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«Atomfall» im Test: So gut ist das Game für Playstation, Xbox und PC

Die Idylle trügt: In Nordengland ist die Hölle los.
Die Idylle trügt: In Nordengland ist die Hölle los.bild: zvg
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Wo bin ich? «Atomfall» lässt dich alleine – und das ist gut so

Nach einer Nuklearkatastrophe irren wir ohne Erinnerungen in Nordengland herum und haben viele Fragen. Ein bekanntes Szenario, das in der Videospiellandschaft immer wieder für einen Überlebenskampf verwendet wird. Doch «Atomfall» geht seinen eigenen Weg.
26.03.2025, 19:4426.03.2025, 19:44
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Wo bin ich? Wer bin ich? Und was ist hier eigentlich passiert? Ohne Vorgeschichte erwache ich in einem schäbigen Bunker und werde sogleich von einem maskierten Menschen bedrängt. Er blutet stark und braucht meine Hilfe. Damit er mir seine Sicherheitskarte für den Ausgang aushändigt, suche ich Verbandszeug und irre via Egoperspektive in der Dunkelheit herum. Als ich die Schutzanlage endlich verlassen kann, präsentiert sich vor mir eine wunderschöne, heruntergekommene Landschaft. Was soll ich nun genau machen und wohin soll ich wandern? Der Überlebenskampf beginnt.

Eine kleine Welt voller Freaks

Bei den ersten Schritten durch diese kaputte Welt blitzen sofort grosse Game-Namen wie «Stalker» oder «Fallout» auf, die hier Pate gestanden sind. Wühlt man sich durch die gefundenen Notizen durch und hält ein erstes Schwätzchen mit einem Wegelagerer, scheint die Verwandtschaft nicht mehr streitbar zu sein: Nach einer nuklearen Katastrophe in Nordengland wurde ein Gebiet grossräumig gesperrt und zur Gefahrenzone erklärt. Stellenweise wurde gar eine Mauer um das Gebiet gezogen, um niemanden mehr rein oder raus zu lassen.

Dieses rote Kultobjekt darf natürlich nicht fehlen.
Dieses rote Kultobjekt darf natürlich nicht fehlen.bild: zvg

In dieser Quarantänezone haben sich in den fünf Jahren nach der Katastrophe eigene Gesellschaftsformen und Gruppierungen entwickelt. Es gibt maskierte Banditen, die mit roher Gewalt alles klauen, was sie auffinden, einen mysteriösen Kult, der eine eigenwillige Religion auf die Beine gestellt hat und noch viele andere seltsame Fraktionen, wo man nicht so recht weiss, wann genau sie den Verstand verloren haben.

Dann wäre da auch noch ein idyllisches, abgelegenes Dorf, wo sich die Regierung niedergelassen hat und versucht die Ordnung aufrecht zu halten. Doch auch in diesem Gebiet wird schnell klar, dass hier etwas so gar nicht stimmen mag. Und warum hier riesige Roboter durch die Strassen stampfen ist nur eines von vielen weiteren Rätseln, das gelöst werden will.

In diesem charmanten Dorf haben Regierungstruppen angeblich alles unter Kontrolle.
In diesem charmanten Dorf haben Regierungstruppen angeblich alles unter Kontrolle.bild: zvg

Fragen über Fragen

So schlendere ich denn über die saftig grünen Hügel, versuche den aggressiven Banditen vorerst aus dem Weg zu gehen und irre durch die offene aber überschaubare Spielwelt auf der Suche nach Hinweisen, die mir verraten wohin ich mich denn nun begeben soll.

Auch wenn mich das Spiel überhaupt nicht an der Hand nimmt und rücksichtslos hineinwirft, serviert es mir immer wieder kleine Hinweise, wo ich denn weitere Infos bekomme, um meine Antworten zu erhalten. Ich werde beispielsweise in eine unscheinbare Bäckerei geschickt, wo ich schliesslich an andere Orte weitergeleitet werde und immer wieder ein kleines Puzzleteil mehr erhalte und meiner Spürnase folge.

Unter der Erde warten ein paar deftige Überraschungen.
Unter der Erde warten ein paar deftige Überraschungen.bild: zvg

Nach und nach führe ich Gespräche mit Figuren, die ich ausquetschen oder mit ihnen Handel betreiben kann. Ich werde in unterirdische Stollen geschickt, muss in verzweigten Bunkeranlagen nach Gegenständen suchen und komme schliesslich nicht um das Gebiet von kriminellen Zeitgenossen herum.

Fäuste, Füsse und Waffen

Gut dass ich mittlerweile ein paar Waffen besitze, um mich zu wehren. Denn sobald ich entdeckt werde, kommt die wilde Horde und macht Jagd auf mich. Wer viel und fleissig Schrottteile und dieses und jenes sammelt, ist klar im Vorteil. Denn Munition und Medizin sind in dieser Welt rar gesät und müssen stellenweise selbst hergestellt werden.

Um Kugeln zu sparen darf auch immer via Nahkampf ausgeteilt werden. Entweder werden Fäuste und Füsse eingesetzt oder eine ordentliche Hiebwaffe ausgewählt. Mit der Zeit kann ich nicht nur meine Waffen verbessern, sondern mich selber auch aufleveln um beispielsweise meine Kondition zu pushen, so dass ich länger wegrennen kann.

Unbewaffnet sollte man auf keinen Fall durch die Gegend schleichen.
Unbewaffnet sollte man auf keinen Fall durch die Gegend schleichen.bild: zvg

Ohne Stress auf Entdeckungsreise gehen

«Atomfall» weckt nicht nur den Entdeckergeist, sondern befriedigt ihn auch konstant. Ich sehe in der Ferne ein komisches Konstrukt und weiss mit der Zeit genau, dass es dort auch etwas zu sehen oder zu holen gibt und mir einen weiteren Hinweis zu dieser kruden Welt liefert und mich storytechnisch voranbringt. Schön auch, dass ich bei konkreten Aufgaben, die ich von Personen erhalte auch manchmal verschiedene Lösungsmöglichkeiten in der Welt ausprobieren kann, um an mein Ziel zu kommen.

Ein eigenartiger Kult sorgt für gruselige Schauwerte.
Ein eigenartiger Kult sorgt für gruselige Schauwerte.bild: zvg

Ohne Stress erledige ich meine Aufgaben und erkenne nach Stunden, dass ich gefühlt kaum auf einen Nebenquest-Pfad gelockt werde, weil sich alles organisch miteinander verbindet und mir stets viel Freiheit geschenkt wird. Je nach Spielweise und Entdeckungsdrang kann man ohne Probleme um die 30 Stunden in dieses Spiel versenken. Wer nur der stringenten Geschichte folgen möchte und mit Scheuklappen durch die Areale rennt, darf bereits nach etwa 10 Stunden den Abspann konsumieren.

Viel Stoff zum Nachdenken

Fazit: «Atomfall» hat mich schon nach den ersten Gehversuchen komplett überzeugt. Die britische Landschaft gewann sofort mein Herz und die Tatsache, dass ich komplett blind und ohne Kenntnisse in diese kaputte Welt geworfen wurde, weckte meinen Entdeckergeist. Die Spielwelt ist wohlwollend überschaubar und gespickt mit vielen Geheimnissen und komischen Menschen, welche den Mysterie-Faktor stets hoch halten.

Auch wenn ich am Ende der Geschichte immer noch unbeantwortete Fragen habe und nicht ganz glücklich darüber bin wie die Reise ausgeht, hinterlässt das Spiel eine grosse Portion Eigenständigkeit und bleibt gerade wegen vielen Unklarheiten länger im Gedächtnis haften und aktiviert den Mechanismus der Selbstinterpretation.

Dass es im Jahre 1957 tatsächlich in einem Atomreaktor in Windscale zu einem Brand kam und hier eine alternative Erzählung der Zeitgeschichte präsentiert wird, sorgt zusätzlich für Gänsehaut und spielt gekonnt auf der Was-wäre-wenn-Klaviatur, die auch hier viel Stoff zum Nachdenken mitgibt.

«Atomfall» ist ab dem 27. März erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X/S und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.

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