Wie, was, wo, warum? Fragen über Fragen prasseln auf mich ein, während ich von der audiovisuellen Pracht komplett eingelullt werde. Parallel umarmen mich die Verzweiflung und der Drang, das Spiel einfach auszumachen. Doch die Neugierde ist viel zu gross und ich tauche immer tiefer in eine Welt hinein, die ich auch nach dem Durchspielen einfach nicht wirklich verstehe.
Mein Raumschiff ist auf einem riesigen anderen Raumschiff (oder ist es doch ein gigantischer Organismus mit ordentlichem Puls?) gestrandet und ich muss mir den Weg durch eine verwinkelte, überbunte Landschaft mit zahlreichen Sackgassen bahnen, um Antworten zu finden, die ich wohl gar nie bekommen werde.
In einer organisch anmutenden Welt voller Farben und Formen treffe ich auf Lebewesen, bei denen man oft nicht weiss, wo oben und unten ist. Ich werde mit Textphrasen versorgt, die voller Rätsel stecken, bekomme Hinweise, die ich nicht deuten kann, ziehe verwirrter als vorher von dannen und suche einen Weg, um aus der misslichen Lage zu entkommen. Skurrile Gegner, die in Pixelblut zerplatzen kreuzen mich und hie und da gibt es ein grösseres Monster, das mich angreift (warum eigentlich?) und von mir wie es sich gehört in seine Einzelteile zerlegt werden möchte.
Langsam, aber sicher verstehe ich, wie diese pulsierende Sci-Fi-Welt funktioniert. Oder ich erahne es zumindest oder meine es zu verstehen. Ich brauche besondere Fähigkeiten, die ich an bestimmten Stellen einsetzen muss, damit ich die Reise fortsetzen kann. «Metroid» und «Castlevania» lassen grüssen. Das Problem ist nur, dass mich die Welt optisch dermassen überreizt (aber auch total fasziniert), dass ich Hintergrund und Vordergrund oft nur schwer unterscheiden kann.
Auch Objekte, mit denen ich interagieren soll und die herumwuselnden Kreaturen, bei denen oft nicht klar ist, ob Freund oder Feind, verwirren mich und kosten Lebensenergie. Und immer wieder kommt eine grosse Portion vom Kollegen Meta auf mich zu, der möchte, dass ich zwischen den Zeilen lese und philosophische Hinweise zum Leben und Tod aufsauge. Kann ich machen, nur erschliesst sich mir danach immer noch nicht, was das Ganze denn nun wirklich soll.
Aber egal, ich zieh's durch und gebe mich der Mechanik hin. Mit meiner Klinge metzle ich mich durch die Gegner, hüpfe auf Plattformen herum, entdecke versteckte Gänge und sinniere über meinen Fertigkeitsbaum, der mich noch mehr verwirrt, als es das Spiel per se schon macht. Obendrauf werde ich mit einer Zeitschleife-Problematik konfrontiert, muss bestimmte Samen für wachsende Bäume pflanzen, damit ich weiterkomme und noch mehr Fragezeichen schwirren mir um den Kopf.
Von Stunde zu Stunde scheint das Spiel noch unübersichtlicher zu werden, doch man kann seine Augen einfach nicht von dieser einnehmenden Optik abwenden. Das Spiel hat mich. Sogar die Verwirrtheit ist verwirrt, aber ich gehe tiefer. Ich schaue auf die Karte, suche mir einen Fixpunkt und versuche das nächste Ziel ausfindig zu machen. Ich renne und hüpfe von einer Sackgasse in die nächste, bis ich kurz vor der totalen Verzweiflung endlich weiterkomme.
Fazit: «Ultros» ist zäh, braucht Geduld, Nerven und Toleranz. Auch wenn ich nach einigen Stunden immer noch sehr viele Fragen und auch am Ende keinen Durchblick habe, möchte ich diesen eigenwilligen Trip nicht missen.
Die Optik ist berauschend, bringt mich schier um den Verstand und meine Orientierung komplett durcheinander. Doch ich liebe sie, genauso wie den Klangteppich, der passend zum kruden Kleid mich in Akustik-Welten kickt, die mich schlicht sprachlos zurücklassen.
Ja, ich habe nicht viel verstanden, die Spielmechanik ist enorm zweckentsprechend und einige werden wohl bereits nach den ersten Stunden genervt abschalten. Doch das Gesamtkonstrukt ist wahrlich etwas ganz Besonderes geworden, das erlebt werden möchte.
«Ultros» ist erhältlich für Nintendo Switch, Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X/S und PC. Freigegeben ab 16 Jahren.