Wer behauptet, Fernseher würden alle gleich (langweilig) aussehen, hat vermutlich noch nie Samsungs The Serif gesehen. Obwohl der optisch extravagante Fernseher mit seinem 4K-QLED-Display auch technisch auf der Höhe der Zeit ist, steht beim Serif das Design an erster Stelle.
Mit seinen charakteristischen Standfüssen kann er platzsparend, also ohne TV-Möbel, überall im Raum platziert werden. Da ich seit Kurzem in einer neuen Wohnung lebe, schien der Zeitpunkt perfekt, «dem etwas anderen Fernseher» eine Chance zu geben.
Die zweite Generation des Serif (Modell 2019) gibt es mit Bilddiagonalen von 43, 49 und 55 Zoll. Für das kleinste Modell empfiehlt Samsung einen Preis von 1300 Franken, das 55-Zoll-Modell kostet 1800 Franken.
Die Fotos zeigen's bereits: The Serif versteht sich nicht nur als Fernseher, sondern auch als Möbelstück, das sich nahtlos in den Raum einfügen soll. Seine an einen Bilderrahmen erinnernde Silhouette und die filigranen Standbeine sind auf jeden Fall ein Blickfang, ob man das Design mag, ist wie so oft Geschmacksache.
Weniger ideal ist das Designstück, wenn man Spielkonsole, Soundbar, Blu-ray-Player etc. anschliessen möchte, da der Fernseher ja eigentlich ohne TV-Möbel auskommen soll.
Anschlüsse
Das erste Einrichten dauert alles in allem geschätzt 15 Minuten. Standbeine anschrauben, Stromkabel rein und allenfalls eine TV-Box von Swisscom, UPC, Sunrise etc. anschliessen. Das Einrichten des Smart-TVs erfolgt wahlweise über die Fernbedienung oder Samsungs «Smart Things»-App für Android und iOS.
Eigentlich muss man beim Setup nicht viel mehr machen als das WLAN-Passwort eingeben. Das geht via «Smart Things»-App auf dem Smartphone natürlich etwas schneller als mit der Fernbedienung. Die App installieren lohnt sich aber nur, wenn man auch danach den Fernseher per Smartphone steuern möchte.
Tipp: Damit man den Fernseher und weitere angeschlossene Geräte mit Samsungs mitgelieferter Fernbedienung steuern kann, muss man sie zuerst als Universalfernbedienung einrichten. Dann braucht man die Fernbedienung von Swisscom, UPC etc. nicht mehr.
Eine gute Bildqualität setze ich bei einem über 1000 Franken teuren 4K-Fernseher voraus. Diesbezüglich wird man vom Serif nicht enttäuscht, wobei ich gegenüber meinem rund vier Jahre alten 4K-TV von Sony keinen Quantensprung erkenne. Einen anderen Vorteil hat die jüngste TV-Generation aber: Samsungs QLED-Display spielt seine Stärken vor allem in hellen Räumen aus. Es ist so leuchtstark bzw. der Kontrast ist so gut, dass man mühelos am Tag fernsehen kann, ohne gleich den Rolladen herunterziehen zu müssen. Bei direktem Lichteinfall spiegelt auch The Serif irgendwann, aber die Helligkeit des Displays ist insgesamt sehr gut. Ein weiterer Vorteil gegenüber günstigen oder älteren Fernsehern ist der bessere Betrachtungswinkel. Man kann so auch problemlos seitlich auf den Fernseher schauen.
Was Cineasten- und Technik-Fans interessieren dürfte: The Serif unterstützt HDR10+ (High Dynamic Range), aber kein Dolby Vision. Samsungs eigener HDR-Standard optimiert den Kontrast und die Farben in Echtzeit, wenn der Film oder die Serie den Standard unterstützt. So hat man theoretisch immer ein optimales Bild – bislang gibt es aber nur wenige Inhalte, die HDR10+ unterstützen (u.a. Amazons Streamingdienst Prime Video).
Als langjähriger Nutzer eines Sony-Fernsehers mit Android TV hatte ich keine Ahnung, wie gut Samsungs Benutzeroberfläche ist. Sie ist hübsch, leicht zu bedienen und das Navigieren durch die Menüs und Einstellungen läuft butterweich, sprich ohne Wartepausen und dergleichen. Auf dem nicht ganz günstigen Design-Fernseher starten gut programmierte Apps (z.B. Netflix, YouTube) unverzüglich. Andere Apps wie Sky Show, Apple TV oder Zattoo nehmen sich mindestens zwei, drei Sekunden Zeit.
Auch das Ein- und Ausschalten erfolgt in Sekundenbruchteilen. Insgesamt ist die Performance sehr gut.
Beliebte Apps wie Netflix, Prime Video oder Apple TV sind vorinstalliert. Andere lassen sich in Samsungs App-Store mit zwei Klicks installieren. Da die Südkoraner bei Fernsehern seit Jahren Marktführer sind, haben viele grosse Streaming- und TV-Anbieter eine App im Angebot – darunter auch die in der Schweiz beliebten TV-Anbieter Teleboy und Zattoo.
Die Fernbedienung liegt gut in der Hand und sie ist vor allem sehr einfach zu bedienen, da sie auf die wichtigsten Bedienelemente reduziert ist. Allenfalls könnte man sich daran stören, dass sie aus weissem Kunststoff und nicht einem «wertigeren» Material wie Aluminium besteht.
Typisch für neuere Samsung-Fernseher ist die Taste für den Ambient-Modus, der den TV zum Kunstobjekt in den eigenen vier Wänden machen soll, wenn gerade nicht TV geschaut wird (dazu gleich mehr).
Mit der Mikrofon-Taste (oder per Sprachbefehl «Hi Bixby») aktiviert man die Sprachassistentin Bixby. So soll man den Fernseher auch mittels Sprachbefehlen bedienen können. Ganz simple Dinge, wie die Lautstärke ändern, funktionieren. Aber warum überhaupt sollte ich auf der Fernbedienung die Mikrofon-Taste drücken und «lauter» sagen, wenn ich in der Zeit die Lautstärke schon längst per Tastendruck reguliert habe? Insgesamt ist die Spracherkennung derart miserabel, dass ich die Sprachsteuerung nach ein paar Versuchen abgebrochen habe.
Item. Was aber wirklich nervt: Bixby unterbricht ab und zu das laufende Programm, weil sie glaubt etwas gehört, aber nicht verstanden zu haben. Immerhin kann man die nervige Assistentin komplett deaktivieren.
Ich bin weiss Gott kein Klangspezialist, würde aber behaupten, The Serif klingt genau gleich wie Samsungs «Bilderrahmen-Fernseher» The Frame, der wie ein Gemälde an die Wand gehängt wird. Also vollkommen ok, aber halt auch nicht mehr. Da The Serif aufgrund seines Designs deutlich voluminöser als die aktuellen Flachbildfernseher ist, hätte ich mir beim Klang etwas mehr erhofft. Aber Samsung ahnte vermutlich, dass die meisten Kunden mit der Qualität zufrieden sind – und den anderen kann man so zusätzlich eine teure Soundbar verkaufen.
The Serif kann Musik von Spotify und Co. nahtlos von Android-Smartphones via Bluetooth abspielen, wenn es zum Koppeln kurz auf den Fernseher gelegt wird. Der Fernseher hat hierzu eine im Rahmen verbaute NFC-Schnittstelle. Das ist nett, macht aber eigentlich nur Sinn, wenn man kein WLAN hat. In der eigenen Wohnung ist es bequemer, Musik via WLAN vom Smartphone auf den Fernseher zu streamen. Das geht sowohl mit Android- als auch Apple-Geräten problemlos, da Samsung löblicherweise auch Apples Streaming-Protokoll Airplay 2 unterstützt.
Der Fernseher hat die Energieeffizienzklasse A. Aber ist der Ambient-Modus nicht trotzdem eine sinnlose Stromverschwendung? Laut Samsung erhöht das sehr ähnliche TV-Modell The Frame die Stromkosten um rund 1.50 Franken pro Monat, wenn man den Kunst-Modus (Bilder anzeigen) rund um die Uhr nutzen würde. Beim Ambient-Modus des Serif dürfte dies in etwa gleich ausfallen.
«Ein integrierter Lichtsteuersensor sorgt automatisch für die zur Umgebung passende Helligkeit und minimiert den Stromverbrauch», schreibt Samsung. Sorgen um den Stromverbrauch im Ambient Mode scheinen auf den ersten Blick eher unbegründet. Sollten aber künftig alle Fernseher auf diesem Planeten mehrere Stunden pro Tag im Kunst- oder Ambient-Modus laufen ...
Ich möchte keine Sekunde bestreiten, dass The Serif ein technisch hochwertiger Fernseher ist: Bildqualität, Benutzeroberfläche, App-Auswahl, Geschwindigkeit, alles top. Die meisten Käufer werden den Fernseher vermutlich trotzdem weniger aufgrund der technischen Spezifikationen in ihr Herz schliessen, sondern weil ihnen das extravagante Design zusagt.
Die Optik polarisiert und ist natürlich Geschmacksache. Mir gefällt die Form grundsätzlich, enttäuscht bin ich hingegen vom billigen Plastik-Look des weissen Modells. Ob der Fernseher in anderen Farben wertiger aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.
Bevor man The Serif kauft, sollte man sich gut überlegen, ob der ausgefallene Fernseher auf Standfüssen in der eigenen Wohnung
Da ich an meinen Fernseher Geräte wie Set-Top-Box, Spielkonsole und Blu-ray-Player anschliessen möchte, ist ein Fernseher mit einem klassischen TV-Möbel für mich die bessere Wahl. Klar, auch The Serif kann man ohne Standbeine auf ein Sideboard stellen (aber das wäre irgendwie witzlos). Ich habe mich u.a. deshalb gegen The Serif und für The Frame entschieden, zumal beide Modelle technisch gleichwertig sind.
Ich hatte The Serif und The Frame bislang je gut zwei Monate in Gebrauch. Was mir dabei auffällt: Beim Frame nutze ich den Kunst-Modus ständig, weil die digitalen Kunstwerke an der Wand einfach gut aussehen und die Bewegungs- und Helligkeitssensoren für ein optimales Ergebnis sorgen. Das Gemälde wird beispielsweise nur dargestellt, wenn man im Raum ist und die Helligkeit wird automatisch der Lichtsituation angepasst.
Zwar lassen sich auch beim Serif Kunstwerke oder eigene Fotos darstellen, es wirkt aber meiner Meinung einfach nicht so gut wie beim Frame. Der vollständige Kunst-Modus mit Samsungs kostenpflichtigem Digital-Abo für über 1000 weltbekannte Gemälde steht beim Serif leider nicht zur Verfügung.
All diese Nachteile machen den Ambient Mode des Serif für mich zur Spielerei, während der Frame als Kunstobjekt im Wohnzimmer vollauf überzeugt.
Nein, nicht so wirklich mein Ding, diese Kiste. Auch die Fussbeine sehen so richtig billig aus.
Danke für den Bericht.