Das Surface Laptop Studio ist der jüngste Spross in Microsofts stetig wachsender Surface-Familie. Es ist ein schnelles, vielseitig nutzbares und mit 1600 Franken aufwärts nicht ganz günstiges Arbeitsgerät, das ich die letzten beiden Wochen beruflich und privat genutzt habe. Ob es nicht nur im Werbeprospekt glänzt, sondern auch in der Praxis überzeugt, zeigt der folgende Erfahrungsbericht.
Interessant sind vorab die flexiblen Nutzungsmodi, die das Surface Laptop Studio von einem normalen Laptop abheben. Es sieht zwar auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Windows-11-Laptop aus, aber der Bildschirm lässt sich auf ungewöhnliche Weise drehen und wenden.
Darum zunächst ein paar Worte (und GIFs), wie das vielseitige Gerät genutzt werden kann: Bei klassischen Laptops ist der Nutzen des Touchscreens arg beschränkt. Hier spielt der ungewöhnliche Laptop seine Stärken aus. Das Display hat in der Mitte ein Scharnier und lässt sich so verstellen, dass der Touchscreen nützlich wird.
Erstens kann man den Touchscreen näher an sich heranziehen, sodass er die Tastatur verdeckt, das Touchpad aber noch nutzbar bleibt. In dieser Position wird die Touchbedienung deutlich komfortabler. Sie eignet sich beispielsweise um Filme zu schauen oder im Web zu surfen.
Zweitens lässt sich das Display flach hinlegen, wobei es leicht schräg bleibt. Diese Position ist ideal, um mit Microsofts Eingabestift Slim Pen 2 (muss separat gekauft werden) Notizen zu machen, Dokumente zu markieren oder zu zeichnen. Die verbesserte Touch-Tastatur und die bemerkenswert gute Handschrifterkennung erleichtern die Verwendung des Geräts im Tablet-Modus.
Drittens lässt sich das Display um 180 Grad wenden, um beispielsweise in Meetings gegenübersitzenden Personen den Bildschirm zu präsentieren.
Das Surface Laptop Studio bringt mit seinem 14,4 Zoll grossen Touchscreen im praktischen 3:2-Format 1,8 Kilo auf die Waage. Für die Grösse geht das in Ordnung. Es ist nicht als ultradünner und federleichter Laptop konzipiert, sondern als leistungsstarke, mobile Workstation mit dediziertem Grafikchip, die den Desktop-PC ersetzen kann.
Ein watson-User hat das Gerät in einem früheren Kommentar treffend beschrieben:
Ob all die verschiedenen Nutzungsmodi wirklich nützlich sind, liegt im Auge des Betrachters. Was ich sagen kann: Microsoft ist und bleibt der Meister der Scharniere. Das Ändern der Display-Position geht genauso geschmeidig von der Hand, wie ich mir das gewünscht habe.
Das LCD-Display ist nicht nur flexibel nutzbar, sondern auch hochwertig: Auflösung, Farben, Helligkeit, alles top. Eigentlich hätte ich wenig auszusetzen, würde es nicht ausgeprägt spiegeln. Die störenden Reflexionen sind für ein Business-Notebook eigentlich ein No-Go. Umso besser funktioniert das 120-Hz-Display als Touchscreen, sei es per Finger- oder Stifteingabe. Es reagiert äusserst präzise und ist reaktionsschnell.
Als Tablet ist das Surface Laptop Studio aber – wie es die Bezeichnung «Studio» erahnen lässt – nur auf dem Schreibtisch geeignet. In der Hand ist es viel zu gross, schwer und klobig. Nicht mehr zeitgemäss in dieser Preisklasse sind zudem die ziemlich ausgeprägten schwarzen Ränder ums Display. Der obere Rahmen beherbergt eine ordentliche Full-HD-Webcam sowie den Sensor für das Entsperren per Gesichtserkennung (Windows Hello), was auch in dunkler Umgebung tadellos funktioniert.
Wirft man einen Blick auf die Unterseite, wird eine weitere Besonderheit des Laptops enthüllt. Er steht auf einem gut 0,5 Zentimeter hohen Lüftersockel, der nicht sichtbar ist, wenn man von vorn oder oben auf den Laptop schaut.
In dieser verdeckten Basis stecken Prozessoren und Grafik-Chips, die mehr Leistung, aber auch mehr Hitze erzeugen als die heruntergetakteten Chips in ultradünnen Laptops. Das leicht erhöhte Design soll die Kühlung optimieren. Meine Befürchtung, dass dadurch das Tippen unangenehmer wird, hat sich im Alltag nicht bestätigt.
Mein Testgerät mit Intel-Core-i7-Prozessor (11370H), 16 GB RAM, 512 GB SSD und einer separaten Mittelklasse-Grafikkarte (Geforce RTX 3050 Ti) kostet aktuell rund 1800 Franken. Im Büroalltag kam es nicht annähernd an seine Leistungsgrenze und den Lüfter habe ich in den letzten beiden Wochen kein einziges Mal wahrgenommen. Unter Volllast hingegen strömt die warme Luft links und rechts aus den Lüftungsschlitzen, was ich persönlich unangenehm finde. Selbst dann bleibt das Gerät aber sehr leise.
In meinem typischen Büroalltag (viel Browser, wenig Bildbearbeitung) hielt der Akku sechs bis acht Stunden. Das ist weniger als erwartet, allerdings ist das 1,8 Kilo schwere Notebook auch kein federleichtes Notebook für unterwegs, sondern eher ein Gerät, das meistens auf dem Schreibtisch bleibt und am Stromkabel hängt. Dass Microsoft die Laufzeit mit 18 bis 19 Stunden angibt, ist schlicht lächerlich.
Das Surface Laptop Studio kann in fünf Konfigurationen bestellt werden. Mit 16 oder 32 GB Arbeitsspeicher und 256 GB bis 2 TB Speicherplatz (SSD) werden die meisten Bedürfnisse abgedeckt. Es ist ideal für rechen- und speicherintensive Arbeiten wie Bildbearbeitung. Für allerhöchste Ansprüche fehlen Konfigurationen mit noch stärkeren Spezifikationen. Der Arbeitsspeicher lässt sich nicht erweitern, der SSD-Speicher ist modular und kann laut Microsoft durch eine Fachpersonen ersetzt werden.
Die Preisspanne liegt bei knapp 1600 bis gut 3000 Franken. Selbst die beiden günstigeren Varianten mit Intel-Core-i5-Prozessor bieten mehr Leistung als viele aktuelle Oberklasse-Business-Notebooks. Die drei teureren Varianten mit i7-Prozessor und separatem Grafikchip (Nvidia Geforce RTX 3050 Ti) ermöglichen auch bei aktuellen und anspruchsvollen Games flüssiges Full-HD-Gaming mit hohen Detailstufen. Soll das Surface Laptop Studio auch als Gaming-PC dienen, ist ein Modell mit Nvidia-Grafikkarte natürlich Pflicht.
Das Laptop Studio ist auf den ersten Blick als Surface-Gerät erkennbar. Beim Design bleibt sich Microsoft also treu. Edles Gehäuse, hochwertige Verarbeitung. Das passt.
Anhand der ersten Bilder hatte ich befürchtet, dass der Laptop klobig ist. Da der Sockel mit den Lüftungsschlitzen aber nicht sichtbar ist, wenn man vor dem Gerät sitzt, wirkt es viel schlanker, als es mit seinen maximal 1,89 cm eigentlich ist. Im Alltag kommt es dank dieses Design-Kniffs eleganter daher als manch andere Business-Laptops mit ähnlichen Massen (wie die folgende Diashow zeigt).
Generell ist das Gerät durchdacht: Insbesondere gefällt mir, dass der optionale Eingabestift Slim Pen 2 magnetisch unter der abgestuften Vorderseite verstaut und gleichzeitig geladen werden kann. Der Magnet ist extrem stark, sodass der Stift auch beim Transport des Laptops in einem Rucksack jederzeit haften bleibt.
Microsoft eigener Eingabestift harmoniert perfekt mit dem reaktionsfreudigen 120-Hz-Display und Windows 11. Das Schreiben fühlt sich ungemein natürlich an. Unterstützt wird das Schreibgefühl durch das in den Slim Pen 2 eingebaute haptische Feedback, das ihn auf dem Bildschirm minim vibrieren lässt, sodass er sich schon fast wie ein Kugelschreiber auf Papier anfühlt. Leider wird das haptische Feedback noch längst nicht von allen Apps unterstützt.
Ich bin kein Grafiker, daher ist es für mich schwierig, die Qualität des Laptop Studios für professionelle Illustrationen zu beurteilen. Ich empfehle daher dieses Testvideo eines Cartoonisten, der regelmässig neue digitale Stifte und Zeichen-Tablets testet.
Mager sieht es bei den Anschlüssen aus: Zweimal USB-C jeweils mit Thunderbolt 4, eine Kopfhörerbuchse und der seit Jahren unveränderte magnetische Surface Connect Port für das Ladekabel. Fertig. Alle externen Geräte wie Monitore werden also über die USB-C-Ports angeschlossen, wobei Thunderbolt 4 auch ultraschnelle Datenübertragung erlaubt. Zudem lässt sich das Notebook alternativ auch über diese Anschlüsse laden.
Den fehlenden alten USB-Anschlüssen kann man nachtrauern, oder man freut sich, dass das Gerät mit Thunderbolt 4 zukunftstauglich ist. Persönlich hätte ich mir bei einem solchen Arbeitsgerät einen Steckplatz für SD-Karten gewünscht.
Tastatur und Touchpad waren schon beim früheren Surface Book sehr gut, nun sind sie nahezu perfekt. Insbesondere das grosse und nochmals optimierte Touchpad reagiert äusserst präzise.
Auch mit der Tastatur kam ich von Anfang an problemlos zurecht. Sie ist nicht vergleichbar mit ThinkPad-Tastaturen, aber massiv besser als in vielen aktuellen, ultradünnen Notebooks. Der Druckpunkt mag eher weich sein, aber das Schreibgefühl ist deswegen kein bisschen schwammig. Und: Sie ist flüsterleise.
Das Surface Laptop Studio ist die Evolution des bisherigen Surface Book. Obwohl ich die letzten fast sechs Jahre ein Surface Book genutzt habe, gefällt mir das Laptop Studio einen Tick besser. Es fühlt sich mehr nach einem klassischen Laptop an, der für alle eine Überlegung wert ist, die oft und gerne mit einem digitalen Stift arbeiten und viel Leistung benötigen.
Ein Laptop, der je nach Konfiguration 1600 bis knapp über 3000 Franken kostet, ist offensichtlich nicht günstig. Hier bekommt man aber auch einiges geboten, insbesondere die vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten sind fast konkurrenzlos. Dessen ungeachtet lohnt sich der Aufpreis gegenüber einem klassischen Laptop nur, wenn man die zusätzliche Flexibilität und Produktivität sinnvoll zu nutzen weiss. In diesem Fall, und nur in diesem Fall, ist das Surface Laptop Studio sein Geld wert, zumal es nicht viele ähnliche Geräte gibt. Als Alternative sei das HP Elite Folio erwähnt.
Für die meisten User bleibt ein normaler Laptop die günstigere und bessere Optionen. Wer hingegen schon lange nach einem solchen Multifunktionsgerät gesucht hat, wird vermutlich nicht enttäuscht werden.
Ganz allgemein empfehle ich bei Laptops, die täglich und beruflich genutzt werden, nicht zu sehr zu sparen und das Gerät dafür mindestens fünf Jahre zu nutzen. Die Umwelt dankt es.
Ich bin seit einiger Zeit auf MacBook Pro umgestiegen, und sehr zufrieden. Aber die „Umwandlung“ zum Tablet finde ich an den Surface schon verdammt geil. Leider gehe ich nicht davon aus, dass Apple das MacBook je so anbieten wird - da sie ja ihr iPad verkaufen wollen 🫤