilt. Bei anderen Anbietern sind Rabatte sehr oft zeitlich befristet. Zum Normalpreis von 79 Franken würde ich das Angebot hingegen niemandem empfehlen.
Wenn man allerdings den Kundendienst braucht und anruft, läuft man danach verwirrt schreiend stundenlang durch den Wald und möchte etwas töten. Mit einem Käsehobel zu onanieren ist angenehmer. Mit einem Rudel ausgehungerter Wölfe kuscheln? Yep, lieber als Yallo „Support“.